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Am Fuß des träumenden Berges

Am Fuß des träumenden Berges

Titel: Am Fuß des träumenden Berges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Peters
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verschleuder den Tee an Ricket, weil er als Einziger bereit ist, das Risiko einzugehen, ihn nach Europa zu verschiffen. Mich lässt er dafür bluten, und wir kommen kaum übers Jahr deswegen. Du hast selbst gesagt, es ist der beste Tee, den wir je haben ernten können, und den schenke ich jetzt her, weil ich muss.»
    Audrey wies lieber nicht darauf hin, dass es um ihre finanzielle Situation nicht ganz so düster bestellt wäre, wenn er das Geld nicht so konsequent verprasst hätte.
    «Aber das gelingt uns doch auch nächstes Jahr oder im Jahr darauf! Bitte, Matthew, worum geht es hier? Ist es mein Erfolg? Der war Zufall, wir hatten nun mal gutes Wetter für Tee. Ist es der Tod unseres Kinds? Oder ist es der Krieg mit all seinen Schrecken, der dich zu diesem Menschen macht? Sprich mit mir, Matthew! Ich weiß nicht mehr weiter, und ich kann auch nicht mehr weiter.»
    Matthew schüttelte ihre Hand ab. «Sieh dich doch nur an. Machst dich mit den Schwarzen gemein und mich zum Gespött der Stadt. Du kennst doch Ricket, er ist ein widerlicher Kerl und nur auf seinen Vorteil bedacht. Denk nur, wie viel es uns gekostet hat, ihm Mary abzukaufen. Und warum? Nur damit du nicht so einsam bist. Und weil du glaubtest, er würde sie misshandeln.»
    Das also war es. Tim Ricket war auf einem Feldzug gegen Audrey. Er machte sie schlecht, und Matthew, der sonst nie etwas auf sie kommen ließ, kein schlechtes Wort gelten ließ und alles nur wegwischte … Er schenkte diesem widerlichen Kerl Gehör, weil er selbst nicht wusste, wohin mit sich, seit dem Krieg, seit dem Tod seines Sohns.
    «Lass uns heimgehen», flehte sie. Nein, sie beschwor ihn förmlich, sie bettelte. Sie heulte, schluchzte und kniete vor ihm auf dem Boden, sie versprach ihm alles, wenn er nur mit ihr zusammen heimkehrte. Wenn er nur an die gemeinsame Zukunft glaubte.
    Sie wusste nicht, was den Ausschlag gab. Bestimmt war unter dieser erstarrten Kruste aus Misstrauen und Kummer immer noch der Mann verborgen, den sie liebte. Doch Matthew fiel es schwer, sich zu öffnen. Als sie aber drohte, er werde das Kind, das sie jetzt unter dem Herzen trug und das, sie schwor bei Gott, nur seines war, niemals sehen, da schien er das erste Mal darüber nachzudenken, was er von ihr verlangte.
    Und er gab nach.
    Sie kehrten noch am selben Tag nach The Brashy zurück. Es war ein brüchiger Burgfrieden, das spürte Audrey. Doch als sie abends im Bett nebeneinanderlagen und sich seine Hand auf ihren Oberschenkel stahl, als er sich ihr näherte, ließ sie es zu. Sie war verletzt, weil er sie für fähig hielt, ihn so zu hintergehen. Und sie hatte Angst, grenzenlose Angst.
    Matthew hatte recht. Sie waren nicht verheiratet. Das anfängliche Versäumnis hatten sie nie nachgeholt, und so waren Chris und Thomas uneheliche Kinder.
    Bastarde.
    Sie lag die ganze Nacht wach und fragte sich, ob Gott sie strafte, weil sie in Sünde lebte.

[zur Inhaltsübersicht]
30 . Kapitel
    Wenn Gott sie tatsächlich strafte, weil sie in Sünde lebten, dann war er mit ihnen noch lange nicht fertig.
    Nur langsam fanden Matthew und sie wieder in die Routine eines gemeinsamen Alltags. Immer noch schwebte der Tag über ihnen wie eine Bedrohung, an dem Matthew zurück nach Süden musste. Denn ewig konnte er nicht der Truppe fernbleiben, auch wenn Delamere ihm das zugestanden hatte. Darum war alles ein Provisorium, und jeder Versuch, zur Normalität zu finden, wurde zumindest bei Audrey sofort wieder von der Überlegung überschattet, wie es wohl in wenigen Wochen sein würde, wenn Matthew wieder fort war.
    Kinyua kam am ersten Morgen. Er ignorierte sie vollkommen, blieb vor der Veranda stehen und redete mit Matthew über die Belange der Farm. Mukami war nicht bei ihm. Es hatte sich herumgesprochen, dass der Bwana zurück war. Kein Grund also, an Gewohnheiten festzuhalten, die sich während seiner Abwesenheit eingeschliffen hatten. Audrey war Kinyua für diese Rücksicht unendlich dankbar.
    Nach einer Woche kam Tim Ricket mit zwölf Ochsengespannen. Er holte den Tee. Einen Tag lang erklang das Rufen der Viehtreiber, und das Lagerhaus der Faktorei wurde halb leergeräumt.
    «Der beste Tee, den wir je hatten, und ich verkaufe ihn für die Hälfte dessen, was ich in anderen Jahren für eine gute Qualität bekommen hätte.» Mehr sagte Matthew nicht zu dem Thema, und Audrey hütete sich, ihn daran zu erinnern, dass sie jetzt zumindest bis zum nächsten Frühling etwas Geld hatten. Ob das dann überhaupt noch was wert war,

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