schlechte Nachricht«, sagt Selma trocken.
»Die gute zuerst«, erwidere ich.
»Okay, ich habe nur Quatsch gemacht. Ich habe nur eine Nachricht. Und die ist schlecht«, sagt sie. »Und die schlechte Nachricht lautet: Du sitzt auf dem Fisch.«
17. BUD KRIEGT DIE SCHULD, WER DENN SONST?
»Was ist denn mit dem Fisch passiert?«, fragt mein Vater.
Wir stehen am Küchentisch und schauen hinunter auf die platteste Forelle der Welt. In der Mitte sieht sie eher aus wie eine Flunder. Vorne Forelle, hinten Forelle und in der Mitte Flunder. Das ist definitiv ein »etwas anderer« Fisch.
Ich wechsle einen Blick mit Jerry. »Äh, ja, das waralso so«, sagt Jerry, »wir haben diesen wirklich schönen Fisch herausgeholt & wir waren auf dem Heimweg & da erzählt Selma eine unglaubliche Geschichte – ja, ihr hättet sie selbst hören sollen – über … über … einen Freund von ihr, der ein Auto repariert hat & ganz schwarz im Gesicht wurde, weil er vergessen hat, etwas zu überprüfen – hmm, war das ein Hebel oder eine Schraube? –, auf jeden Fall hat sie so witzig erzählt, dass wir laut loslachen mussten. Bud hat sich auf die Schenkel geschlagen & total die Kontrolle verloren & mich geschubst & genau in dem Moment kam ein Auto vorbei & dabei ist die Forelle aus der Tasche gerutscht & unter dem linken Reifen gelandet – ich glaube, ihr könnt sogar den Abdruck sehen – ein Michelinreifen – & das war vielleicht ein Anblick. Aber der Fisch ist immer noch voll in Ordnung, oh ja. Gesundes, leckeres Essen.«
Mein Vater guckt mich an und meine Mutter sagt das, was beide denken: »Du bist so ein Tollpatsch, Bud. Der arme Jerry.«
»Du hast recht, Jerry. Es ist nicht das Aussehen, das zählt. So sind wir in unserer Familie, wir schauen etwas tiefer in die Dinge. Wir sehen die Natur, wie sie wirklich ist. Das ist ein schöner Fisch, den du da gefangen hast«, sagt mein Vater. »Das wird ein Festmahl!«
Ich bringe es nicht über mich, zu verraten, dass es Selmas Fisch ist. Sie ihn aber nicht selbst mit nach Hause nehmen wollte. »Fisch essen? Ich? Spinnst du? Nein, bei uns gibt es richtiges Essen. Und zwar Würstchen!«, sagte sie und warf ihn in unseren Fischeimer.
Meine Eltern haben außerdem vergessen, dass wir heute nur eine halbe Wand gestrichen haben. Alles ist in Ordnung, wenn nur Jerry da ist.
Jerry brät den Fisch, als wäre er Mitglied in der Kochnationalmannschaft. Und ich bin seiner Meinung – der Fisch schmeckt wirklich gut. So gut, dass selbst Mutters Einwände hinsichtlich möglicher Krebserkrankungen, die du bekommen kannst, wenn du Gebratenes isst, fast erträglich sind.
Nach dem Essen streichen wir.
Wir streichen beide wie Dämonen. Wir liegen deutlich hinter dem Plan und es eilt.
Um acht Uhr am Abend ist die erste Wand fertig.
Mein Vater räuspert sich und sagt: »Mutter und ich müssen morgen nach Angler zum Arbeiten. Aber hier läuft es wohl trotzdem normal weiter, oder?«
»Aber auf jeden Fall!«, ruft Jerry aus und berichtet von den Plänen für den nächsten Tag. »Morgen machen wir uns an die schöne Nordwand!« Er erzählt das, als würde es sich um einen netten Ausflug ins Grüne handeln und nicht um etwas, das schon fast an eine Expedition zum Nordpol erinnert.
An der Nordwand gibt es nur ein Fenster. Der Rest besteht aus lang gestreckten, unendlichen Holzlatten, die gestrichen werden müssen, um wieder schön weiß zu werden. Ein Quadrat nach dem anderen.
Wenn der Dämon aus der Hölle noch weitere Seufzer in sich hätte, würde er diese jetzt von sich geben. Aber stattdessen manövriert er seine erschöpften Arme ins Haus, schlummert vor dem Fernseher ein, während meine Eltern von Jerrys vielen Plänen ganzentzückt sind, er durch ihre Bewunderung noch mehr an Fahrt gewinnt und neue Ideen beim Reden entwickelt usw.
Wir ziehen uns früh zurück. Leute, die eine Wand geschafft haben, haben das verdient.
Zum Glück schläft Jerry schnell ein.
Selbst er ist erschöpft.
Nur ich schlafe nicht.
Denn ich habe meine Pläne. Nachdem ich sowieso den größten Teil der Wand gemalt habe, kann ich es ebenso gut noch ein wenig länger mit den Schmerzen aushalten.
18. BUDS ZWEITER BRIEF AN STARBOKK
An:
[email protected] Von:
[email protected] Betreff: Zweiter Bericht
In der nächsten Sportstunde nickte Valen mir zu. Als wollte er sich vergewissern, dass an diesem Tag alles nach Plan laufen würde. »Wir sind