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Am Freitag schwarz: Kriminalroman (German Edition)

Am Freitag schwarz: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Am Freitag schwarz: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Sears
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Side zurück und saßen draußen, vor dem Gebäude des Bundesgerichts, im Wagen. Maloney hatte den Karton voller Chips mit hineingenommen zu seiner Besprechung mit Staatsanwalt Ramirez. Ich schlief immer wieder ein, nur um kurz darauf aus quälenden Träumen hochzufahren. In all diesen Träumen war mein Junge in Gefahr, und ich hing irgendwo fest und konnte ihm nicht helfen. Die Situation war jedes Mal ein bisschen anders – mal surreal, mal ganz alltäglich –, aber aussichtslos war sie immer. So erwies schlafen sich als noch anstrengender, als wach zu bleiben.
    Bradys Telefon summte, er sprach kurz mit gesenkter Stimme und legte wieder auf.
    »Das war Maloney. Die Anwälte sagen, bis morgen früh gibt’s einen Durchsuchungsbefehl – vielleicht auch schon heute am späten Abend.«
    »Wie aufregend.« Witzeln konnte ich nicht mehr. Mir blieb nur noch Sarkasmus.
    »Er kommt gleich raus.«
    »Lang ersehnt und heiß begehrt.«
    Brady kicherte. So lustig fand ich meine Bemerkung gar nicht. Vielleicht wollte er nett sein. Ich spürte, dass ich jeden Moment wieder einnicken würde, und wappnete mich für weitere ungute Träume.
    Sein Telefon rettete mich mit neuerlichem Summen. Er meldete sich, und gleich darauf gab er das Telefon an mich weiter. »Sie sind jetzt bei Ihrem Sohn.«
    »Hier ist Agent O’Connell. Mit wem spreche ich?« Er näselte leicht und dehnte die Vokale, wie es für die Gegend um Südboston typisch ist. Bestimmt war er dort unten in Staunton, Virginia, äußerst beliebt.
    »Mein Name ist Jason Stafford. Wie ich höre, haben Sie meinen Sohn.«
    »Wir sind bei Ihrem Sohn, Sir. Zurzeit wird er hier vom Sozialdienst betreut.«
    Juristische Spitzfindigkeiten. »Kann ich ihn sprechen?«
    »Er sagt nicht viel.«
    Ich riss mich zusammen. »Würden Sie ihn bitte ans Telefon holen?«
    Es folgte längeres Schweigen, und dann hörte ich am anderen Ende jemanden atmen. Flach. Leise.
    »Kid? Kid, hier ist Jason. Dein Vater. Geht’s dir gut?«
    Er stöhnte leise.
    »Die Leute da bei dir sind Polizisten, Kid, sie bringen dich wieder nach Hause. Sie bringen dich her zu mir. Verstehst du?«
    Keine Antwort. Verdammt. Was hätte Heather an meiner Stelle getan? Ich hatte keine Ahnung. Angst schnürte mir die Kehle zu. Was hätte mein Vater gesagt? Ich war vollkommen allein. Ich machte den Mund auf und ließ einfach herauspurzeln, was den Weg an die Oberfläche fand.
    »Ich sitze in einer Lincoln«, sagte ich.
    »Hmmmm.« Er summte laut. Ich wartete ab.
    »In einem Town Car?«
    »Ja, Kid. In einem Town Car.«
    »Hmmmm. Signature oder Signature L?«
    Mit ihm war alles in Ordnung.
    »Das weiß ich nicht. Hör zu, Kid, ich würde gern kommen und dich nach Hause holen, aber das kann ich nicht. Die Männer, die jetzt bei dir sind, werden dich zu mir bringen.«
    »Mercedes-Benz – willkommen zu Hause.«
    Noch nicht mal einen Tag lang mit seiner Mutter zusammen, und schon war er wieder in seine alte Gewohnheit verfallen, Werbespots nachzusprechen.
    »Ja, Kid. Nach Hause ins Ansonia . Wenn du da bist, gehen wir Eis essen.«
    »Nille?«
    »Natürlich. Und jetzt bleib ganz ruhig. Hör auf die Männer, ja? Tu, was sie dir sagen.«
    Er schwieg so lange, dass ich mich am Display des Telefons vergewisserte, ob unsere Verbindung überhaupt noch stand.
    Endlich. »’kay.«
    »Gut, Kid. Sehr gut. Du machst das sehr gut, du bist tapfer, und ich bin stolz auf dich. Verstehst du?«
    Wieder ein langes Schweigen. »’kay.«
    Mehr würde ich ihm nicht entlocken – und mehr hatte ich nicht erhoffen können.
    »Jetzt lass mich noch mal mit dem Mann sprechen. Gib ihm das Telefon, ja?«
    Nun meldete sich wieder der Bostoner Tonfall. »Sind Sie noch da, Mr. Stafford?«
    »Ja, danke.« Das Gefühl der Erleichterung war überwältigend. In dem Augenblick hätte ich dieser anonymen Stimmealles versprochen. »Können Sie mir sagen, wie es jetzt weitergeht?«
    »Das wird von einem Richter entschieden. Möglicherweise kommt es morgen früh zu einer Anhörung hier beim Familiengericht.«
    Ich konnte es nicht fassen. »Aber – warten Sie! Die haben ihn entführt!«
    »Sir, das New Yorker Büro hat uns angewiesen, bis auf Weiteres vor Ort zu bleiben und die Interessen Ihres Sohnes zu vertreten. Wir tun unser Bestes, um diese Sache so schnell wie möglich zu klären. Spätestens morgen um die Mittagszeit müsste Ihr Sohn auf dem Weg nach Hause sein.«
    Noch ein weiterer ganzer Tag. Am liebsten hätte ich geschrien. Seine Routine! Der feste

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