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Am Horizont die Freiheit

Am Horizont die Freiheit

Titel: Am Horizont die Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorge Molist
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sie sich mit voller Kraft voraus dem Hafen von Ostia zu. Plötzlich hörte man donnernde Beifallsrufe aus der Burg.
    »Es sind französische Galeeren«, meldete der Ausguckposten.
    »Französische Galeeren?«, wunderte sich Kapitän Perelló und blickte den Admiral verwirrt an. »Was ist mit der neapolitanischen Flotte geschehen?«
    Vilamarí zuckte die Achseln, während er die Manöver der gerade eingetroffenen Schiffe aufmerksam beobachtete. Am Bug der ersten Galeere stiegen ein paar Wölkchen auf, und sie hörten die Kanonensalven, ein Gruß, der von der Burg aus erwidert wurde. Da befahl Vilamarí, dass sich seine Galeeren stromaufwärts, nahe beim entgegengesetzten Ufer, in sicherem Abstand postierten.
    »Das französische Heer ist noch weit im Norden«, erklärte er nach einer Weile. »Diese Flotte bringt Proviant und Truppenverstärkungen für Ostia. Sie wollen nicht, dass der Papst die Festung zurückerobert. Das wird einen guten Brückenkopf abgeben, wenn sie Rom belagern. Seht nur, wie niedrig ihre Bordwände sind. Sie sind schwer beladen, vielleicht bringen sie sogar Kanonen für die Burg.«
    »Unser Auftrag hier ist beendet«, sagte der Steuermann zu Joan. »Der Papst hat uns nicht in Dienst genommen, damit wir Ostia zurückerobern, sondern um den Flussverkehr bis Rom zu sichern. Es wurde eindeutig vereinbart, dass wir es nicht mit überlegenen Kräften aufnehmen. Die Franzosen haben fünf und wir nur drei Schiffe. Wir fahren zurück nach Neapel.«
    Die französischen Galeeren schienen keinen Angriff zu beabsichtigen, und niemand glaubte, dass es zu einem Kampf kommen würde. Aber Vilamarí wollte wissen, wie viele Soldaten an Land gingen, und schickte eine Schaluppe mit acht Seeleuten, die mit einer Arkebuse und Armbrüsten bewaffnet waren, an das entgegengesetzte Ufer, damit sie von einem Rohrdickicht aus die Operationen im Hafen beobachten konnten. Bald machten sie ihnen Zeichen mit ihren Fähnchen.
    »Zweihundert Soldaten auf jeder Galeere!«, rief der Kapitän. »Die Franzosen verstärken die Festung mit insgesamt tausend Mann.«
    Die Galeeren wurden nacheinander entladen und verließen danach den Hafen, der zu klein war, um zwei Schiffe zugleich aufzunehmen. Sie fuhren stromabwärts.
    Da wurde die Schaluppe von der ersten französischen Galeere entdeckt. Mit einem raschen Manöver schnitt sie ihr den Rückweg ab und kaperte sie, ohne dass Vilamarí etwas tun konnte.
    Der Admiral befahl, die
Santa Eulalia
und nach ihr die beiden anderen Schiffe in die Mitte des Stroms zu lenken, um die Flussmündung zu überwachen und die feindliche Galeere im Auge zu behalten. Die französischen Armbrustschützen zwangen inzwischen die Seeleute der Schaluppe, sich zu ergeben und auf einer Strickleiter zum Schiff hochzusteigen.
    Der Steuermann raunte Joan ins Ohr: »Wenn sie ihnen nicht die Freiheit geben, wird es zu einer Schlacht kommen.«
    »Aber sie haben fünf Schiffe und wir nur drei!«
    »Es kommt nicht darauf an, wie viele es sind«, entgegnete der Steuermann. »Der Admiral lässt seine Leute nie im Stich.«
    »Das ist Selbstmord«, klagte Joan.
    »So ist Vilamarí.« In Genís’ Stimme klang Furcht und Bewunderung mit. »Er hat seine eigenen Regeln, und daran hält er sich.«
    Da hörte er, wie ihm der Admiral – der wusste, dass er Französisch sprach – zurief: »Joan Serra, geh zum Bug und übersetze.«
    Er lief mit seinen Waffen auf dem Mittelgang nach vorn, kletterte auf den Rammsporn und schrie, bis man ihm von der feindlichen Galeere antwortete.
    »Sag ihnen, dass sie uns die Schaluppe und die Männer zurückgeben sollen«, befahl Vilamarí. »Dass wir im Dienst des Papstes stehen und Spanier sind.«
    Joan rief die Nachricht zur anderen Galeere hinüber. Man antwortete, die Männer der Schaluppe hätten spioniert, und jetzt seien sie Gefangene des Königs von Frankreich.
    »Sag ihnen, sie sollen sie im Namen des Papstes und der Könige von Spanien zurückgeben.«
    Sie antworteten, der Papst werde schon über ihre Freilassung verhandeln, wenn das französische Heer in Rom einmarschiere.
    An der Mole lud noch eine Galeere ihre Fracht aus, doch die drei übrigen näherten sich, um die zu unterstützen, die die Schaluppe gekapert hatte.
    »Sag ihnen, dass sie mir entweder meine Männer auf der Stelle zurückgeben, oder wir entern sie.«
    Die Antwort auf der feindlichen Galeere war eine Lachsalve.
    Der Steuermann lief zum Rudergänger, und der Hornist machte sich bereit. Alle spannten die Muskeln an

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