Am Fuß des träumenden Berges
davon erzählt habe.» Sie schniefte.
«Das macht mir nichts. Schlimm wäre es, wenn du ihn lieber hättest als mich.»
«Auf keinen Fall! Ich hab ihn doch seit Jahren nicht gesehen, und überhaupt. Es gab ja einen guten Grund dafür, dass wir die Verlobung gelöst haben.»
«Ja, das hat er mir auch gesagt.» Er legte den Arm um ihre Schulter.
Sie ließ sich nur widerwillig von ihm umarmen, und fast im selben Moment sprang sie wieder auf. «Was hat er dir erzählt?», fragte sie so leise, dass Matthew nachfragen musste. Sie räusperte sich und wiederholte die Frage.
«Er hat nur gesagt, es sei schwierig gewesen. Und dass Umstände eingetreten seien, die es euch beiden unmöglich gemacht hätten, miteinander glücklich zu werden.»
Sie nickte. «Das stimmt.»
«Keine Sorge. Es interessiert mich wirklich überhaupt nicht, was damals war.» Seine Hand umfasste ihre, und der Daumen strich beruhigend über ihren Handrücken. Hin und her, bis sie glaubte, die Haut müsse unter der Berührung spannen und reißen. «Ich weiß, dass ich für dich der erste Mann war. Und das genügt mir. Alles andere ist unwichtig. Lass sie doch reden. Die Leute brauchen irgendwas, woran sie sich reiben können.»
«Sie werden mich zerfleischen», prophezeite Audrey. Sie fürchtete sich davor.
«Wir werden jedem Gerücht mit einem Lächeln begegnen. Und ich werde Benjamin einladen, mich auf die Safari zu begleiten. Danach wird das Gerede bestimmt bald aufhören.»
Sie lächelte tapfer.
«Genau so.» Er kniff sie in die Wange. «Siehst du?»
Wenn Benjamin nur nicht auch noch Deutscher wäre! Was, wenn jetzt jeder im Protektorat glaubte, sie halte zu den Deutschen?
Und wenn es zum Krieg kam …
Unwillkürlich legte sie die Hand auf den Bauch. Nein. Über Krieg wollte sie nicht nachdenken.
Silvester wurde mit einem rauschenden Fest im Muthaigaclub gefeiert. Einige hundert Kolonisten und ihre Frauen versammelten sich im großen Saal und begrüßten das neue Jahr laut und jubelnd.
Benjamin war nicht da, was vermutlich auch besser war. Trotzdem ertappte Audrey sich dabei, wie sie ständig nach ihm Ausschau hielt, als hoffte und fürchtete sie, er könne irgendwann zwischen den hohen Säulen auftauchen und ihr zulächeln.
Stattdessen tanzte sie mit Matthew, bis ihr schwindelig war, und von dem einen Glas Champagner hatte sie einen kleinen Schwips. Als sie am späten Abend in ihr Zimmer zurückkehrten, kicherten beide haltlos, fielen ins Bett und übereinander und lagen mit erhitzten Gesichtern nebeneinander. Matthew hob die Hand und streichelte ihre heiße Wange. Sie seufzte. Seine Hand war kühl und trocken, ihr Gesicht verschwitzt.
Er beugte sich über sie, und ihre Lippen trafen sich zu einem Kuss. Seine Hand glitt über ihren Hals hinab zu dem hochgeschlossenen Kleid aus schwarzer Wildseide. Audrey drückte sich an ihn, und er begann, die winzigen Jettknöpfe zu öffnen. Sie ließ es freudig geschehen.
Während ihrer ersten Schwangerschaft hatte Matthew sie in Ruhe gelassen. Manchmal hatte sie nachts wach gelegen und ihn schmerzlich vermisst. Seine Zärtlichkeiten waren für sie nach einem anstrengenden Tag zu einem Trost geworden, und so hatte sie zu Beginn dieser zweiten Schwangerschaft all ihren Mut zusammengenommen und ihn gebeten, dieses Mal nicht neun Monate lang Verzicht zu üben.
Er hatte darauf verwirrt reagiert, fast verstört. Er fürchtete um das Kind. Audrey hatte kein zweites Mal gefragt. War sie zu unverschämt und unanständig, wenn sie von ihrem Mann ein bisschen mehr Nähe forderte? Setzte sie die Gesundheit des Ungeborenen damit wirklich aufs Spiel?
Jetzt fragte sie ihn nicht, ob er das wirklich wollte, sondern ließ sich von ihm ausziehen. Die Schuhe polterten auf den Boden, sie lachte leise. Er schälte sie aus dem Kleid, der Unterwäsche und den Strümpfen. Zog sie vollständig aus, bis sie nackt vor ihm lag.
«Du bist so schön.» Seine Stimme klang rau.
Sie breitete die Arme aus. «Komm», lockte sie ihn.
Wenn sie zurückdachte, hatte sie sich selten so sinnlich gefühlt wie während ihrer zweiten Schwangerschaft. Während der ersten hatte sie zu verzweifelt in sich hineingehorcht, ob auch alles mit ihr in Ordnung war. Diesmal war das anders. Sie wusste, was sie erwartete. Alles verlief unkompliziert und in geregelten Bahnen.
Vielleicht waren es die Schwarzen, die sie darin bestärkt hatten, dass die Natur schon wusste, was richtig war. Und deshalb hatte sie sich getraut, ihrem eigenen
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