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Am Freitag schwarz: Kriminalroman (German Edition)

Am Freitag schwarz: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Am Freitag schwarz: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Sears
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Tagesablauf, der es ihm überhaupt erst ermöglichte, seine Welt zu ordnen. Alles wurde über den Haufen geworfen.
    »Warten Sie! Hören Sie zu. Was hat er an?«
    »Wie? Ach so, ein rotes Hemd und Jeans.«
    »Gut.« Offenbar hatte Angie einmal etwas richtig gemacht. »Und morgen ist Freitag, richtig?«
    »Ja, Sir, morgen ist Freitag.« Der FBI-Mann hörte sich an, als wollte er einen Irren überreden, die Kettensäge doch lieber wegzulegen.
    »Schwarz. Hose und Pulli. Bei den Socken ist die Farbe nicht so wichtig, nur sauber müssen sie sein. Stellen Sie sicher, dass darauf geachtet wird. Das ist wichtig!«
    »Ja, Sir. Schwarz. Keine Sorge, Sir, wir kümmern uns darum.« Damit legte er auf.
    Ich gab Brady sein Telefon zurück. Auf einmal war Brady mein bester Freund. Ein großartiger Freund. Ein FBI-Freund. Er hatte es geschafft, dass ich mit dem Jungen sprechen konnte.

22
    »In fünfzig Metern rechts abbiegen.« Die Stimme aus dem Navigationsgerät weckte mich unsanft. Sie klang nach einer Mischung aus BBC-Sprecherin und Grundschullehrerin.
    Ich hatte während der gesamten Fahrt nach Darien geschlafen und fühlte mich wieder halbwegs wie ein Mensch. Vor der Abfahrt hatte Maloney noch darauf bestanden, dass ich etwas in den Magen bekam. Dann hatte er versucht, mich für den Besuch bei Hochstadt zu briefen, doch ich war immer wieder eingenickt, während er redete. Anschließend war ich eingenickt, während ich selbst redete. Von da an hatte er mich in Ruhe gelassen.
    Wir glitten eine gewundene, breite Straße entlang, zwischen stattlichen Eichen und mehrere Meter hohen, dichten Rhododendren hindurch. In größeren Abständen tauchten Einfahrten auf, manche mit Steinpfosten markiert. Von weit hinten in den Gärten funkelten hier und da Lichter durch das Laub – der einzige Hinweis darauf, dass hier überhaupt Leute wohnten.
    »Fahren Sie rechts ran«, sagte Maloney.
    Noch einmal überprüfte er den Handysender. »Halten Sie sich ans Drehbuch! Keine Tricks. Kein Improvisieren. Lassen Sie ihn nach dem Köder schnappen; forcieren Sie nichts.«
    Ich versuchte mich an das Drehbuch zu erinnern.
    »Ich finde immer noch, wir hätten ihn vorher anrufensollen. Wenn ich so plötzlich vor seiner Tür stehe, wird er in Panik verfallen.«
    »Panik ist gut. Dann fängt er an, Fehler zu machen. Sie dürfen allerdings keinen machen!«
    »Keine Sorge, das kriege ich hin.«
    Im nächsten Augenblick hielt ein Wagen neben uns – zwei weitere FBI-Leute.
    »Wir sind hier, könnten binnen Sekunden nachkommen. Wenn irgendwas schiefläuft, melden Sie sich. Dann sind wir gleich da.«
    Darüber, was er mit »schieflaufen« meinte, wollte ich lieber nicht genauer nachdenken.
    »Bringen wir’s hinter uns«, sagte ich.
    Maloney stieg aus und ging zu dem anderen Wagen hinüber, Brady fuhr an.
    Ein kleiner Leuchtturm diente als Briefkasten. Wir bogen in eine schnurgerade Zufahrt ein. Auf der einen Seite des Weges stand eine Reihe Kiefern, wie sie auf Bildern von toskanischen Landschaften die Felder säumen, zur anderen Seite hin öffnete sich eine mit dem Weg ansteigende Rasenfläche. Auf der Kuppe des lang gestreckten Hügels stand, verborgen hinter drei großen Eichen, das Haus. Brady fuhr langsam hinauf und hielt direkt hinter den Bäumen.
    »Doch kein Schloss, wie ich erwartet hatte«, sagte ich.
    Es war ein zweigeschossiges Haus im Kolonialstil, mit integrierter Doppelgarage. Nicht direkt klein, aber auch keine so herrschaftliche Villa, wie wir schon einige gesehen hatten, seit wir vom Highway abgebogen waren.
    »Ist bestimmt das kleinste Haus hier in der Gegend«, sagte er.
    »Oder im Bezirk.«
    Bradys Telefon summte. Er nahm den Anruf an und lauschte.
    »Das war mein Chef. Wollte wissen, warum Sie noch nicht reingegangen sind.«
    »Sagen Sie ihm, jetzt bin ich drin.« Ich stieg aus, ging über einen rot geklinkerten Weg zur Haustür und drückte auf den Klingelknopf. Falls die Klingel funktionierte, hörte ich sie nicht. Etwas länger als eine Minute wartete ich ab, dann benutzte ich den schweren Messingtürklopfer, der die Form eines Ankers hatte. Die Tür dröhnte unter den Schlägen. Immer noch nichts. Ich drehte mich um, sah zu Brady hinüber und zuckte die Achseln. Er zuckte seinerseits die Achseln.
    »Niemand da«, rief ich so laut, dass Maloney über den Sender auch mitbekam, wie genervt ich war. »Bringen Sie mich jetzt nach Hause?«
    Gerade als ich mich wieder in Richtung Wagen in Bewegung setzte, ging hinter mir die Tür auf.

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