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Am ersten Tag - Roman

Am ersten Tag - Roman

Titel: Am ersten Tag - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Levy
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zufällig einen in ihrem Keller hat, man kann ja nie wissen.«
    Ich überging die sarkastische Bemerkung meines Freundes und drückte die Fersen in die Flanken meines Esels, der daraufhin sein Tempo beschleunigte.
    »Und noch dazu empfindlich!«, rief Walter, während ich mich entfernte.
    An der folgenden Biegung wartete ich auf ihn.
    »Es gibt einen Laser in der spektrographischen Abteilung der Akademie«, erklärte er außer Atem, als er mich eingeholt hatte. »Aber es ist ein altes Modell.«
    »Es handelt sich vermutlich um einen Rubinlaser, ich fürchte, seine roten Wellenlängen sind für unsere Zwecke nicht geeignet. Wir brauchen ein stärkeres Gerät.«
    »Und außerdem steht er in London, und ich würde um keinen Preis, nicht einmal um das Geheimnis Ihres Anhängers zu lüften, meinen Aufenthalt auf dieser Insel abbrechen. Lassen Sie uns also nachdenken. Wer verwendet heutzutage Laser?«
    »Die Forscher der Molekularphysik und Ärzte, vor allem Augenärzte.«
    »Sie haben in der Umgebung von Athen nicht zufällig einen befreundeten Augenarzt?«
    »Nein, nicht dass ich wüsste.«

    Walter kratzte sich an der Stirn und schlug vor, von seinem Hotel aus einige Anrufe zu tätigen. Er kannte den Leiter der physikalischen Abteilung der Akademie, der uns vielleicht weiterhelfen könnte. Nach diesem Entschluss verabschiedeten wir uns.
    Am nächsten Morgen rief mich Walter an und bat mich, ihn möglichst schnell am Hafen zu treffen. Ich fand ihn in angeregter Unterhaltung mit Elena vor. Als ich mich an ihren Tisch setzte, beachtete er mich kaum. Während meine Tante weiter Anekdoten aus meiner Kindheit zum Besten gab, reichte Walter mir beiläufig einen Zettel. Ich faltete ihn auseinander und las:
    INSTITUTE OF ELECTRONIC STRUCTURE
AND LASER
FOUNDATION FOR RESEARCH AND
TECHNOLOGY - HELLAS,
GR-71110 HERAKLION; GREECE
KONTAKT DR. MAGDALENA KARI
    »Wie haben Sie das gemacht?«
    »Das ist das mindeste für einen Sherlock Holmes, nicht wahr? Tun Sie nicht so unschuldig, Ihre Tante hat mir alles verraten. Ich habe mir erlaubt, Kontakt mit dieser Magdalena aufzunehmen, ein Kollege von der Akademie hat uns beide empfohlen«, erklärte Walter triumphierend. »Sie erwartet uns heute Abend oder morgen und wird ihr Bestes tun, um uns zu helfen. Ihr Englisch ist perfekt, was ja nicht von Nachteil ist!«
    Heraklion lag zweihundertdreißig Kilometer Luftlinie entfernt. Von einer zehnstündigen Schiffsreise abgesehen war es am einfachsten, sich nach Athen zu begeben und von dort aus mit einer kleinen Maschine nach Kreta zu fliegen. Wenn wir
gleich aufbrechen würden, könnten wir am späten Nachmittag dort sein.
    Walter verabschiedete sich von Elena. Ehe wir die Fähre nahmen, blieb mir gerade noch genug Zeit, um nach Hause zurückzukehren, meiner Mutter mitzuteilen, dass ich vierundzwanzig Stunden abwesend sein würde, und meine Tasche zu packen. Mama stellte keine weiteren Fragen, sie begnügte sich damit, mir in leicht verkniffenem Ton eine gute Reise zu wünschen. Als ich schon an der Tür war, rief sie mich zurück und reichte mir einen Korb mit einem Mittagsimbiss, den wir während der Überfahrt zu uns nehmen könnten.
    »Deine Tante hat mich von deiner Abreise informiert, und zu irgendetwas muss deine Mutter ja noch gut sein. Und jetzt beeil dich, sonst kommst du zu spät.«
    Walter erwartete mich am Kai. Die Fähre stach Richtung Athen in See. Nach einer Viertelstunde beschloss ich, die Kabine zu verlassen, um frische Luft zu schnappen. Walter sah mich belustigt an.
    »Sagen Sie bloß nicht, Sie sind seekrank!«
    »Dann sage ich es eben nicht«, antwortete ich und erhob mich.
    »Sie haben sicher nichts dagegen, wenn ich die Sandwiches Ihrer Mutter aufesse. Sie sind köstlich, es wäre eine Schande, sie verkommen zu lassen!«
     
    In Piräus brachte uns ein Taxi zum Flughafen. Diesmal wurde Walter ganz kleinlaut, als unser Fahrer bei ständigem Spurwechsel über die Autobahn jagte. Wir hatten Glück, es gab noch Platz an Bord der kleinen Maschine, die nach Kreta flog. Um achtzehn Uhr stiegen wir auf der Landebahn in Heraklion aus. Walter war begeistert, sobald er kretischen Boden betrat.

    »Aber wie kann man als Grieche nur nach England auswandern? Lieben Sie den Regen so sehr?«
    »Ich darf Sie daran erinnern, dass ich mich in den letzten Jahren eher in Chile aufgehalten habe, ich bin eben Kosmopolit, jede Nation hat ihre Vorteile.«
    »Sicher, aber es gibt immerhin fünfunddreißig Prozent Unterschied zwischen hier und

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