Am Horizont die Freiheit
zurückzuerstatten, sobald sie wieder nach Neapel kamen. Wenn man ihn inzwischen danach fragte, würde er behaupten, dass er es irgendwo auf der Galeere vergessen hätte und dass er danach suchte.
Corella schnupperte begierig an dem Buch, während er die Seiten mit dem Daumen durchblätterte. Als könnte er die Qualität nach dem Geruch prüfen, wie er es bei den valencianischen Weinen getan hatte, die sie am Vortag getrunken hatten.
Joan sagte sich, wenn es jemand verdiente, dieses Exemplar von
Tirant lo Blanc
zu besitzen, so war es dieser Mann, der trotz seines rauen und manchmal schneidenden Tons ein guter Bücherkenner war. Der Valencianer gab ihm die fünfundzwanzig Dukaten und umarmte ihn.
»Ein Freund von mir muss ein Edelmann sein oder wenigstens so aussehen«, sagte er danach. »Nimm es mir nicht übel, aber du wirkst wie ein Bettler. Hier in Rom wird keiner Achtung vor dir haben, wenn du so daherkommst. Dafür müssen wir eine Lösung finden.«
Nach wenigen Stunden verfügte Joan über ein Wams, neue Beinkleider und einen modischen Hut. Corella bestand sogar darauf, dass er sich warme Unterwäsche kaufte, weil der September nahe bevorstand. Der Valencianer neigte zum Übermaß, und Joan musste sich wehren, damit die Kleidung diskreter ausfiel. Er konnte sich nicht vorstellen, mit diesen Sachen, die er nach Corellas Meinung kaufen sollte, auf die Galeere hochzusteigen. Schließlich einigten sie sich, und der Schneider und seine Gehilfen begannen sogleich mit dem Nähen, während die beiden Männer einen Spaziergang machten. Als Joan seine neuen Sachen anzog, lächelte er glücklich in den Spiegel. Nun könnte er sich Anna wie ein Edelmann vorstellen. Er würde Eindruck auf sie machen.
Als sie sich verabschiedeten, sagte der Valencianer: »Ich würde mich nicht wundern, wenn ihr schon morgen abfahrt.« Er machte ein ernstes Gesicht. »Es gibt Probleme. Der Papst hat keine Zeit für Verhandlungen. Er braucht die Lieferungen, die übers Meer kommen, und ich fürchte, dass dein Admiral ein gutes Geschäft gemacht hat.«
»Vielen Dank für alles, Don Miquel«, antwortete Joan gerührt, als er begriff, dass sie sich für lange Zeit verabschiedeten.
»Geh mit Gott, Sohn. Ich hoffe, dass wir uns wiedersehen werden.«
Als er mit seinen neuen Sachen auf die Galeere kam, begrüßten ihn einige Aufseher und Seeleute mit spöttischen Pfiffen. Der Admiral musterte ihn neugierig und sagte nichts, doch kurz darauf schickte ihn der Kapitän los: Er sollte die Geschütze reinigen, und er wies ihn an, das selber zu tun, ohne dass einer der ihm unterstehenden Seeleute helfen durfte. Joan verstand sofort. Er legte seine teure Kleidung ab und zog sich die alten Sachen an, die er in einem Bündel bei sich trug. Er würde seine neuen Sachen erst wieder benutzen, wenn er in die Stadt kam.
Sie verbrachten die nächsten Wochen damit, an der Tibermündung zu wachen, um zu verhindern, dass die leichten Schiffe, die die Colonnas unter dem Schutz der mächtigen Burg von Ostia im Hafen hatten, den Warentransport nach Rom blockierten. Da Vilamarís Flottille überlegen war, begnügten sich die Colonnas damit, geduldig zu warten, und auch der Admiral machte keinerlei Anstalten, die Festung anzugreifen.
Inzwischen trafen Nachrichten ein, dass die in Livorno stationierten neapolitanischen Schiffe bei kleinen Scharmützeln besiegt worden waren. Das allmähliche Vordringen der Franzosen beunruhigte Vilamarí nicht, denn Alfons II . von Neapel hatte im Hafen von Civitavecchia, eine Tagesreise nördlich, eine Flotte von zwanzig Galeeren, die bereit waren, den Feind zurückzuschlagen.
Als die erste Galeere an der Tibermündung erschien, gingen alle auf der
Santa Eulalia
selbstverständlich davon aus, dass es eine aus Neapel war. Trotzdem befahl der Admiral sofortiges Klarmachen zum Gefecht, und die unter Torrents Befehl stehende Marineinfanterie versteckte sich unter Deck. Mit Signalen wurden die übrigen Schiffe verständigt, das Gleiche zu tun.
Sobald sich Joan mit Koller und Helm ausgerüstet und Degen und Schild genommen hatte, lief er zum Bug, um sich zu vergewissern, dass die Seeleute ihre Arkebusen bereitgemacht hatten und dass die Geschütze mit scharfer Munition geladen waren.
Die gerade angekommenen Galeeren – insgesamt fünf – hielten sich nicht mit einer Inspektion der Flussmündung auf, sondern fuhren nacheinander den Tiber hinauf, als wäre ihnen dieser Fluss gut bekannt. Ohne zu zögern, wandten
Weitere Kostenlose Bücher