Am Fluss des Schicksals Roman
Chapman sich seiner angenommen. Da sie Jimmys Mutter gekannt hatte, hatte sie Mitleid mit dem Jungen gehabt und ihm ein Zimmer im Hotel überlassen, wo er zum Handlanger und Laufburschen für Silas wurde.
»Ich weiß nicht, Moira. Ich mache mir ernste Sorgen um Mr Hepburn. Bestimmt ist ihm etwas passiert, sonst wäre er nicht spurlos verschwunden.« Jimmy dachte an das letzte Mal, als er Silas gesehen hatte, und an die Explosion der Ophelia. Er war sicher, dass Mike Finnion an Bord gewesen war. Er hatte sich sogar auf die Suche nach Mike begeben, jedoch erfolglos.
»Silas vergnügt sich bestimmt mit irgendeinem Weibsbild, wenn du mich fragst«, sagte Moira. »Ich gehe jedenfalls nach Hause. Falls Silas tatsächlich wieder auftauchen sollte, richte ihm von mir aus, dass ich zuerst meinen Lohn haben will, bevor ich mich wieder in die Küche stelle.«
»Nimmst du denn nicht an der Versammlung teil?«, fragte Jimmy.
»Nein. Zu Hause warten ein Berg schmutzige Wäsche undder Putzlappen auf mich. Du kannst mir ja später erzählen, was dabei herausgekommen ist.«
Kurz nach Mittag, nachdem zahlreiche verärgerte Gäste fortgeschickt worden waren, fand sich das Hotelpersonal zu einer Versammlung im Speisesaal ein. Auch das Personal des Steampacket Hotels war gekommen. Doch niemand konnte sich Silas’ Verschwinden erklären. »Wahrscheinlich müssen wir das Hotel schließen, bis wir Näheres erfahren«, sagte Frank Millstrom, der Schankwirt.
Er blickte in betroffene Gesichter, da eine Schließung des Hotels für alle bedeutete, keine Arbeit mehr zu haben und deshalb auch keinen Lohn, auf den sie angewiesen waren, denn die meisten hatten eine Familie zu ernähren.
»Hast du der Polizei gemeldet, dass Mr Hepburn vermisst wird, Jimmy?«, fragte Flo White. Sie war eines der Zimmermädchen im Bridge, genau wie Carmel und Dolcie Bird. Da das Restaurant geschlossen war, waren die Serviererinnen erst gar nicht erschienen.
»Ich?«, entgegnete Jimmy.
»Du warst der Letzte von uns, der ihn lebend gesehen hat«, sagte Frank.
Jimmy sah bestürzt drein. »Wo ... woher wollt ihr das wissen?«, stotterte er.
»Zufällig weiß ich, dass du etwas für Mr Hepburn erledigen solltest.«
Jimmy hatte zwar niemandem erzählt, dass er an jenem Abend in Silas’ Auftrag unterwegs gewesen war; dennoch war er nicht überrascht, dass Frank davon wusste. Frank wusste stets über alles Bescheid, und bestimmt hatte er sich das restliche Personal bereits vorgeknöpft.
In diesem Augenblick betrat Silas’ Notar, Conrad Emerick, den Saal, und rettete Jimmy durch sein Erscheinen. Das Personal verstummte, nachdem Conrad um Aufmerksamkeit gebeten hatte.
»Ist die Polizei bereits über Mr Hepburns Verschwinden benachrichtigt worden?«, wollte er wissen.
Nachdem seine Frage verneint wurde, bot er an, dies zu übernehmen. »Sollte Mr Hepburn einem Verbrechen zum Opfer gefallen sein, fallen die beiden Hotels in den Besitz seiner ehemaligen Frau Henrietta. Wie Sie sicher alle wissen, ist Mr Hepburn inzwischen von Henrietta geschieden. Es dürfte Ihnen allerdings neu sein, dass er sein Testament noch nicht geändert hat.«
Das Personal wechselte Blicke. Henrietta war bei ihnen beliebt, im Gegensatz zu Silas. Aber würde sie die Hotels tatsächlich weiterführen oder sie verkaufen?
»Und was sollen wir in der Zwischenzeit tun?«, fragte Frank Millstrom.
»Ich kann vorübergehend einen Geschäftsführer einstellen, falls sich kurzfristig jemand findet. Andernfalls müssen wir die Hotels schließen«, erwiderte Conrad. »Als Erstes müssen sämtliche Bargeldbestände in Mr Hepburns Safe deponiert werden. Danach werde ich zur Polizei gehen und eine Vermisstenanzeige aufgeben.«
»Die Polizei war bereits wegen Silas hier«, sagte Frank. »Wie Sie sicher wissen, liegt ein Haftbefehl gegen ihn vor, und die Polizei vermutet, dass er untergetaucht ist.«
»Das halte ich für höchst unwahrscheinlich. Silas hat in dieser Stadt zu viele geschäftliche Verpflichtungen, um auf eine solch unsinnige Idee zu kommen.«
»Du solltest eine Aussage bei der Polizei machen«, sagte Frank, an Jimmy gewandt.
Daraufhin blickte Conrad Emerick Jimmy ernst an. »Hast du uns etwas zu sagen, Junge?«, fragte er streng.
»Nein«, erwiderte Jimmy, der es mit der Angst bekam. »Ehrlich, ich weiß nichts.«
30
A ls Joe die Polizeiwache betrat, fand er Constable Watkins am Schreibtisch vor. Erleichtert nahm er zur Kenntnis, dass keine Zivilperson anwesend war.
Als der junge
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