Am Haken - Ein maximalistischer Roman ueber das Leben die Liebe und den grossen Hecht
wissen, welche Blinker du benutzt. Da ich kein Experte bin & du fast alles weißt, habe ich gedacht, dass lieber du darauf antwortest. Bud kann mit dem Mädchen in einer Sprache sprechen, die es versteht, habe ich gedacht. Ihr seid ja geradezu Zwillingsseelen. Geh zu ihr, Bud. Sie wartet auf eine Antwort.«
Auch dieses Mal bekommen wir kein Diplom für Redekünste. Es bleibt in erster Linie bei »schöne Fische« und »feine Fische«. Der Blinker wird nicht erwähnt.
Ich bin am besten darin, den Mund zu halten. Maggie auch.
Zehn Minuten später bin ich zurück bei Selma.
Und dann zwanzig Minuten später bei Maggie.
»Gehst du … äh … auf die MOT O-Show …?, bringt sie mit Mühe hervor. »Morgen?«
»Hä? MOT O-Show ? Wie meinst du das?«, erwidere ich und glaube, dass sie sich bestimmt im Datum geirrt hat. Sonst hätte ich doch davon gehört.
»Ach … nichts«, sagt sie und damit ist unser Gespräch beendet.
Wir schauen auf das Wasser und die Leine, die Striche auf die Oberfläche malt.
Denken an die Fische, die sich unten in der Tiefe tummeln und hinauf zu all dem Spannenden schielen, mit dem wir sie locken. Was diese Wasserbewohner wohl denken? Wissen sie, dass das eine Falle ist? Ist das der Grund, dass sie nicht anbeißen? Angler haben sich seit Tausenden von Jahren schlaue Gedankenüber die Haken gemacht. Das ist eine ganze Wissenschaft. Trotzdem hat noch keiner den perfekten Haken erfunden.
Zwei Stunden lang sind wir schon hier.
Hin und zurück werde ich gescheucht.
Ich sollte mir einen Schrittzähler zulegen. So oft bin ich von dem zweifach verliebten Jerry hin- und hergejagt worden.
Übrigens hat nur Maggie Fische gefangen.
Sie zieht sie aus dem Wasser, als hätte sie ein Fisch-Abo abgeschlossen.
Bis …
16. DER FANG DES TAGES
Ich habe kein Anglerglück. Heute nicht. Sofern ich überhaupt zum Angeln komme. Denn Jerry schickt mich die ganze Zeit an der langen Leine hin und her. Trotzdem gelingt es mir, einen Köder zu verlieren, der an irgendetwas hängen bleibt. Davon abgesehen, besteht mein Fang aus grünen Büscheln vom Grund des Waldsees.
Jerry hat nur ein einziges Mal die Angel ausgeworfen. Er ist viel zu sehr damit beschäftigt, seine Liebesmaschine am Laufen zu halten.
Da zuckt es in Selmas Angel.
»Oi!«, ruft sie, dass es übers Wasser hallt. »OI, OI, OI!«
Es zieht und zerrt und ich will ihr dabei helfen, den Fisch einzuholen. Aber sie wehrt sich. »Das kriege ich schon hin!«, sagt sie atemlos.
Sogar Jerry hat bemerkt, was da passiert, und kommt angerannt. Sie schiebt ihn weg, als er versucht, ihr die Angel abzunehmen. Das ist ihre erste Angeltour und sie ist diejenige, die einen Fisch gefangen hat! Ist doch klar, dass sie das auch zu Ende bringen will!
Also gucken wir nur zu und geben ihr zweifelhafte Ratschläge, während sie Leine gibt, wieder einholt und mit dem Fisch kämpft.
Im Hintergrund lacht Maggie laut über uns.
Plötzlich hebt Selma die Angel hoch und der Fisch kommt auf uns zugesegelt. Jerry und ich, wir greifen beide nach ihm. Aber er rutscht uns aus den Händen.
Wir haben so viel Fahrt, dass wir zusammenstoßen, während der Fisch nach links abdriftet. Unsere Köpfe donnern in einem ekligen, dumpfen Knall gegeneinander und wir sehen Sternenangler und Planetenwobbler in den grellsten Farben.
Wir sinken in die Knie und hören aus der Ferne Selmas warnenden Ruf, während der Fisch zurückkommt. Er trifft Jerry genau am Kopf, woraufhin dieser schräg zu Boden geht.
Ich sehe neue intergalaktische Wobbler, Blinker, Schleppangeln und Schwimmer, die vor meinen Augen vorbeisausen.
Ich meine, Selmas Fisch zu sehen.
Ich stehe auf und greife nach ihm.
Fange nur Luft.
Doch dann wird mir so schwindlig und ich verliere mich im Traumland, dass ich mich hinsetzen muss.
Ich lasse mich auf einen Stein fallen und hoffe, dassmein Po das aushält. Der Stein erscheint merkwürdig weich und bequem und ich denke, dass ich es hier eine ganze Weile aushalten kann.
Ich stütze den Kopf in die Hände, um den letzten Rest von Sternschnuppen loszuwerden. Da zerrt Selma an meinem Arm. »Bud!«, ruft sie mehrere Male.
»Ja …?«, antworte ich, nur zu 20 % anwesend.
»Kannst du mal aufstehen?«, fragt sie.
»Wo ist denn der Fisch geblieben?«, fragte ich verwirrt. Sehe, wie Jerry mich resigniert anstarrt. Und Maggie, die sich auf den Boden hat fallen lassen und sich den Bauch hält, während sie prustet und lacht.
»Ich habe eine gute und eine
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