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Am Helllichten Tag

Am Helllichten Tag

Titel: Am Helllichten Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone van Der Vlugt
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Zyanid dürfte aber keiner überlebt haben.«
    »Wenn Luna oben gewesen wäre, hätte Sjoerd sie bestimmt gefunden«, sagt Julia. »Also war sie unten.«
    »Hat eigentlich schon jemand Sjoerds Frau benachrichtigt?«, fragt Ari.
    Ramakers nickt. »Gleich nachdem der Krankenwagen losgefahren ist, habe ich sie angerufen. Man hat ihn ins Tilburger Klinikum gebracht. Seine Frau ist sicher schon auf dem Weg dorthin.«
    Julia seufzt tief. Was würde sie darum geben, jetzt bei Sjoerd zu sein, seine Hand zu halten und ihm beizustehen. Stattdessen muss sie in ein halb ausgebranntes Haus und Leichen identifizieren. Den Gedanken, wie sie Robert und Ilse van Meerdonk beibringen sollen, was passiert ist, verdrängt sie vorerst.
    Zusammen mit Ramakers und Ari betritt sie das Haus. Im Flur ist der Lack von den Türen geblättert, die Tapeten sind versengt.
    Das Wohnzimmer bietet einen verheerenden Anblick. Die Möbel sind nur noch an der Form erkennbar, die Polster verbrannt, Kunststoffteile geschmolzen, und über allem liegt wie ein schwarzes Tuch eine Rußschicht.
    In den Geruch nach kaltem Rauch mischt sich der grauenhafte Gestank der Leiche neben der Couch. Julia bemüht sich, den spontanen Würgereiz zu unterdrücken.
    Mit zugehaltener Nase nehmen sie die verkohlten Überreste dessen, was vor Kurzem noch ein Mensch war, in Augenschein.
    »Das kann nicht Dagmar sein«, sagt Julia schließlich mit gepresster Stimme. »Der Körpergröße und Statur nach ist es ein Mann.«
    »Und als das Feuer ausbrach, war er bereits tot.« Ari zeigt auf den Schädel. »Da, ein Einschussloch. Mein Gott, was hat sich hier bloß abgespielt?«
    »Diese alten Landhäuser haben oft tiefe Gewölbekeller«, bemerkt Ramakers. »Eventuell hat sie dort Schutz gesucht.«
    »Hmmm«, macht Ari. »Das wäre eine Möglichkeit. Rauch und Gase steigen ja nach oben, also hat man unten die besten Überlebenschancen. Aber bei der Hitzenentwicklung …« Er macht eine bedenkliche Miene.
    »Ich gehe nachsehen.« Einigermaßen erleichtert darüber, dass nicht Dagmar die Tote ist, geht Julia in den Flur zur Kellertür. Falls Dagmar noch am Leben sein sollte, bestehen auch Chancen für das Kind.
    Sie steigt die Treppe hinab und lässt den Schein ihrer Taschenlampe durch den Raum wandern. Keine geduckten Gestalten in einer Ecke, keine im Todeskampf erstarrten Leichen, nur der übliche Plunder, dazu ein paar kreuz und quer stehende Holzkisten, Kartons und mehrere Regale voller Konserven.
    »Und?«, kommt Ramakers’ Stimme von oben.
    »Nichts.« Noch einmal sucht Julia den Kellerraum ab, dann geht sie wieder nach oben. »Ich fürchte, sie war mit dem Kind im Dachgeschoss.«
    Bedrückt steigen sie vorsichtig die halb verbrannte Treppe hinauf.
    Oben hat das Feuer längst nicht so stark gewütet. Vor allem das Löschwasser hat hier Schaden angerichtet. Es bildet schwarze Pfützen auf dem Teppichboden und hat die Tapeten durchweicht.
    Rasch durchsuchen sie sämtliche Zimmer, danach den Dachboden. Keine Spur von Dagmar und dem Baby.
    »Sie ist weg«, stellt Ari fest. »Aber wie hat sie das angestellt? Irgendwie muss sie an unseren Leuten vorbeigekommen sein.«
    »Mit dem Kind? Niemals!«, sagt Julia. »Wir sollten nachsehen, ob das Haus eventuell einen Kriechkeller hat.«
    Ramakers läuft bereits zur Treppe, Julia und Ari folgen ihm langsam.
    Sie sehen, wie er sich im unteren Flur auf den Boden kniet, die versengte Fußmatte beiseite schiebt und den Gitterrost darunter entfernt. Dann richtet er den Strahl seiner Taschenlampe in den Hohlraum.
    »Wir müssen hier nachsehen«, sagt er, als von der Haustür her ein Hüsteln erklingt. Es ist einer der uniformierten Kollegen.
    »Herr Ramakers, wir haben das Kind. Es lag neben einem Gebüsch, nicht weit vom Waldrand entfernt.«
    Ramakers fährt hoch. »Wie bitte?«
    »Wir haben das Kind. Jedenfalls glaube ich, dass es das entführte Baby ist.«
    Julia und Ari starren den Mann an, als wäre er ein Gespenst, während Ramakers sich hastig aufrichtet, die Hose voller dunkler Flecken. »Wo ist es jetzt?«, fragt er. »Und wo genau haben Sie es gefunden?«
    Während der Polizist berichtet, wie er das Baby entdeckt hat, gehen sie zum Einsatzbus, wo sie Louise mit einem heulenden Baby auf dem Schoß antreffen.
    Sie lächelt ihnen entgegen.
    »Es ist Luna, ganz bestimmt. Sehen Sie doch – wie auf dem Foto!«
    Ramakers sieht Julia fragend an.
    Obwohl das Kind Schmutzstreifen im Gesicht hat, genügt ein Blick. »Ja, dieses Baby hatte Dagmar

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