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Am ersten Tag - Roman

Am ersten Tag - Roman

Titel: Am ersten Tag - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Levy
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Klarheit der Nächte und das unvergleichliche Funkeln der Sterne am Himmelszelt.
    »Hören Sie mir zu, Adrian?«
    Ich gestand meinem Gastgeber, für einen Moment den Faden des Gesprächs verloren zu haben.
    »Ich verstehe, das ist völlig normal. Zwischen Ihrem Schwächeanfall erst vor Kurzem und dieser langen Reise lasse ich Ihnen kaum Zeit, zur Besinnung zu kommen, und dafür muss ich mich entschuldigen, lieber Adrian.«
    »Gut, Walter, lassen wir diese übertriebenen Höflichkeiten zwischen uns! Ich hatte tatsächlich eine kleine Unpässlichkeit in fünftausend Meter Höhe und war ein paar Tage in einem Krankenhaus, dessen Betten sicher von einem besonders gemeinen Fakir entworfen wurden, danach habe ich vierundzwanzig Stunden mit den Knien am Kinn im Flugzeug gesessen, also kommen wir direkt zur Sache. Bin ich in meinen Funktionen zurückgestuft worden? Habe ich Laborverbot oder bin gar von der Akademie gefeuert?«
    »Wo denken Sie hin, Adrian! Dieser Unfall hätte jedem von uns widerfahren können! Ganz im Gegenteil, jeder hier bewundert die Arbeit, die Sie dort oben auf dem Atacama-Hochplateau geleistet haben.«
    »Hören Sie auf, in jedem zweiten Satz diesen Namen zu wiederholen, und sagen Sie mir, warum Sie mir dieses grässliche Tagesmenü spendieren.«

    »Wir möchten Sie um einen kleinen Gefallen bitten.«
    »Wir?«
    »Nun, das heißt die Akademie, zu deren herausragenden Mitgliedern Sie zählen, Adrian«, setzte Walter hinzu.
    »Welche Art von Gefallen?«
    »Die Art, die es Ihnen ermöglichen könnte, in wenigen Monaten nach Chile zurückzukehren.«
    Diesmal war es Walter gelungen, meine Aufmerksamkeit zu wecken.
    »Es ist etwas heikel, Adrian, denn es handelt sich um ein Geldproblem«, flüsterte Walter.
    »Welches Geld?«
    »Das, dessen die Akademie bedarf, um ihre Arbeiten fortsetzen, ihre Wissenschaftler, die Miete und nicht zuletzt die Ausbesserung des Daches zu zahlen, das mit jedem Tag undichter wird. Wenn es weiter so regnet, muss ich bald Gummistiefel anziehen, um meine Berichte zu schreiben.«
    »Das ist der Preis dafür, dass Sie ins Dachgeschoss gezogen sind, nur um etwas mehr Tageslicht zu haben. Ich bin weder Erbe eines großen Vermögens noch Dachdecker, Walter. Mit welcher meiner Qualitäten also könnte ich der Akademie dienen?«
    »Genau, nicht als Mitglied der Akademie können Sie uns diesen Dienst erweisen, sondern als bedeutender Astrophysiker.«
    »Der trotzdem für die Akademie arbeitet?«
    »Natürlich! Jedoch nicht im Rahmen des Auftrags, den wir Ihnen gerne anvertrauen würden.«
    Ich winkte die Bedienung heran, ließ das grässliche Beef and Beans zurückgehen und bestellte zwei Gläser eines sehr guten Weines aus dem Kent und zwei Teller mit Chester-Käse. Walter sagte kein Wort.

    »Walter, bitte erklären Sie mir genau, was Sie von mir erwarten, sonst gehe ich, nachdem ich diesen Käse verzehrt habe, zum Vanillepudding über, auf Ihre Kosten, versteht sich.«
    Walter vertraute sich mir an. Die Konten der Akademie waren so ausgetrocknet wie die Luft auf dem Atacama-Hochplateau. Keine Hoffnung auf zusätzliche Haushaltsmittel in Sicht. Bis die Behörden den Antrag akzeptiert hätten, könnte Walter in seinem Büro schon auf Forellenfang gehen.
    »Es wäre von Nachteil, wenn unsere angesehene Institution um Spenden bäte; die Presse würde früher oder später Wind davon bekommen und den ›Skandal‹ an die Öffentlichkeit bringen«, fuhr er fort.
    In zwei Monaten würde eine gewisse Walsh-Foundation eine Veranstaltung organisieren. Wie jedes Jahr verliehe sie einen Preis an denjenigen, dessen Projekt von der Jury als meistversprechendes ausgewählt würde.
    »Auf welche Höhe beläuft sich diese großzügige Schenkung?«, fragte ich.
    »Zwei Millionen Pfund Sterling.«
    »Das ist in der Tat äußerst großzügig! Aber ich sehe immer noch nicht, inwiefern ich mich nützlich machen könnte.«
    »Ihre Forschungen, Adrian! Sie könnten sie präsentieren und diesen Preis gewinnen … den Sie uns dann aus freien Stücken weitergeben würden. Natürlich wird die Presse darin die Geste eines selbstlosen und dankbaren Gentlemans gegenüber der Institution sehen, die seine Forschungstätigkeit seit Langem unterstützt. Ihre Ehre wäre noch größer als vorher, die der Akademie gerettet und die finanzielle Situation unserer Abteilung fast ausgeglichen.«
    »Was das eventuelle Interesse betrifft, das ich an diesem Geld haben könnte«, sagte ich und machte der Bedienung ein Zeichen, mein

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