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Am Haken - Ein maximalistischer Roman ueber das Leben die Liebe und den grossen Hecht

Am Haken - Ein maximalistischer Roman ueber das Leben die Liebe und den grossen Hecht

Titel: Am Haken - Ein maximalistischer Roman ueber das Leben die Liebe und den grossen Hecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Ewo
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Geld sparen. Aber es ist die Qualität, die zählt.
    Einige schwören auf farbige Sehnen. Ich glaube, der Hecht sieht die Farbe und wird misstrauisch. Ich respektiere den Jäger dort unten in der Tiefe. Und der Riesenhecht ist garantiert ein gerissener Bursche, hat er es doch so viele Jahre geschafft, nicht erwischt zu werden. Deshalb ist meine Sehne durchsichtig.
    Wenn du mit Schwimmer und Köder angelst, musst du ein Vorfach zwischen Köder und Sehne haben. Ein Hechtmaul hat große Zähne im Unterkiefer, die das, was sie zu fassen kriegen, durchbohren und es gegen Hunderte winziger Zähne im Oberkiefer pressen. Und sie beißen fest zu! Der Riesenhecht wird so viel Kraft in den Kiefern haben, dass er es schafft, bei den Anglern, die nur Haken und Köder an der Sehne hängen haben, wieder loszukommen. Wenn ich so angeln wollte, würde ich mich für ein vernünftiges Vorfach entscheiden   – mit mehrfachem Stahldraht.
    Ich dagegen ziehe es vor, mit Blinker zu angeln.
    Es gibt Blinker genug für ein ganzes Leben als Hechtangler. Wie alle anderen Angler bin ich abergläubisch. Ich habe meine besten Blinker aus einer Serie von Wobblern ausgesucht, die ›Dream Catch‹ heißt, denn ich bilde mir ein, dass sie mir schon oft zu Anglerglück verholfen haben.
    Sie haben die Eigenschaft, dass sie sich im Wasser zu verrenken scheinen. Sowohl wenn sie sinken, aber auch wenn sie eingeholt werden. Und sie verrenken sich ruckweise und unregelmäßig   – was meiner Meinung nach dem Fisch den falschen Eindruck vermittelt, dass sie echt sind   – dass sie etwas Lebendiges sind, das da durchs Wasser schwimmt. Etwas, das   – hoffentlich   – den wirklich riesigen Hecht aus dem Wasser locken wird.«

3.   FISCHSTÄBCHEN IM ANGEBOT = MITTWOCH
    1.   EIN ESSENSWRACK BEGEGNET EINEM SCHLAFFEN HERING
    Während ich langsam aufwache, drängt sich mir ein Gedanke auf.
    Es ist der Gedanke an Essen.
    Seit Jerry gekommen ist, habe ich nicht sonderlich viel ans Essen gedacht.
    Merkwürdig! Denn ich esse eigentlich immer. Während der Mahlzeiten, vor den Mahlzeiten, nach den Mahlzeiten. Es kommt vor, dass ich mitten in der Nacht aufstehe und den Kühlschrank plündere, dass er nur noch heult.
    Ich kann riechen, wo meine Mutter Kekse, Schokolade und Mineralwasser versteckt hat. Ich erschnuppere den Duft guten Essens kilometerweit. Ich habe eine große Maschine und diese Maschine braucht Futter. Und meine Maschine kann das Futter orten, das sie bevorzugt.
    Aber jetzt habe ich seit zwei Tagen nur ganz normale Mahlzeiten zu mir genommen. Okay, plus einige Sandwiches gestern. Das gebe ich ja zu. Aber plötzlich ist der Gedanke, Unmengen an Nahrung in meine Maschine zu stopfen, klar und deutlich geworden.
    Ich schließe die Augen, während ein wunderbarer, etwas unscharfer Tagtraum von einem herrlichen Fresstag mir im Kopf rumflattert. Ich würde gern ein leckeres Gericht nach dem anderen serviert bekommen. Ich möchte schön, schlank, witzig, ironisch und weltgewandt sein und mir den Teller mit frischer Bruschetta mit Tomaten und Mozzarella füllen, mit Ravioli und Schinken und Käse, Pasta Bolognese mit Parmesan, einem zarten Steak mit Pilzen, Zitronensorbet, ein wenig Käse und salzigen Keksen   …
    In meinem Tagtraum reiße ich meinen Mund für ein riesiges Baguette mit Mayonnaise, Roastbeef, Tomaten und Brie auf   … ja, alles auf einmal! Doch da kommt ein Typ von der Seite angebraust und zerrt an meinem Arm.
    Das Baguette explodiert in tausend Traumscherben   – und ich schaue Jerry in die Augen.
    »Was?«, frage ich.
    »Ich weiß nicht so recht«, sagt er. »Was ist eigentlich der Sinn von allem? Gibt es überhaupt einen Sinn? Warum sind wir hier? Was soll passieren?«
    Seiner Stimme nach zu urteilen müsste die Welt in zehn Minuten untergehen. Das Essenswrack stützt sich im Bett auf die Ellenbogen hoch und reibt sich die Nacht aus den Augen.
    »Jetzt mal ruhig   … Jerry«, sage ich und sehe ihn mir genauer an. Er sieht aus wie etwas, das ein deprimierter Angler aus einem schwarzen, trüben Wasser herausgefischt hat. Ein schlaffer, kleiner Hering.
    »Manchmal habe ich das Gefühl, dass die Welt so riesig ist, dass ich niemals mehr als nur einen winzigenBruchteil von ihr erleben werde«, sagt er. »So ging es mir heute Morgen. Denn als ich hierherkam, da wurde mir bewusst, wie viel es auch noch außerhalb von Angler zu erleben gibt. & ich habe
dich
getroffen, der du so viel machst & denkst & erlebst & fühlst, & da wurde mir

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