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Am Horizont die Freiheit

Am Horizont die Freiheit

Titel: Am Horizont die Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorge Molist
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erbat eine Audienz beim Papst, und sobald er sich ausgewiesen hatte, ließ man ihn in die vatikanischen Gemächer eintreten. Seine Begleiter blieben am Tor zurück, wo sie mit den Wächtern zusammenstanden. Da diese aus Valencia stammten, kam es bald zu einer kameradschaftlichen Plauderei zwischen Torrent, dem päpstlichen Offizier und den Soldaten beider Gruppen. Doch auf einmal verstummten die Wächter und nahmen Haltung an. Zwei Männer waren zu der Gruppe hinzugetreten. Der eine war ein gutaussehender, schwarzgekleideter junger Mann, der andere trat wie ein Militär auf. Er war nicht allzu groß, machte jedoch einen energischen Eindruck und hatte eine etwas plattgedrückte Nase. Er und Joan blickten einander an, und die Augen des Mannes leuchteten auf.
    »Ich kenne Euch«, sagte er.
    »Ich Euch auch«, antwortete Joan, und plötzlich erinnerte er sich. »Aus Barcelona. Ihr seid Don Miquel Corella.«
    Der Mann lachte und klopfte ihm auf die Schulter.
    »Richtig«, bestätigte er. Er erklärte dem schwarzgekleideten Jungen, der ihn begleitete: »Vor nicht einmal einem Jahr hat dieser junge Mann uns, Eurem Bruder Juan und mir, geholfen, einige gefährliche Abenteuer zu überstehen.«
    Dann bat er den Jungen, ihn an seinen vollständigen Namen zu erinnern.
    »Joan Serra von Llafranc.«
    »Nun, Joan Serra, ich stelle dir den Erzbischof von Valencia vor: César Borja. Allerdings nennt man ihn hier Cesare Borgia.«
    Respektvoll küsste Joan seinen Ring, worauf der Erzbischof antwortete, indem er mit der rechten Hand segnend ein Kreuz in die Luft zeichnete.
    Der Geistliche war nicht älter als neunzehn. Er hatte allerdings einen athletischen Körperbau und einen zugleich feierlichen und entschlossenen Gesichtsausdruck. Man merkte, dass er kein Gespräch wünschte, und mit einer seinem Alter unangemessenen Autorität machte er eine Geste, um Corella anzuweisen, das Gebäude zu betreten. Die Wache blieb weiter in grüßender Haltung erstarrt.
    »Ich bin bald fertig«, sagte Corella zu Joan. »Warte hier auf mich. Ich lade dich ein, zu Hause bei mir zu essen.«
    Als der Admiral herauskam, bat ihn Joan um die Erlaubnis, Corellas Einladung anzunehmen.
    »Na, so etwas!«, antwortete Vilamarí. »Ich kenne ihn. Das ist keine schlechte Freundschaft. Er gehört zu den Vertrauten des Papstes. Es ist gut, dass du Beziehungen zu ihm aufnimmst. Du kannst bis nach dem Abendessen an Land bleiben. Wir halten uns hier ein paar Tage auf.«
     
     
    Über die Begegnung mit Joan hatte sich Corella offenbar wirklich gefreut. Er zeigte sich herzlicher und redseliger, als ihn Joan in Erinnerung hatte, und als er aus den päpstlichen Gemächern kam, führte er ihn zu den Pferdeställen. Dort bat er einen Stallknecht, Joan ein Pferd zu geben. Dieser sah das Tier zweifelnd an.
    »Ich kann nicht reiten«, bekannte er. »Ich habe es noch nie versucht.«
    Sobald Corella auf sein Tier gestiegen war, erklärte er ihm, wie er erreichte, dass das Pferd lief, anhielt und sich nach rechts oder links wandte.
    Sie ritten los. Zwei Bewaffnete, die ebenfalls auf Pferden saßen, begleiteten sie.
    »Nicht wahr, die Welt sieht von hier oben anders aus?«, fragte ihn der Mann.
    Joan konnte nur mühsam erreichen, dass sein Tier mit dem Corellas auf gleicher Höhe blieb. Als er etwas mehr Sicherheit gewonnen hatte, stellte er fest, dass Reiten nicht das Gleiche wie Laufen war und dass es ihm tatsächlich ein gewisses Überlegenheitsgefühl gab.
    Corella fragte, was er in den päpstlichen Gemächern zu tun habe, und Joan antwortete, er habe sich dort aufgehalten, weil der Admiral dem Papst seine Aufwartung machen wollte. Daraufhin lachte Corella sarkastisch.
    »Seine Aufwartung?«, sagte er. »Ja, das auch. Aber tatsächlich handelt er seinen Sold aus. Er fordert von ihm zweitausendzweihundertfünfzig Dukaten für einen einmonatigen Dienst der drei Galeeren, was übermäßig viel ist, und er verlangt, dass Seine Heiligkeit drei Monate im Voraus bezahlt. Außerdem will er das Recht erhalten, keine Schlacht liefern zu müssen, wenn die feindlichen Streitkräfte offenkundig überlegen sind.« Zum Schluss schnaubte er.
    »Glaubt Ihr, dass sie zu einer Vereinbarung kommen?«
    »Ja«, antwortete Corella. »Natürlich. Sie werden drei Tage verhandeln, und dein Admiral wird nicht mehr als ungefähr sechshundert für jede Galeere und eine Vorauszahlung von zwei Monaten herausholen.«
    Joan rechnete nach. Eintausendachthundert Dukaten. Eine einmonatige Miete der drei Galeeren

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