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Am Fuß des träumenden Berges

Am Fuß des träumenden Berges

Titel: Am Fuß des träumenden Berges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Peters
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waren, und irgendwie … nun. Es war nicht mehr richtig. Wir hatten die Hochzeit noch nicht geplant, es geschah ganz kurz nach der Verlobung.»
    Matthew dachte nach. Audrey trank ihr Limonadenglas aus. Sofort war der Kellner zur Stelle und füllte es nach.
    «Das mit uns beiden … Ist das richtig?», fragte Matthew. «Ich meine, kannst du das jetzt schon sagen?»
    Die Wahrheit war, dass sie es nicht sagen konnte. Die Wahrheit war, dass sie ihn nahm, weil sie fürchtete, es würde sich ihr kein zweites Mal eine solche Chance bieten. Sie hatte Angst, eine alte Jungfer zu werden. Und sie wollte es dieses Mal besser machen.
    «Es fühlt sich jedenfalls nicht falsch an», sagte sie.
    «Wenigstens bist du ehrlich.» Er lehnte sich zurück. «Das mag ich an dir. Deine Ehrlichkeit. Du sagst, wie es ist, und du beschönigst nichts. Ich gebe zu, ein bisschen habe ich mich vor dir gefürchtet.» Er lachte. «Bis mir Tante Rose telegrafierte. Sie schrieb: ‹Wunderschön und klug. Du wirst sie lieben.›»
    «Das hat sie über mich geschrieben?»
    «Es hat mir genügt. Mehr brauchte ich nicht wissen. Denn alles andere wusste ich aus deinen Briefen, Audrey.» Seine Hand schob sich über den Tisch und lag auf ihrer. «Ich weiß, dass du ein herzensguter Mensch bist. Jedes deiner Worte sagt mir das. Und dass du weinst, weil du fürchtest, ich könnte dich wieder fortschicken …» Er schüttelte den Kopf, ungläubig und staunend. «Ich schick dich nicht fort. Niemals. Nichts könntest du tun oder sagen, das mich davon abbringt, dich zu wollen. Ich hab so lange auf dich gewartet, Audrey. Glaubst du, ich lasse dich wirklich leichten Herzens wieder gehen?»
    Sie schwieg.
    «Es sei denn, du willst gehen. Dann kann ich dich nicht aufhalten. Ich kann dich nicht zwingen, meine Frau zu werden. Wir sind zwei erwachsene Menschen, die nicht allein sein wollen. Das ist mehr, als viele andere Paare haben. Und es könnte funktionieren. Gefühle kann man nicht zwingen oder heraufbeschwören. Aber wir können uns Mühe geben und gut zueinander sein.»
    Sie wünschte sich so sehr, dass es klappen würde.
    «Dann lass es uns versuchen.» Ihre Stimme klang rau, und sie räusperte sich. «Ich will hierbleiben. Ich will den Fisch essen, den du am Hafen heute früh gekauft hast, ich will deinen Tee trinken und The Brashy sehen. Ich will das alles.»
    Und noch viel mehr.
    Vielleicht war es gut, dass sie ihm nicht alles erzählt hatte. Vielleicht war zu viel Wahrheit gar nicht gut.
    Und wer wusste schon, was kam? Dieses aufgeregte Kribbeln, das sie in seiner Nähe verspürte, konnte doch mehr sein als bloße Nervosität?
    Wenn sie sich in ihn verguckte, war alles gut. Wenn er sie weiterhin so anschaute, war alles gut.
    Sie atmete tief durch.
    Alles wird gut, sagte sie sich.
    Sie musste nur irgendwann anfangen, sich zu glauben.

[zur Inhaltsübersicht]
9 . Kapitel
    In diesem Teil der Welt, so nah am Äquator, brach die Dunkelheit schlagartig gegen sechs Uhr herein, viel schneller und absoluter als in England. Sie blieben draußen sitzen, um zu Abend zu speisen.
    Der Koch des Hotels hatte ihnen die Fische zubereitet, und sie aßen Fisch mit Gemüse und wischten die zarte, süßliche Soße mit Brot von den Tellern. Immer wieder wurde Wein nachgeschenkt. Die anderen Tische nahm Audrey gar nicht mehr wahr. Sie sah nur Matthew, der sie anlächelte.
    Im Kerzenlicht war er so wunderschön, dass es ihr den Atem raubte.
    Der Wein prickelte auf der Zunge wie Champagner. Nach dem zweiten Glas konnte sie gar nicht genug davon bekommen, und von Matthews braunen Augen schon gar nicht, und ebenso wenig davon, seine Hand zu beobachten, die die Gabel zum Mund führte. Sie war wie hypnotisiert von seinen Bewegungen, und als er sie ansprach, nickte sie nur. Egal, was er sagte, egal, was er tat – sie wäre ihm gefolgt und hätte ihm gelauscht. Er lächelte und unterhielt sich mit Tante Rose, woraufhin Reggie sich einmischte. Die drei hüllten sich in dieses Gespräch wie in einen wärmenden Kokon, und obwohl Audrey sich nicht daran beteiligte, genoss sie es. Früher hätte sie sich in so einer Situation ausgeschlossen gefühlt. Jetzt wurde nichts von ihr erwartet. Alles, was sie sagte und tat, war richtig.
    So wurde es immer später, und schließlich waren sie die Letzten, die noch im Speisesaal des Hotels saßen. Durch die offenen Fenstertüren wehte beständig ein salziger Wind vom nahen Ozean. Die Kellner standen wie Schatten an der Wand und warteten.
    Als sie

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