Am Horizont die Freiheit
und warteten auf den Befehl.
»Volle Kraft voraus!«, rief der Admiral. »Klar zum Entern!«
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D as Horn ertönte. Die Galeerensträflinge standen gleichzeitig auf und tauchten dann die Ruder ins Wasser. Die große Trommel gab das schnellere Rudertempo an, und das Schiff, das die Strömung des Flusses nutzen konnte, stürmte kraftvoll voran. Der Admiral rief zum Steuermann Genís hinüber: »Ich will, dass unser Rammsporn sie an Backbord trifft, über der Bank zwanzig, kurz vor ihrem Kampanjedeck.«
Joan überprüfte noch einmal die Geschütze und überzeugte sich, dass sich alle Arkebusiere am Bug aufgestellt hatten und einen freien Raum ließen, damit die Fußsoldaten an den Rammsporn gelangen konnten. Der Rudermeister stellte inzwischen die mit Armbrüsten bewaffneten Matrosen als zweite Linie auf, und der Offizier Torrent rief seinen Männern Befehle zu. Sie kamen unter Deck hervor und ergriffen kurze Lanzen und Azconas, deren Spitzen mit Teer beschmiert waren, damit der Feind sie nicht packen konnte. Joan sah ein, dass die Franzosen beim Entern gar nicht so sehr im Vorteil waren. Sie hatten die Fußsoldaten an Land gelassen und machten sich bereit, zu ihrem Ausgangshafen zurückzukehren, um mehr Soldaten aufzunehmen, während Torrent achtzig Marineinfanteristen kommandierte, die sich beim Entern auskannten, und noch einmal so viele, die sich in den anderen beiden Galeeren versteckten. Vilamarí wollte sie versteckt halten, um die Franzosen nicht zu alarmieren, und diese gingen in die Falle.
Genís Solsona übernahm das Steuerruder und manövrierte geschickt, um die gewaltige Kriegsmaschine gegen die Backbordseite der feindlichen Galeere zu lenken. Joan konnte durch die Geschützluken beobachten, dass es an Bord des feindlichen Schiffes ein stürmisches Hin und Her gab, denn da ihre Flotte zahlenmäßig überlegen war, hatten die Franzosen nicht erwartet, von der
Santa Eulalia
geentert zu werden. Die feindliche Galeere wollte so manövrieren, dass sie mit dem Bug voraus wendete und ihre Geschütze gegen den Angreifer richten konnte. Doch die gekaperte Schaluppe schränkte deren Bewegungen ein, und als sie schließlich das Boot losmachten, war es schon zu spät. Die
Santa Eulalia
beschrieb einen Kreis und kam so der Wendung der gegnerischen Galeere zuvor. Bald war allen klar, dass der Aufprall unausweichlich dort erfolgen würde, wo es der Admiral haben wollte. Der Priester betete laut am Mast der
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. Die Soldaten und Matrosen stimmten in seine Bitten ein, und die Sträflinge schrien bei jedem Ruderschlag wegen der Anstrengung, zu der die Aufseher sie mit Peitschenhieben zwangen. Die auf der gegnerischen Galeere belegten sie nun mit Dauerfeuer, wofür sie ein kleines Falkonett und Arkebusen verwendeten.
Joan rief seinen Leuten zu, am vorderen Seitengang in Deckung zu bleiben und nicht zu schießen, während er durch die Geschützluke spähte und die Entfernung zum Feind berechnete. Erst kurz vor dem Zusammenstoß gab er den Feuerbefehl. Die Lunten zündeten das Pulver an, und die drei Schüsse ertönten beinahe gleichzeitig. Die Kanone und die zwei Falkonette spuckten Feuer und Metallteile, wozu Kettenstücke gehörten, die rotierten und alles zersäbelten, was sie unterwegs fanden. Die Wirkung war verheerend.
Joan sah durch den Pulverdampf, wie Stücke des feindlichen Schiffs in einer todbringenden Splitterwolke hochflogen. Die Ruderknechte der französischen Galeere versteckten sich unter den Bänken, und einige Zeit sah man keine Bewegung auf Deck. Als Joan das Krachen zerbrochener Ruder und den Aufprall des Bugs der
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auf die Bordseite der französischen Galeere hörte, gab er erneut Feuerbefehl. Die Arkebusen- und Armbrustschüsse sollten verhindern, dass die Überlebenden hervorkamen, während die Matrosen der
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Enterhaken hinüberwarfen und die Männer Torrents, die von seinen Rufen angetrieben wurden, mit Piken und Azconas über den Rammsporn liefen, um über das feindliche Schiff herzufallen. Auf der französischen Galeere kam es bald zum Kampf Mann gegen Mann.
Joan sah Torrent auf dem Mittelgang der feindlichen Galeere: Mit Säbelhieben bahnte er sich zusammen mit seinen Männern einen Weg zum Kampanjedeck des Feindes. Dort befanden sich der Kapitän und die Offiziere des Gegners. Wenn diese getötet oder gefangen waren, würde das Schiff eingenommen sein. Joans Arbeit war beendet, doch vorsorglich befahl er seinen Arkebusieren nachzuladen. Der junge Mann
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