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Am Fuß des träumenden Berges

Am Fuß des träumenden Berges

Titel: Am Fuß des träumenden Berges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Peters
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der Tür herum und war ganz still.
    «Ist alles in Ordnung mit dir, Liebes?» Fanny hob Chris hoch und strich ihm die dunklen Haare aus der Stirn. Audrey fiel auf, dass er stark schwitzte, und auch Fanny runzelte die Stirn.
    «Hat er Fieber?», fragte sie, statt auf die Frage zu antworten.
    «Höchstens etwas erhöhte Temperatur.»
    «Dann lass ihn hier, wenn ihr zum Berg wollt. Und Thomas bitte auch. Ich fürchte, das wird für ihn zu viel.»
    «In Ordnung.» Fanny zögerte. «Du willst lieber allein sein, richtig?»
    «Ich brauche im Moment einfach Ruhe. Tut mir leid.»
    «Macht nichts. Ich hab dir ja das Haus mit diesen unmöglichen Leuten vollgestopft.» Sie verzog das Gesicht.
    «Muss dir nicht leidtun.» Audrey seufzte. Thomas war bereits auf ihrem Schoß eingeschlafen.
    «Wir sind heute Abend zum Essen wieder da.» Fanny ließ Chris vorsichtig zu Boden gleiten, der sich hinhockte und müde gegen den Türrahmen sank. Dann ging sie.
    «Komm her, Chris. Komm, ich bring dich zu Mary.» Audrey stand mit Thomas auf dem Arm auf. Sie hockte sich neben Chris und fühlte seine Stirn.
    Er war glühend heiß.
    «Erhöhte Temperatur», murmelte sie. «Von wegen.» Sie ließ Thomas auf den Boden und wollte Chris hochheben, doch als sie ihn berührte, heulte er verzweifelt auf, als bereite ihre Berührung ihm Schmerzen.
    «Komm schon, Chris. Stell dich nicht so an. Wir bringen dich ins Bett, und dann hole ich Mary, dass sie dir was vorliest. Ja?»
    «Neiiiiin!» Chris kreischte und wehrte sich.
    Sie trug das sich wehrende Kind ins Kinderzimmer. Thomas krabbelte hinterher und jammerte leise. Audrey rief Mary, doch das Kindermädchen blieb verschwunden. Sie legte Chris ins Bett und deckte ihn zu, doch er warf die Bettdecke sofort wieder von sich.
    «Mama, ich hab Durst!», jammerte er.
    «Ich hol dir gleich was, mein Schatz.» Sie streichelte seine verschwitzte Stirn. Kam es ihr nur so vor, oder war das Fieber in diesen wenigen Minuten noch gestiegen?
    Endlich tauchte Mary auf. Sie war zerzaust und lehnte im Türrahmen.
    «Mary, er hat Fieber. Bleib bei ihm, ich hole was zu trinken.»
    «Ja, Memsahib.» Das Mädchen hob Thomas hoch, der sofort wieder fröhlich gluckste. Nichts konnte dieses Kind erschüttern, dachte Audrey. Sie lächelte auf dem Weg in die Küche.
    Musste sie einen Arzt holen? Dass Kinder Fieber bekamen, war völlig normal. Sie wollte sich auch nicht von jedem Infekt verrückt machen lassen. Aber dass es so schnell stieg, war schon ungewöhnlich.
    Wenn sie den Arzt aus Nyeri kommen lassen wollte, sollte sie das schnell entscheiden. Es war ein weiter Weg.
    Sie brachte Chris das Wasser, und Mary flößte es ihm ein. Dann machte Audrey sich auf die Suche nach Fanny. Vielleicht konnte einer der Männer nach Nyeri reiten, dann brauchte sie keinen von den Feldarbeitern schicken, die zu Fuß um einiges länger brauchten, obwohl sie ausdauernde Läufer waren.
    Das Wohnzimmer und das Esszimmer waren verwaist, auf der Veranda war niemand. Sie lief zum Stall. Vielleicht hatte sie Glück, und die Gruppe war noch nicht aufgebrochen.
    Im Stall fehlten sieben Pferde.
    Warum sieben?, überlegte sie. Blieben sie etwa über Nacht auf dem Berg? Hatten sie ein Packpferd mitgenommen?
    Audrey hetzte zurück ins Haus. Schon von weitem hörte sie Chris heulen und darüber Marys Stimme, die beruhigend auf ihn einzureden versuchte, aber das schrille Kreischen kaum zu übertönen vermochte.
    Audrey schickte einen der Hausboys nach Nyeri. Das Schreien ihres Kindes brachte sie um den Verstand, und sie war außer sich vor Sorge um Chris.
    Am Nachmittag wurde Chris ganz still. Er lag apathisch im Bett, hatte Fieberkrämpfe und Schüttelfrost, und das Wasser, das sie ihm mühsam einflößten, erbrach er sofort wieder. Audrey war verzweifelt. Immer wieder trat sie auf die Veranda und hielt nach dem Arzt Ausschau. Aber niemand kam.
    Es wurde Abend, und Chris war inzwischen nicht mehr ansprechbar. Audrey blieb bei ihm sitzen und schickte Kamau nach Kinyua. Sie hoffte und betete. Inzwischen glaubte sie, alles tun zu müssen, um Chris zu retten. Dieses Fieber war nicht normal, und obwohl sie es nicht aussprach, wusste sie, was ihr Sohn hatte.
    Gelbfieber.
     
    Kinyua kam. Sie hörte ihn auf der Veranda mit Kamau sprechen. Der Boy kam ins Kinderzimmer, wo Audrey inzwischen auf dem Boden neben dem Bett hockte. Chris war endlich eingeschlafen, doch er warf sich so unruhig hin und her, dass sie fürchtete, er werde aus dem Bett fallen.
    «Memsahib,

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