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Am Haken - Ein maximalistischer Roman ueber das Leben die Liebe und den grossen Hecht

Am Haken - Ein maximalistischer Roman ueber das Leben die Liebe und den grossen Hecht

Titel: Am Haken - Ein maximalistischer Roman ueber das Leben die Liebe und den grossen Hecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Ewo
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in eine Reihe stellen, als er sagte: »Nein, nur Bud stellt sich an die Absprungmarke.«
    Und das tat ich. Ich war es ja gewohnt, die Stunden dort zu verbringen. Hatte den Boden schon etwas matt gerieben, dort, wo ich immer stand. Die Stelle hatte bereits etwas Vertrautes an sich.
    »Und los!«, rief er.
    »Nein«, antwortete ich.
    »Nun komm schon, Martin!«, rief er.
    »Nein«, war meine Antwort.
    Er kam auf mich zu, während er brüllte: »Soll ich das so verstehen, dass Du Dich weigerst? Du hast jede Menge Chancen gehabt und Du weigerst dich weiterhin, so eine einfache Aufgabe auszuführen?«
    »Ich weigere mich«, bestätigte ich.
    »Dann gehen wir«, sagte er kalt und zog mich am Arm mit sich aus der Turnhalle.
    Die anderen blieben sprachlos stehen, während Valen mich über den Schulhof zerrte. Durch den Haupteingang hinein. Die Treppen hinauf. Rechts den Flur entlang. Unter dem riesigen Porträt des Schulgründers entlang. Noch eine Treppe hinauf und hinein zum Schuldirektor.
    Sie hatten das Schild noch nicht ausgewechselt, es stand immer noch »Schulleiter Riksen« drauf.
    Valen hämmerte gegen die Tür, dass der Rahmen schepperte.
    »Herein!«, rief eine etwas müde Stimme.
    Ich hatte den Nachfolger von Riksen noch nicht kennengelernt, aber das sollte ich jetzt. Es war ein junger Mann   – Elias hieß er   –, der fast so aussah, als käme er selbst gerade erst von der Schule. Alles an ihm hing ein wenig. Er hatte große Ringe unter den Augen und einen Bart, der ihn traurig aussehen ließ. Sein Haar war nicht gekämmt und hing in Zotteln herab. Ein ungebügeltes Hemd, das zu groß war, schlackerte ihm um den Leib. Er sah aus, als wäre er ein Mensch, dem das Leben übel mitgespielt hatte.
    Valen setzte sich und erklärte schnell, worum es ging, und wies auf etwas hin, das er den »Fall Martin« nannte   – worauf Elias eine gelbe Mappe mit meinem Namen darauf herausholte.
    Er blätterte darin, während Valen ohne Punkt und Komma redete.
    »Stimmt das, was Herr Valen sagt?«, fragte er mich.
    »Ich werde doch wohl nicht lügen«, unterbrach Valen ihn. »Du glaubst doch wohl nicht   …«
    Elias bremste ihn und sah mich an.
    »Ja«, antwortete ich, denn auch wenn Valen übertrieb, so stimmte doch alles im Großen und Ganzen.
    »Ich möchte mit ihm reden«, erklärte Elias Valen. Und als Valen sich auf seinem Stuhl zurücklehnte, fügte er »allein« hinzu.
    Bevor Valen ging, warf er mir noch einen misstrauischen Blick zu.
    Das war eine merkwürdige halbe Stunde. Wir sprachen wie erwachsene Menschen miteinander. Elias verstand michund ließ mir die Zeit, die ich brauchte, um alles auszudrücken, was ich zu sagen hatte. Und dann sprachen wir über Valen und darüber, wie es zu diesem Krieg gekommen war. Und dass es keinen Sinn hatte, Krieg mit einem Sportlehrer zu führen.
    »Er ist schon ziemlich alt«, sagte Elias. »Eigentlich sollte er gar nicht mehr unterrichten. Aber wie wäre es: Könntest Du ihm nicht seinen Willen lassen? Indem du einfach ein paar der anderen Geräte benutzt und auf den Krieg und den Bock pfeifst und darauf, wie provoziert Du Dich fühlst? Vergiss nicht   – das ist alles nur ein Spiel. Und manchmal müssen wir beim Spiel mitmachen, um auf der anderen Seite wieder rauszukommen.« Er zeigte mir den Kalender. »Schau mal, bis zu den Ferien sind es nur noch wenige Wochen. Könntest Du Dir nicht vorstellen, dem alten Kerl das Gefühl zu geben, dass er seinen Willen gekriegt hat, nur in den paar Stunden, die noch übrig sind?«
    Hier wurde mir ein gutes Angebot gemacht. Das weiß ich. Ich hätte zuschlagen sollen. Elias sagte, wie es war.
    Aber ich war inzwischen so unglaublich stur.
    »Nein«, antwortete ich.
    Und Elias nickte schweigend und schaute finsterer drein als je zuvor. Wir wussten, das war die falsche Entscheidung. Und wir wussten auch, dass ab jetzt nur noch ein Weg übrig blieb.
    Und das war mein Weg.
    Freundliche Grüße
    Bud Martin
     
    Ich schicke die E-Mail an Starbokk ab und atme erleichtert auf. Noch ein Stück der Geschichte ist abgeschicktworden. Das befreit. Aber gleichzeitig wird mir auch schwerer zumute   – denn bei jeder Email, die ich an Starbokk schreibe, muss ich mich an die Details von etwas erinnern, das sehr wehtut. Als würde ich den Schorf von einer Wunde abreißen, die schon ziemlich zusammengewachsen ist.
    Ich trotte hinaus auf die Terrasse.
    Schiebe mir vier Kekse auf einmal rein und hocke den Rest des Abends auf dem Sofa.

11.   ZWEIMAL

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