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Am Fluss des Schicksals Roman

Titel: Am Fluss des Schicksals Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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bemerkte er die Brandnarben an Mungos Händen, dem Arm und dem Hals, wobei er an die vielen Narben denken musste, die sich unter seinem Hemd verbargen. Doch Joe war entschlossen, Francesca zuliebe bis zu Mungos finsterem Herzen vorzudringen.
    »Was willst du?«, knurrte Mungo.
    »Ich bin sicher, du hast mit meinem Besuch gerechnet«, entgegnete Joe.
    Mungo musterte ihn mit eiskaltem Blick, und Joe konnte ihm förmlich ansehen, dass sein Hirn auf Hochtouren lief. Mungo fragte sich, ob Joe wusste, dass er Frank Gardener mit Informationen versorgt hatte.
    »Du sabotierst absichtlich und böswillig die Chancen meiner Tochter, ihr Kapitänspatent zu erlangen«, hielt Joe ihm zornig vor.
    »Du traust mir ja einiges zu«, gab Mungo bissig zurück, war aber nicht fähig, Joes Blick standzuhalten.
    »Du weißt genau, dass du durch deine rücksichtslose Art dein Schiff selbst zerstört hast. Genau wie du für Marys Tod verantwortlich bist, als du uns damals gerammt hast.«
    »Das ist doch alles Schnee von gestern. Lass endlich gut sein«, höhnte Mungo und kippte die letzten Tropfen aus seinem Glas herunter.
    Das war zu viel für Joe. Er packte Mungo am Kragen, wobei der Tisch umkippte. Ein voller Aschenbecher flog in hohem Bogen durch die Luft und fiel scheppernd zu Boden, zusammen mit mehreren leeren Gläsern. Joe war entschlossen, Mungo den Hals umzudrehen, weil dieser Kerl es gewagt hatte, über Marys Tod zu spotten, doch der Barkeeper und ein zweiter Mann stürzten herbei, um Joe zurückzuhalten.
    Nach zähem Ringen gelang es Joe, die beiden abzuschütteln. Regungslos stand er da und starrte auf Mungo, der seinen Stuhl wieder aufhob und sich darauf sinken ließ, sichtlich angeschlagen und noch grimmiger als zuvor.
    »Jeder macht Fehler«, sagte Joe keuchend und wischte sich Speichel aus dem Mundwinkel, »aber du hast Francesca die Mutter genommen, und das Schlimmste daran ist, dass du nichts daraus gelernt hast. Es fehlte nicht viel, und du hättest auch Leo Mudluck auf dem Gewissen gehabt, aber du lässt dich einfach nicht beirren. Ich weiß wirklich nicht, was in deinem verdammten Schädel vor sich geht. Muss erst noch ein Mensch sterben, damit du endlich zur Besinnung kommst und darüber nachdenkst, was du tust?«
    »Quatsch«, gab Mungo ungerührt zurück. »Du warst immer schon melodramatisch.«
    Joe schüttelte den Kopf. Es war offensichtlich, dass er hier nur seine Zeit verschwendete. »Ich kann es nicht fassen, dass du deine Rachegelüste an Francesca auslässt. Wie tief du doch gesunken bist, Mungo!«
    »Wie kommst du darauf, dass ich meine Rache an Francesca auslasse?«
    »Mir war klar, dass du die Sache mit deinem Schiff nicht auf sich beruhen lässt, zumal du in deinem falschen Stolz gekränkt warst. Francesca hat sich hart auf ihre Prüfung vorbereitet. Wenn du noch einen letzten Funken Anstand besitzt, dann gestehe der Kommission ein, dass du die Explosion in deinem Kesselraum durch eigene Dummheit verschuldet hast. Du hast Leo den Befehl erteilt, bis über die Belastungsgrenze hinauszugehen. Das wissen wir beide.«
    »Ich werde keinen Finger für deine Tochter rühren. Eine Frau hat am Ruder eines Dampfers nichts verloren. Und was mein Schiff betrifft ... es war alles, was ich hatte, um meinen Lebensunterhalt zu sichern. Aber was kümmert es dich?«
    »Francesca ist zehnmal vernünftiger, als du es jemals sein wirst, und auch wesentlich besser geeignet, ein Schiff zu steuern, als du oder dein Sohn. Ein Glück, dass dein Schiff nicht versichert war. Je länger du nämlich vom Fluss wegbleibst, desto sicherer ist das für alle.«
    Darauf hatte Mungo keine Antwort, sodass Joe sich umwandte und die Kneipe verließ.

    Im Schutz der Bäume auf der Uferseite des Flusses in New South Wales beobachtete Monty heimlich Neal Mason an Bord der Ophelia. Er hatte mit dem Ausspähen begonnen, nachdem er von Silas erfahren hatte, dass Francesca sich neu verlobt hatte. Da die Pontonbrücke nicht mehr existierte, war er gezwungen gewesen, von der Uferböschung der Farm aus das Pferd durch den Fluss zu treiben und anschließend flussabwärts zu reiten, bis die Ophelia am gegenüberliegenden Ufer in Sicht kam. Entsetzt hatte Monty beobachtet, dass Francesca bereits zwei Nächte an Bord verbracht hatte – zwei Nächte, die Monty bis zum Morgengrauen ausgeharrt hatte, um Gewissheit zu erlangen. In dieser Zeit hatteSilas herausgefunden, dass Francesca inzwischen mit Neal vermählt war. Monty war am Boden zerstört, aber

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