Am ersten Tag - Roman
vereinbarten Ort wieder.
»Walter, ich muss sagen, Sie haben mich schwer beeindruckt. Zwei Fausthiebe, die es in sich hatten, und eine Verfolgungsjagd durch die Stadt, damit hätte ich nicht gerechnet … Würden Sie mir jetzt endlich erklären, warum Sie den Professor niedergeschlagen haben?«
»Jetzt macht er mir noch dazu Vorwürfe! Als wir das Büro dieser Magdalena betraten, ist mir gleich etwas aufgefallen. Der Kollege, der uns empfohlen hat, hatte mir erzählt, er habe mit ihr zusammen studiert. Doch dieser Kollege geht in zwei Monaten in Rente, und die Frau, die uns empfangen hat, war höchstens fünfunddreißig. Auf Hydra habe ich mir auch das Telefonbuch angesehen, und der Leiter des Zentrums ist absolut nicht dieser Professor, der sich als solcher ausgegeben hat. Merkwürdig, nicht wahr?«
»Mag sein, aber ihm deshalb gleich den Kiefer zu brechen!«
»Ich glaube, meine Hand ist genauso lädiert. Wenn Sie wüssten, wie weh sie mir tut!«
»Wo haben Sie gelernt, sich so zu prügeln?«
»Sie waren wohl nie im Internat, was? Weder Schikanen noch körperliche Züchtigung oder Mutproben?«
»Ich hatte das Glück, Eltern zu haben, die sich um nichts auf der Welt von ihrem einzigen Sohn getrennt hätten.«
»Das dachte ich mir«, fuhr Walter fort.
»War eine so heftige Reaktion nötig? Hätten wir nicht einfach gehen können?«
»Es gibt Augenblicke, Adrian, in denen Sie von Ihren Sternen herunterkommen sollten! Als dieser Dimitri Sie gefragt hat, ob er den Anhänger für die Nacht behalten könnte, hatte er ihn schon so gut wie in der Tasche. Ich glaube, die Ankunft des Wachmanns hat uns keine Wahl gelassen, ansonsten hätten Sie Ihr wertvolles Objekt nicht so schnell wiedergesehen. Und eine letzte, aber nicht unwichtige Kleinigkeit, falls Sie mir weitere Vorwürfe machen wollen: Dieser Professor, den ich etwas rumgeschubst habe, schien mir weniger erstaunt von dem Ergebnis als wir selbst. Ich habe vielleicht etwas heftig reagiert, doch ich bin sicher, ich hatte recht.«
»Jetzt sind wir zwei Flüchtige, und ich frage mich, welche Folgen diese Geschichte haben wird.«
»Das sehen wir, wenn wir das Schiff verlassen, doch es würde mich wundern, wenn die Sache folgenlos bliebe.«
Athen
»Wie geht es dem Professor?«, fragte die Stimme am anderen Ende der Leitung.
»Kieferfraktur und Zerrung im Nackenbereich, aber kein Schädeltrauma«, antwortete die Frau.
»Mit einer solchen Reaktion habe ich nicht gerechnet. Jetzt gestaltet sich die Partie schwieriger, fürchte ich.«
»Nichts von all dem war vorhersehbar.«
»Und was noch schlimmer ist, das Objekt ist uns entgangen. Wissen Sie, wo sich die beiden Flüchtigen befinden?«
»Sie sind an Bord der Fähre nach Athen und kommen morgen früh an.«
»Haben wir jemanden auf dem Schiff?«
»Ja, diesmal hatten wir Glück. Einer unserer Leute hat sie am Hafen entdeckt. Da er keine Instruktionen hatte, hat er sie nicht festgehalten, war aber geistesgegenwärtig genug, sich ebenfalls einzuschiffen. Ich habe die Nachricht bekommen, als die Fähre ablegte. Kann ich sonst noch etwas tun?«
»Sie haben das Nötige getan. Sehen Sie zu, dass dieser Zwischenfall diskret behandelt wird. Der Professor ist auf der Treppe gestürzt. Geben Sie dem Sicherheitschef Anweisung, dass diese bedauernswerte Episode in den Dienstberichten keine Erwähnung finden soll. Der Direktor darf nach seiner Rückkehr aus dem Urlaub keinen Verdacht schöpfen.«
»Sie können sich auf mich verlassen.«
»Vielleicht wäre es an der Zeit, den Namen an Ihrer Tür zu
ändern. Magdalena ist vor sechs Monaten gestorben, das grenzt an Geschmacklosigkeit.«
»Mag sein, aber heute war es uns sehr nützlich.«
»Angesichts der Resultate würde ich das nicht beschwören«, antwortete der Mann und legte auf.
Amsterdam
Jan Vackeers trat ans Fenster und dachte eine Weile nach. Die Situation verstimmte ihn mehr, als er sich eingestehen wollte. Er griff erneut zum Telefon und wählte eine Nummer in London.
»Ich möchte mich für Ihren gestrigen Anruf bedanken, Sir Ashton. Leider ist die Operation Heraklion gescheitert.«
Vackeers gab seinem Gesprächspartner einen detaillierten Bericht der Ereignisse, die sich einige Stunden zuvor zugetragen hatten.
»Wir hatten größtmögliche Diskretion vereinbart.«
»Ich weiß, und ich versichere Ihnen, dass es mir unendlich leidtut«, antwortete Vackeers.
»Glauben Sie, wir haben uns kompromittiert?«, fragte Sir Ashton.
»Nein, ich wüsste nicht,
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