Am ersten Tag - Roman
wie sich eine Verbindung herstellen ließe. Das hieße, die beiden für zu intelligent halten.«
»Sie haben mich gebeten, zwei Mitglieder der Academy of Sciences abhören zu lassen. Ich bin Ihrem Wunsch unter Überschreitung aller gängigen Regeln nachgekommen und habe sie durch ATHEN überwachen lassen. Ich habe Sie in Kenntnis gesetzt, dass einer von beiden einen Kollegen ersucht hat, ihm Zutritt zum Forschungszentrum von Heraklion zu verschaffen. Ich habe das Nötige in die Wege geleitet, damit seiner Bitte stattgegeben wurde, und Sie wie gewünscht ermächtigt, die Operation zu Ende zu führen. Am nächsten Tag gibt es im Untergeschoss
einen Kampf, und unsere beiden Vögel fliegen davon. Glauben Sie nicht, dass sich die zwei allmählich Fragen stellen?«
»Hätten wir uns eine bessere Gelegenheit erträumen können, das Objekt in unseren Besitz zu bringen? Es ist nicht meine Schuld, wenn ATHEN die Sache vermasselt hat. PARIS, NEW YORK und der neue ZÜRICH sind wachsam, ich glaube, es wird Zeit für ein Treffen, um gemeinsam über das künftige Vorgehen zu beraten. Wenn wir so weitermachen, werden wir genau das erreichen, was wir verhindern wollten.«
»Und ich rate Ihnen zum Gegenteil und zu mehr Diskretion, Vackeers. Meines Erachtens wird es nicht lange dauern, bis Gerüchte über diesen Vorfall in Umlauf kommen. Unternehmen Sie alles, um das zu verhindern. Ansonsten kann ich für nichts mehr garantieren.«
»Wie meinen Sie das?«
»Sie haben mich durchaus verstanden, Vackeers.«
Es klopfte an die Tür seines Büros, und Vackeers beendete das Gespräch.
»Ich hoffe, ich störe nicht?«, fragte Ivory und trat ein.
»Ganz und gar nicht.«
»Ich dachte, ich hätte Sie sprechen hören.«
»Ich habe meiner Assistentin einen Brief diktiert.«
»Alles in Ordnung? Sie sehen schlecht aus.«
»Mein altes Magengeschwür macht mir zu schaffen.«
»Tut mir leid, das zu hören. Sind Sie heute Abend noch immer zu einer Partie Schach bereit?«
»Ich fürchte, darauf muss ich verzichten. Ich werde mich besser ausruhen.«
»Verstehe«, gab Ivory zurück. »Vielleicht ein andermal?«
»Gleich morgen, wenn Sie wollen.«
»Dann bis morgen, lieber Freund.«
Ivory schloss die Tür und lief über den Flur, der zum Ausgang führte, kehrte dann aber um und hielt vor dem Büro von Vackeers’ Assistentin inne. Er warf einen Blick hinein und stellte fest, dass niemand da war - kein Wunder um fast einundzwanzig Uhr.
Ägäisches Meer
Die Fähre glitt in zügigem Tempo über das glatte Meer. Ich schlief tief und fest in der oberen Koje, als Walter mich weckte.
»Was ist los, Walter?«
»Wie heißt die Küste, der wir uns da nähern?«
»Woher soll ich das wissen, ich kann nicht durch Wände sehen.«
»Sind Sie nun von hier oder nicht?«
Widerwillig erhob ich mich und trat ans Bullauge. Es war nicht schwer, die halbmondförmige Silhouette der Insel Milos zu erkennen. Um sicherzugehen, brauchte ich mich nur an Deck zu begeben und zu überprüfen, dass sich die unbewohnte Insel Antimilos backbords befand.
»Legt die Fähre dort an?«
»Es wäre gelogen, wenn ich behaupten würde, dass ich Stammgast auf dieser Linie bin, doch wir nähern uns immer mehr dem Land, also ist zu vermuten, dass wir in Adamas anlegen.«
»Ist das eine große Stadt?«
»Ich würde eher sagen ein großes Dorf.«
»Dann stehen Sie auf, wir steigen hier aus.«
»Was wollen Sie auf Milos?«
»Fragen Sie mich lieber, was ich bei unserer Ankunft in Athen vermeiden will.«
»Walter, glauben Sie wirklich, dass man uns in Piräus erwartet? Wir wissen nicht einmal, ob dieser Polizeiwagen unseretwegen
da war oder nur zufällig vorbeikam. Ich glaube, Sie messen dem unschönen Zwischenfall viel zu viel Bedeutung bei.«
»Und wie erklären Sie sich dann, dass, während Sie schliefen, jemand zweimal versucht hat, in unsere Kabine einzudringen?«
»Nur um mich zu beruhigen: Sie haben diese Person doch nicht etwa auch niedergeschlagen?«
»Ich habe mich damit begnügt, die Tür zu öffnen, aber der Gang war leer, die besagte Person war bereits verschwunden.«
»Oder ist in die Nachbarkabine gegangen, nachdem sie den Irrtum bemerkt hat!«
»Zweimal hintereinander? Erlauben Sie mir, gewisse Zweifel zu haben. Ziehen Sie sich an, wir steigen diskret aus, sobald das Schiff angelegt hat. Wir warten am Hafen und nehmen die nächste Fähre nach Athen.«
»Auch wenn sie erst morgen Abend ablegt?«
»Wir hatten doch ohnehin geplant, in Heraklion zu
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