Am Haken - Ein maximalistischer Roman ueber das Leben die Liebe und den grossen Hecht
Missverständnissen eingekocht ist?
Ich nicht. Ich stelle nur fest, dass es so ist.
Ich weiß nicht, warum das so komisch ist. Aber ichfinde es unglaublich lächerlich und lache, dass mir der Bauch wehtut.
»Was ist denn über dich gekommen?« Plötzlich taucht Selma auf.
»Nichts … hehehe … nichts Besonderes«, gluckse ich.
Sie sieht mich zwei Minuten lang mit wachsender Irritation an.
»Willst du mir nichts sagen?«, fragt sie schließlich.
»Hahaha … ich wüsste nicht … hahaha … was das sein sollte.«
Das Lachen lässt mich nicht los und ich setze mich auf einen der Stühle auf der Terrasse. Beide Hände auf den Bauch gepresst, der sich schüttelt und Lachsalven von sich gibt.
»Männer!«, schnaubt sie und macht einen Schmollmund, dass man die Unterlippe als Hängematte benutzen könnte.
Das Lachen macht eine Pause, während ich sie ansehe und mir die Lachtränen abwische. Doch dann verkrampft sich mein Bauch wieder und ich muss mich krümmen und kichern. »Was hätte ich denn sagen sollen?«
»Na, du könntest es ja mit ›herzlichen Glückwunsch‹ versuchen«, erwidert sie und ihre Stimme erstarrt zu kaltem, hartem Eis.
»Ach ja«, sage ich, schaffe es jedoch nicht, ernst zu werden. »Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!« Sie schnaubt und dreht sich halb zur Seite. »Warte mal«, sage ich. »Geh nicht weg.«
Ich renne so schnell ins Haus, wie es ein Mann von105 Kilo kann, hole Kaffee und trockene Kekse in einer Schale. Das lässt ihre Stimme auf eine Temperatur von ungefähr 10 Grad plus schmelzen.
»Bin noch nicht fertig. Warte!«, rufe ich noch einmal und laufe zu meinem Zimmer und wieder zurück. »Hier!«, sage ich und überreiche ihr mein Geschenk. Herzlichen Glückwunsch!«
Damit schmilzt Selma und erreicht wieder ihre normalen 37 Grad, drückt mich an sich und gibt mir einen Kuss auf die Wange und sagt: »Das sollst du doch nicht!«
Und öffnet das Päckchen und ruft: »Du bist ja verrückt!«
Und dann trinken wir Kaffee.
Und essen trockene Kekse.
Und die Welt ist schön und sie fragt: »Worüber hast du denn so gelacht?«
»Über die Welt«, antworte ich und füge hinzu: »Jetzt sind es nur noch zwei Tage, bis du fährst, nicht wahr?«
»Hier bin ich diejenige, die die Fragen stellt«, schneidet sie mir energisch das Wort ab. »Was war denn nun so komisch?«
»Das war wirklich die Welt«, antworte ich auf der Hut. Ich will dieses Thema nicht auf dem Tisch haben. »Die Welt und das Leben sind komisch.«
»Hat das etwas mit Jerry … und mir … zu tun?«, fragt sie ebenso auf der Hut.
»Nein, nein«, wehre ich ab. »Das war nur so ein… äh … so ein eher generelles Lachen. Weil alles komisch und merkwürdig ist und …«
»Schmerzhaft?«, fragt sie. Sie kennt mich nur zu gut.
Ich fange an, in den Händen zu schwitzen, und wünsche mich zurück in den Schrank, um die Unruhe zu bekämpfen, die sich gleich wieder in die Gelenke schleicht. Mit Selma hatte ich sie für ein paar Minuten vergessen.
Und in diesem Moment biegt ein Wagen in unsere Einfahrt und unterbricht unser Gespräch.
Normalerweise hätte ich mich über jeden gefreut, der dieses Nachbohren in meinem Privatleben unterbricht. Aber als ich sehe, wer hinter dem Steuer sitzt, lasse ich nur ein leises »Ugh!« vernehmen.
9. BOMBEN-BUD MACHT WEITER MIT . . .
Ich wusste, dass das passieren würde!
Natürlich hatte ich gehofft, dass Jerry mit Maggie und diese wiederum mit ihrem Onkel gesprochen hat. Aber gleichzeitig wusste ich, dass ich damit nicht rechnen durfte.
Bomben-Bud steht auf und geht unsicher dem ehemaligen Schulleiter Riksen entgegen. Es scheint, als wäre ich von Gott, dem Tod oder dem da unten geladen worden. Jetzt wird es ernst.
Riksen steigt aus seinem Auto, als wäre er ein Sheriff, der in eine gesetzlose Stadt kommt. Er hat die Halterung seines Revolvers geöffnet und den Schussarm bereit, um in 0,3 Sekunden ziehen zu können.
Er starrt mir Löcher in den Leib.
Wirft Selma einen Blick zu.
Mustert das Haus.
Lässt den Blick über den Rasen fahren.
Nimmt alles auf und hat jeden Schusswinkel parat – falls er sich auf den Boden werfen, herumrollen, den Revolver ziehen und drei Mann erschießen muss, die sich hinter den Büschen verstecken, um abschließend noch den Heckenschützen auf dem Dach zu töten.
Wir geben uns die Hand und er fragt, ob meine Eltern da seien.
»Die sind in Vanger«, sage ich.
»Um gleich zur Sache zu kommen
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