Am Ende zählt nur das Leben
verbrachten einen netten Nachmittag mit seinen Eltern, der meine Laune noch steigerte. Sarah spielte im Garten, und Roberts Mutter war begeistert von meiner Kleinen. Sogar meine Jugendliebe beschäftigte sich eine Weile mit ihr.
»Sie spricht so toll«, sagte Robert.
»Wie meinst du das?«
»Ihr Wortschatz ist enorm für eine Zweijährige. Ein kluges Mädchen.«
»Sie ist schon fast zweieinhalb und kommt eben ganz nach ihrer Mutter«, kokettierte ich mit einem Augenzwinkern.
»Das hatte ich auch nicht anders erwartet.«
Ich fühlte mich rundum wohl.
Zum Abschied fragte Robert mich, ob ich nicht am nächsten Tag zu seinem Geburtstag kommen wolle. Und wie ich wollte! Schon jetzt fühlte sich das Zusammensein mit ihm und Basti so vertraut an, als wäre ich nie weg gewesen.
Am nächsten Tag machte ich mich hübsch und freute mich auf die Party.
»Katja, du siehst wieder bezaubernd aus!«, begrüßte Roberts Vater mich, als Anja mich vor der Tür absetzte.
Ich war ein wenig überrascht, als ich feststellte, dass ich neben Basti der einzige Gast war. Eine Party war das nicht, nur ein Beisammensein mit seinen Eltern. Später war noch ein abendlicher Bummel durch die Cafés und Kneipen der Stadt geplant. Das vertraute Gefühl von einst verstärkte sich im Laufe des Abends mit Robert immer mehr. Wir scherzten und amüsierten uns, als wären wir die besten Freunde und ständig beisammen, so wie früher.
Mir fiel auf, dass Robert sich verändert hatte. Er wirkte viel reifer und noch aufmerksamer als damals. Im letzten Jahr hatte er seine Ausbildung abgeschlossen und arbeitete als Industriekaufmann. Es war schön, bei seinem 25. Geburtstag dabei zu sein. Ich wich kaum von seiner Seite, und auch als wir später in die Stadt fuhren, um andere Freunde zu treffen, saßen wir die ganze Zeit nebeneinander und plauderten.
Die Zeit verging viel zu schnell, und eh ich mich versah, graute bereits der Morgen.
Anja ließ es sich nicht nehmen, mich am folgenden Tag mit meinem Rendezvous aufzuziehen.
»Es war sein Geburtstag. Es waren noch andere Gäste da. Es ist nicht das, was du denkst«, konterte ich.
»Verstehe. Und wann seht ich euch wieder?«
»Er holt mich später ab. Ich gehe mit ihm und den anderen auf eine Vatertagstour.«
»Oh, interessant. Meine Schwester hat täglich eine Verabredung und zufällig immer mit ihrem Exfreund.«
»Nun hör schon auf.«
»Gefällt er dir wieder?«, fragte sie mich unvermittelt.
Ich nickte, und sie grinste schelmisch.
Der Ausflug bestand aus einem langen Spaziergang mit vielen Freunden. Robert und ich zogen stundenlang gemeinsam einen Handkarren mit Getränken über Rad- und Feldwege, wie es bei solchen Touren üblich ist. Dabei unterhielten wir uns ununterbrochen. Ich sagte ihm, dass bei Cay und mir die Luft raus sei und ich unsere Ehe als gescheitert ansehe. Robert stellte interessierte Fragen, und ich redete mir den Kummer von der Seele. Je mehr er über mich wusste, desto besser, dachte ich.
Robert schien sich immer wohler zu fühlen und mich plötzlich mit anderen Augen zu sehen. Sein Blick war tiefer, und ich glaubte eine besondere Zuneigung darin zu entdecken. Ich hätte noch hundert Kilometer an seiner Seite durch die Landschaft wandern können. Die anderen Teilnehmer der Vatertagstour interessierten uns kaum.
»Ich will nicht zurück nach Stuttgart. Ich möchte hierbleiben. Dieser Wunsch wird mit jedem Tag stärker. Ich kann mir kaum noch vorstellen, dorthin zurückzugehen. Hier fühle ich mich wohl. Es ist ein ganz anderes Lebensgefühl für mich. Hier bin ich glücklich.«
»Das höre ich gern«, sagte Robert.
»Als Cay vor zwei Wochen mit mir hier hochgefahren kam, haben wir bei meinen Eltern übernachtet. Zwischendurch hat er sich mit einer alten Freundin getroffen. Die beiden hatten mal was miteinander. Und weißt du was? Ich habe mich richtig darüber gefreut.«
»Wieso?«
»Ich habe beinahe gehofft, die beiden würden sich näherkommen. Wenn ich ehrlich bin, dann muss ich mir eingestehen, dass ich ihn nicht mehr liebe.«
»Klingt alles kompliziert. Vor allem wegen der großen Entfernung und wegen Sarah.«
»Ja, ich weiß. Ich mag nicht darüber nachdenken, aber es ist aus und vorbei. Wir passen nicht mehr zusammen. Er hat sich vollkommen verändert.«
»Findest du? Er war doch wie immer, als wir uns neulich kurz im Café trafen. Lustig und spendabel, so wie man ihn kennt.«
»Das ist nur ein Gesicht von ihm. Zu Hause ist er meistens ganz anders. Ich
Weitere Kostenlose Bücher