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Am Haken - Ein maximalistischer Roman ueber das Leben die Liebe und den grossen Hecht

Am Haken - Ein maximalistischer Roman ueber das Leben die Liebe und den grossen Hecht

Titel: Am Haken - Ein maximalistischer Roman ueber das Leben die Liebe und den grossen Hecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Ewo
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Antwort.
    Wir liegen hinter dem Plan zurück. Wir liegen so weit hinter dem Plan zurück, dass es unmöglich ist, ihn noch einzuholen, bevor Großvater auftaucht. Da besteht keine Chance. Ich weiß, dass mein Vater mir die Schuld daran geben wird.
    »Das läuft   … nicht so gut«, antworte ich. »Aber wir geben nicht auf.« Mit diesen Worten ziehe ich mir die Malerklamotten über und hole Farbe, Pinsel und Rolle.
    »Du willst mir also nicht sagen, wo Jerry ist?« Sie verfolgt mich.
    »La-la-la«, summe ich und tauche den Pinsel in den Farbeimer.
    »Quatschkopf«, sagt sie künstlich verächtlich. »Ich muss nach Hause und alles vorbereiten. Bringst du Maggie mit?«
    Das lässt mich mitten im Pinselstrich anhalten.
    »Maggie?«, frage ich.
    »Ja, Maggie«, bestätigt sie. »Du erinnerst dich doch an Maggie?«
    »Maggie?« Im Sprachbereich meines Gehirns hat sich etwas aufgehängt. Also wiederhole ich zum dritten Mal: »Maggie?«
    Sie seufzt. »Ja   … Maggie. Soll ich es dir lieber aufschreiben?«
    Sie schnappt sich den Pinsel aus meiner verdorrten Hand und schreibt schnell mit großen Buchstaben an die Wand: MAG G I E.
    Ich starre auf die Buchstaben. Als hätte eine unsichtbare Hand sie gemalt.
    »Ist auch nicht so wichtig«, sagt sie. »Ich glaube, sie hat die Einladung bereits gekriegt. Meine Freundin kennt sie auch und wollte ihr eine SMS schicken.«
    Mein Kopf füllt sich mit tausend Fragezeichen.
    Da die Welt ein ulkiger Ort ist, sollte ich jetzt traurig sein. Oder »Maggie« zum vierten Mal wiederholen. Stattdessen sage ich: »Ugh!«
    »Ja, denn sie mag dich schließlich, Bud«, fügt Selma hinzu. »Na, jetzt muss ich aber wirklich los. Wir sehen uns um sieben.«
    »Ugh!«, erwidere ich und frage mich, was das wohl zu bedeuten hat, dass Maggie mich mag.

11.   GEDANKEN EINER MAUS
    Ich muss mich ins Gras setzen
.
    Starre auf »MAG G I E« an der Wand. Habe es noch nicht ganz kapiert   – dass Maggie mir den Fisch geschenkt hat,
weil sie mich mag.
    Wenn jemand jemanden mag, dann kann das bedeuten, dass jemand den anderen gern näher kennenlernen möchte.
    Wenn jemand jemanden mag, dann kann das bedeuten, jemand mag den anderen   – mag ihn so gern, dass jemand ihn wirklich MAG.
    Ich weiß nicht, ob ich diese Entwicklung zu schätzen weiß. Doch, ich tue es. Aber ich habe Angst.
    Es war besser, als Maggie noch ein süßes Mädchenwar, das im Wald angelte und in das Jerry sich verknallt hatte und von dem ich fand   … ja, dass es süß war.
    Wenn Leute anfangen, Fische zu verschenken, dann wird es gleich ernster!
    Muss ich einen Fisch zurückgeben? Und welche Sorte Fisch muss es dann sein? Was ist die richtige Antwort auf einen Barsch?
    Bedeutet die Tatsache, dass es ein Fisch war, etwas Besonderes? (Wie etwas in der Art: »Ich will dich füttern« oder »Ich will dich fressen« oder »Ich will dich angeln«?)
    Meine Gedanken springen und hüpfen und laufen voreinander davon und knüllen sich zusammen zu einem Knotengewirr im Gehirn.
    »M A G G I E.«
    Der Name steht an der Wand. Ich versuche, ihn überzustreichen, weiß jedoch, dass das so gut wie unmöglich ist. Selbst nach mehreren Schichten scheint der Name noch durch.
    Du kommst niemals darüber hinweg, wenn dir jemand einen Fisch schenkt.
    Und da fällt mir die Feier heute Abend ein.
    »M A G G I E.«
    »Ugh!«, sage ich leise.
    Meine Lunte ist inzwischen gefährlich kurz.
    Doch was geschehen wird, wenn die zischende Lunte die Sprengladung erreicht, davon habe ich keine Ahnung.
    Vielleicht eine Explosion, von der die Leute noch jahrelang reden werden?
    Vielleicht laufe ich Amok, töte meine Familie und werde als Massenmörder von Tipling berühmt?
    Vielleicht geschieht auch gar nichts. Jedes Mal, wenn du eine Silvesterrakete abfeuerst, besteht zu 99,9   % die Chance, dass sie losgeht. Aber vielleicht gehöre ich ja zu den 0,1   % an Raketen, die nicht knallen. Die nur sagen: »Putt   …«, und eines jämmerlichen Todes sterben?
    »M A G G I E.«
    Die Unruhe in mir dreht und wendet sich und auf einmal weiß ich, wovor ich am meisten Angst habe. Im tiefsten Inneren habe ich Angst vor Jerry.
    Er ist der Grund dafür, dass die ganze Welt ins Wanken gerät. Seinetwegen ist mein Leben aus dem Gleichgewicht geraten. Er stört meine Ruhe   – die Ruhe der Maus im Mäuseloch. Jetzt ist er seit fünf Tagen hier und es kommt mir vor wie fünf Jahre.
    Genau wie am Montag spüre ich, wie Jerry sich wie ein riesiger Hüne nähert, wie eine Flutwelle, wie

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