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Am ersten Tag - Roman

Am ersten Tag - Roman

Titel: Am ersten Tag - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Levy
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Anhängers in der Adresse geirrt. Aber keine Sorge, das Päckchen ist nicht verloren, es ist an den Absender zurückgegangen. Sie schicken es sofort noch einmal los. Es tut mir leid, aber ich fürchte, Sie bekommen das wertvolle Objekt nicht vor Montag zurück, ich hoffe, Sie nehmen mir das nicht übel?«
    »Aber nein, Sie können ja nichts dafür, ich entschuldige mich, dass Sie meinetwegen so viel Zeit verlieren.«
    »Das brauchen Sie nicht, es war mir ein Vergnügen, auch wenn unsere Suche nichts ergeben hat. Die Sendung müsste Montagvormittag eintreffen. Besuchen Sie mich in meinem Büro, ich lade Sie zum Mittagessen ein, um das wiedergutzumachen.«
    Nachdem das Gespräch beendet war, faltete Ivory den Analysebericht, den das Labor von Los Angeles ihm eine Stunde zuvor per E-Mail geschickt hatte, sorgfältig zusammen und schob ihn in die Tasche seines Jacketts.
    Als der Professor im Fond des Taxis saß, das ihn zum Eiffelturm fuhr, betrachtete er die braunen Flecke auf seinen Händen und seufzte.
    »Was musst du dich in deinem Alter noch in solche Angelegenheiten einmischen? Du wirst nicht einmal mehr den Ausgang erleben. Ergibt das alles einen Sinn?«
    »Wie bitte, Monsieur?«, fragte der Fahrer und betrachtete seinen Gast im Rückspiegel.
    »Entschuldigung, ich führe Selbstgespräche.«
    »Da brauchen Sie sich nicht zu entschuldigen, das passiert mir oft. Früher unterhielt man sich mit den Kunden, doch heute möchten sie ihre Ruhe haben. Also schalte ich das Radio ein, das ist auch eine Art von Gesellschaft.«

    »Wenn Sie möchten, können Sie es gerne anmachen«, erklärte Ivory lächelnd.
     
    Ivory betrat das Restaurant im ersten Stock des Eiffelturms, blickte sich suchend um und erklärte der Empfangsdame dann, er werde bereits erwartet. Er nahm an einem Tisch Platz, an dem ein Mann im dunkelblauen Anzug saß.
    »Warum haben Sie die Ergebnisse nicht direkt nach Chicago geschickt?«
    »Damit die Amerikaner nicht hellhörig werden.«
    »Warum informieren Sie uns dann?«
    »Weil ihr Franzosen vor dreißig Jahren sehr zurückhaltend wart. Und außerdem kenne ich Sie schon lange, Paris, und weiß, dass Sie diskret sind.«
    »Ich höre«, sagte der Mann im blauen Anzug wenig freundlich.
    »Da die Radiokohlenstoffdatierung nichts ergeben hat, habe ich eine Analyse durch optisch stimulierte Lumineszenz vornehmen lassen, ich erspare Ihnen die technischen Einzelheiten, die Sie ohnehin nicht verstehen würden. Aber das Ergebnis war erstaunlich.«
    »Was kam heraus?«
    »Eben nichts.«
    »Sie haben kein Resultat vorzuweisen und arrangieren dieses Treffen? Haben Sie den Verstand verloren?«
    »Mir ist der direkte Kontakt lieber als ein Telefonat, und es wäre besser, wenn Sie zuhören würden, was ich Ihnen zu sagen habe. Dass der Gegenstand nicht auf diese Datierungsmethode reagiert hat, ist das erste Mysterium. Dass daraus auf ein Alter von über vierhunderttausend Jahren zu schließen ist, ein noch viel größeres.«
    »Ist er mit dem vergleichbar, den wir kennen?«

    »Die Form ist nicht ganz identisch, und ich kann nichts über die Zusammensetzung sagen, denn wie bei dem Objekt, das sich schon seit Jahren in unserem Besitz befindet, konnten wir nicht feststellen, woraus es besteht.«
    »Sie vermuten aber, dass er zur selben Familie gehört?«
    »Zwei ist etwas wenig, um von einer Familie zu sprechen, doch sie könnten verwandt sein.«
    »Wir haben bislang alle angenommen, unser Gegenstand sei einmalig in seiner Art.«
    »Ich nicht. Ich habe das nie geglaubt, darum haben Sie mich auch immer ausgegrenzt. Sie werden jetzt besser verstehen, warum ich dieses Treffen anberaumt habe.«
    »Gibt es keine anderen Analyseverfahren, durch die wir mehr herausfinden könnten?«
    »Eine Uran-Thorium-Datierung, aber wir haben keine Zeit mehr, um sie vorzunehmen.«
    »Ivory, glauben Sie wirklich, dass die beiden Objekte irgendwie in Verbindung stehen, oder jagen Sie Ihren persönlichen Schimären nach? Wir alle wissen, wie sehr Ihnen diese Entdeckung am Herzen lag und dass die Streichung Ihres Budgets zu Ihrer Entscheidung führte, uns zu verlassen.«
    »Für solche Spiele bin ich längst zu alt, und Sie sind viel zu jung, um derartige Anschuldigungen gegen mich vorbringen zu dürfen.«
    »Wenn ich Sie recht verstehe, ist die einzige Ähnlichkeit zwischen beiden Objekten die, auf keine Untersuchung, der sie unterzogen wurden, reagiert zu haben.«
    »Sie können den Bezug herstellen, wie Sie wollen. Ich habe meine Pflicht getan.

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