Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Am Fluss des Schicksals Roman

Titel: Am Fluss des Schicksals Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
Vom Netzwerk:
machte er sich so leise davon, wie er nur konnte.
    Zu seinem Erstaunen entdeckte er Francesca am Heck, von wo sie auf den Fluss schaute. Über dem Wasser lag ein gespenstischer Nebelschleier, der zu Frannies Stimmung zu passen schien. Sie wirkte so traurig und verloren, dass es Joe einen Stich ins Herz versetzte. In der Kombüse füllte er zweiTassen mit schwarzem Tee und begab sich anschließend zu ihr nach draußen. »Guten Morgen, mein Mädchen«, sagte er und reichte ihr eine Tasse.
    Francesca nahm sie entgegen, ohne etwas zu erwidern. Es erstaunte sie, dass ihr Vater einen solch unbekümmerten Ton anschlug. Für sie würde es nie wieder einen guten Morgen geben.
    Joe, der geahnt hatte, dass Francesca schockiert reagieren würde, wartete geduldig, bis sie am Tee genippt hatte, um ihr gleich darauf die Tasse aus der Hand zu nehmen und sie aufs Deck zu stellen.
    »Was machst du da, Dad?«, fragte sie.
    »Ich muss dir etwas sagen, mein Mädchen. Es gibt großartige Neuigkeiten.«
    Francesca starrte ihren Vater mit großen blauen Augen an. Noch nie hatte sie auf Joe so jung und zerbrechlich gewirkt wie in diesem Moment.
    »Was denn?«, sagte sie leise. Was konnte nach Neals Tod denn noch »großartig« sein?
    »Man hat Neal gefunden. Er ist am Leben!«, sprudelte es aus Joe heraus.
    Einen Moment lang starrte Francesca ihren Vater ungläubig an. Sie fragte sich kurz, ob sie träume, zumal sie denselben Traum tatsächlich gehabt hatte. »Hast du ... hast du eben gesagt, Neal ist am Leben?«
    »Das ist kein Traum, mein Mädchen, glaub mir.« Er nahm sie in die Arme. »Das sind doch wundervolle Neuigkeiten, nicht wahr?«
    Francesca, der die Knie weich wurden, sah ihrem Vater in die Augen. Sie bemerkte den Ausdruck von Kummer darin und ahnte, dass er ihr nicht die ganze Wahrheit erzählt hatte. »Wo ist Neal jetzt, Dad? Ich möchte ihn sehen.«
    Joe nickte, zögerte jedoch. »Er ist hier ... an Bord, Fran.« Noch immer hielt er sie an den Schultern fest, doch sieversuchte, sich freizuwinden. »Warte, Frannie, er ist ziemlich schwer verletzt.«
    Francesca blickte ihn entgeistert an. »Wie schwer, Dad?«
    »Er kann von Glück sagen, dass er noch lebt. Und er hat Angst, dass sein Anblick dich schockiert.« Joe wollte sie schonend darauf vorbereiten; dann aber fiel ihm ein, dass Neals Zustand nicht viel schlimmer war als Lizzies, als Francesca sie an Bord gebracht hatte.
    »Er ist am Leben, Dad. Nur das zählt. Ich kann mich um seine Verletzungen kümmern, Hauptsache, ich habe ihn wieder.« Freudentränen rannen ihr über die Wangen.
    Joe nickte mit mattem Lächeln und machte sich mit Francesca auf zu seiner Kajüte.
    »Neal ... Neal«, sagte Francesca, als sie ihn sah. Obwohl sie über die Blutergüsse und Prellungen erschüttert war, kniete sie sich neben die Koje ihres Vaters und ergriff Neals Hand. In ihren Augen standen Tränen, aber sie lächelte.
    »Francesca«, flüsterte Neal, als er die Augen aufschlug. Ihr Anblick war wie Balsam für seine Seele. Die ganze Zeit hatte ihn nur ein einziger Gedanke gequält: Frannie nie wiederzusehen, sollte er nicht überleben. Jetzt erst hatte Neal erkannt, wie viel sie ihm bedeutete. »Wahrscheinlich sehe ich aus, als wäre ich durch den Fleischwolf gedreht worden.«
    »Du bist zwar nicht mehr der schöne Mann, den ich geheiratet habe, aber das wird schon wieder«, entgegnete Francesca mit liebevollem Blick.

    »Wir müssen der Polizei melden, dass Neal am Leben ist«, sagte Ned zu Joe, als sie in der Kombüse zusammensaßen. »Auf der Ophelia muss jemand anders ums Leben gekommen sein. Bestimmt wird der Betreffende von seinen Angehörigen vermisst.«
    »Ich frage mich, ob jemand den Kessel mit Sprengstoff präpariert und das Schiff blind auf Kurs geschickt hat«, meinteJoe. »Aber dann wäre es sicherlich nicht bis Derby Downs gekommen, ohne vorher auf Grund zu laufen. Was bedeutet, dass jemand die Ophelia gesteuert hat. Aber wer könnte das gewesen sein?«
    »Keine Ahnung. Jedenfalls müssen wir die Polizei verständigen«, sagte Ned.
    »Ja. Dann findet sie vielleicht heraus, wer hinter dem Mordanschlag auf Neal steckt«, sagte Joe. »Ich tippe nach wie vor auf Silas Hepburn.«

    »Wenn es keine Waren mehr gibt und auch keine Löhne, wozu sollen wir dann noch arbeiten?«, sagte Moira Smithson. Sie war die Köchin des Bridge Hotels und unterhielt sich gerade mit dem jungen Jimmy. Er war seit seinem vierzehnten Lebensjahr Waise, und kurz nach ihrer Heirat mit Silas hatte Henrietta

Weitere Kostenlose Bücher