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Am Haken - Ein maximalistischer Roman ueber das Leben die Liebe und den grossen Hecht

Am Haken - Ein maximalistischer Roman ueber das Leben die Liebe und den grossen Hecht

Titel: Am Haken - Ein maximalistischer Roman ueber das Leben die Liebe und den grossen Hecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Ewo
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nur wenige Fische gibt.
    Somit entschied ich mich für den Ekkovannet. Der unwahrscheinlichste, aber vielleicht gerade deshalb auch der wahrscheinlichste Ort, um meinen Traumfisch zu fangen.«

5.   TAKE-AWAY-FLUSSBARSCH = FREITAG
    1.   EINE TICKENDE BOMBE
    Ich schlafe in einem Uhrwerk. In einer tickenden Bombe, die den Countdown zählt bis zum schrecklichen, explosiven Nullpunkt. Meine Ohren sind Elefantenohren, die jedes kleinste Kratzen, Ticken, Klacken, Hacken und Pochen auffangen. Meine Trommelfelle drohen fast zu platzen. Die Geräusche dringen vor, bis tief in die Gelenke, und mein Rückgrat fühlt sich an, als wäre es voller Glassplitter   – winzige Diamantstückchen, die ins Fleisch schneiden.
    Über mir sehe ich einen großen Hammer hängen, der bald ausholen und gegen die Glocke schlagen wird, sodass der Alarm ertönt. In diesem Fall ist mein Kopf die Glocke. Der Hammer ist riesig und mit einer Kraft wie die Tritte von vierzehn Nilpferden versehen. Ich weiß nicht, woher die Nilpferdinformation stammt. Aber sie ist so blöd, dass ich fast grinsen muss. Lachen und grinsen, immer abwechselnd. Ich sehe, wie der Sekundenzeiger rennt, dorthin, wo der Alarm ausgelöst und mein Kopf zertrümmern wird.
    Ich lache laut auf. Ein todesschwangeres Lachen, als der Sekundenzeiger sein Ziel erreicht und ein hartes »Tock!« verkündet, mit dem der Hammer sich löst und sich auf den Weg zu meiner Stirn begibt.
    Und ich hoffe nur, dass es schnell geht.
    Und ich finde es jammerschade, dass ich nicht alles habe machen können, was ich habe machen wollen.
    Und ich danke der Erde, dass ich ein wenig auf ihr leben durfte.
    Dann wache ich davon auf, dass es Morgen ist. Meine Wange tut weh und ich stelle fest, dass ich mit dem Ohr auf meinem Wecker geschlafen habe. Ich öffne den Mund, schiebe die Kiefer zurecht und es knackt tief in den Gelenken.
    Jerry liegt auf der Matratze auf dem Boden. Und ratzefatz schläft. Er hört sich an wie ein cooler Kater, der vor einem Kamin entspannt schnurrt. Es fehlt nicht viel und ich sehe ihn vor mir, wie er mit der Schwanzspitze im Maul schläft.
    Ich drehe mich auf den Rücken.
    Noch ist nicht alles an mir wach. Teile meines Kopfs sind noch damit beschäftigt, sich aus dem Uhrentraum herauszufinden. Es ist, wie an einer lockeren Seilleiter zu klettern. Ein Schritt hinauf und die Leiter gibt nach und du sinkst wieder einen halben Schritt hinab.
    Es herrscht eine Unruhe, die an ein lang gezogenes, schrilles, heulendes Geräusch erinnert   – als hörte man die Aufnahme von Walen unter Wasser.
    Ich entdecke, dass in der Decke ein tiefer Riss verläuft. Den sollte man sicher spachteln und überstreichen. Aber ich werde das nicht tun.
    Die Unruhe erinnert an einen riesigen Fisch, der an die Wasseroberfläche geschwommen kommt. Noch unbekannt. Noch ohne Namen oder Körper oder Aussehen.Nur eine unangenehme Unruhe mit vielen Zähnen und viel Kraft in sich.
    Dann fällt mir ein, woher diese Unruhe rührt. Heute gibt Selma ihre Party.

2.   EINE PARTY, DAS IST DIE HÖLLE
    Ich hasse Partys. Da werde ich zu einem Fisch, der Auto fahren muss und keine Ahnung hat, wie er die Pedale treten oder das Lenkrad halten soll. Oder zu einer Giraffe, die einen Hecht fangen soll und glaubt, dass ihr Hals als Angelrute dienen kann. Ich werde zu einem Hecht, der sich plötzlich in einem Aquarium befindet und sich fragt, wie er dorthin gekommen ist und wie man sich hier wohl aufführt.
    Bud auf einer Party, das ist eine Katastrophe.
    Das war schon immer eine Katastrophe und so wird es auch weiterhin sein. Immer.
    Bud + Party = geht gar nicht.
    Das ist, als wollte man einen Delfin mit einem Baum paaren.
    Wenn ich genauer nachdenke, kann ich mich an so einige Feiern erinnern.
    Zum Beispiel an eine Feier, bei der nicht einer, sondern
drei
der schönen alten Holzstühle des Gastgebers unter meinem Gewicht zusammenbrachen.
    Oder eine Party, bei der ich zu viel getrunken hatte und am nächsten Tag mit einem Lampenschirm um den Hals aufwachte, in einem Blumenbeet, mit ekligem Shampoo im Haar.
    Oder eine Party, bei der ich versuchte, einem süßen Mädchen näherzukommen, sie hieß Moa, und sie kippte mir ein volles Glas in die Hose. (Warum sie das tat, daran kann ich mich dagegen nicht mehr erinnern.)
    Oder ein Party, bei der ich auf dem Sofa einschlief und erst aufwachte, als die Gastgeberin mich rüttelte und meinte, ich solle langsam mal nach Hause gehen, da ich der letzte Gast war, der noch übrig war. (Nicht

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