Am Ende zählt nur das Leben
Meinung nach hatten Robert und ich schon immer zusammengehört. Immer wenn sie ihn in den letzten Jahren zufällig in der Stadt getroffen hatte, hatte sie mir davon berichtet. Ihr Robert. Das war der Mann, den sie sich für mich wünschte.
Andererseits machte sie keinen Hehl aus ihren Befürchtungen, und auch mein Vater zeigte Bedenken angesichts einer Trennung. Was sollte aus Sarah werden? Das war die größte Sorge meiner Eltern. Würde Cay vernünftig sein oder es auf einen Streit um Sorge- und Besuchsrechte ankommen lassen?
»Am liebsten würde ich das Engelchen zu uns nehmen. Bei uns hat sie es gut und ist weit weg von irgendwelchen Streitigkeiten«, sagte meine Mutter.
»Aber Mama, was redest du da? Sarah bleibt selbstverständlich bei mir. Da müsst ihr euch überhaupt keine Sorgen machen. Ich bin die Mutter.«
»Das weiß ich doch, und ich weiß auch, dass du eine gute Mutter bist. Euch beide möchte ich hier haben. Wie oft habe ich dir schon gesagt, du sollst hierher zurückkommen? Aber du musst auch an Cay denken, er ist der Vater. Er hat ein Anrecht auf seine Tochter.«
»Mir gefällt das alles nicht«, warf mein Vater ein. »Eine Scheidung ist eine komplizierte und traurige Angelegenheit. Und wenn er dann noch erfährt, dass du dich wieder mit Robert triffst … Katja, ich habe kein gutes Gefühl dabei. Das gibt wieder Streit«, sagte mein Vater.
»Ihr dürft nicht denken, Cay und ich streiten uns ständig. Wir leben einfach nur in unterschiedlichen Welten. Er ist kein Familienmensch. Oft glaube ich, er will seine Unabhängigkeit wiederhaben. Er liebt seine Prinzessin, aber es ist ihm oft zu viel mit allem. Was genau mit ihm los ist, verstehe ich auch nicht. Früher war er immer so energiegeladen und lustig. Jetzt fehlt ihm oft jeglicher Antrieb. Es kommt mir so vor, als würden wir ihn stören und ihm auf die Nerven gehen.«
»Du und Robert, ihr wart ein schönes Paar. Ich wünsche mir nichts sehnlicher, als dass du wieder glücklich mit ihm wirst. Aber da gibt es nun mal Sarah, und Cay liebt sie, woran niemand zweifelt. Hoffentlich findet sich ein Weg«, sagte meine Mutter.
»Es muss sich ein Weg finden.«
Der Anfang vom Ende
Cay war sofort am Apparat.
»Katja, du musst nach Stuttgart kommen. Ich muss mit dir reden.«
»Ich möchte hierbleiben und kann jetzt nicht zurückkommen.«
»Wir müssen uns auch nicht hier in unserer Wohnung treffen. Dort ist alles viel zu persönlich und vertraut, schließlich war oder ist es unser gemeinsames Zuhause. Und so wie du dich ausdrückst, wird es das vielleicht schon bald nicht mehr sein. Aber am Telefon funktioniert solch ein Gespräch nicht. Ich muss dich sehen. Wir können uns in einem Hotel treffen. Ich buche ein schönes Zimmer für uns«, schlug Cay schließlich vor.
»Nein, wozu? Was soll ich in einem Hotel? Das möchte ich nicht. Ich bleibe hier.«
»Gut, dann machen wir es anders. Ich werde mir kurzfristig freinehmen. Ich komme hoch zu euch. Es muss doch eine Lösung für unsere Ehe geben.«
»Cay, ich weiß nicht … ich glaube nicht. Es gibt da noch etwas, das ich dir sagen möchte. Ich fühle mich hier nicht nur wohler, weil ich bei meiner Familie bin. Ich bin ein ganz anderer Mensch, auch weil ich meine alten Freunde treffen kann und alles so vertraut für mich ist. Hier bin ich viel mehr bei mir selbst. Und es kommt noch etwas anderes hinzu.«
»Was denn?«
»Es geht um Robert.«
»Um Robert?«
»Ich empfinde wieder etwas für ihn.«
»Was? Wie meinst du das? Hast du was mit ihm angefangen?«
»Nein, das nicht, aber ich fühle mich zu ihm hingezogen, so wie früher.«
»Du willst mit ihm zusammen sein?«
»Noch ist nichts passiert. Ich möchte es dir aber jetzt schon sagen. Es muss klare Verhältnisse geben, anders kann ich die Situation nicht ertragen. Unsere Ehe ist gescheitert. Ich möchte mich von dir trennen, und ich möchte hier oben in meiner Heimat leben. Alles andere wird sich zeigen. Ich weiß nur, dass ich nicht zurück kann in unser gemeinsames Leben.«
»So einfach ist das?«
»Es ist nicht einfach, aber ich möchte wieder glücklich sein, auch für unsere Tochter. Und ich wünsche mir, dass du auch wieder glücklich bist. Unser gemeinsames Leben passt schon seit Langem nicht mehr und hat uns unglücklich gemacht.«
»Bitte warte! Tu nichts Unüberlegtes, bevor ich nicht da war. Ich komme hoch zu euch. Ich nehme mir sofort Urlaub.«
»Das brauchst du nicht. Ich mache gar nichts, du musst keine Angst haben. Wir
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