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Am Horizont die Freiheit

Am Horizont die Freiheit

Titel: Am Horizont die Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorge Molist
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zufrieden, als er sah, wie gut sich Joan mit den Florentinern verstand. Sie waren wichtige Vertreter des Widerstands gegen Savonarola, und es gehörte zur Politik Alexanders  VI ., sie zu unterstützen.
    »Stellt mir weitere ›Empörte‹ vor, die Ihr hier in Rom kennt und die in Buchhandlungen, Buchbindereien oder Druckereien in Florenz gearbeitet haben«, betonte Joan weiter. »Ich werde so vielen, wie ich kann, Arbeit geben.« Er setzte hinzu, wobei er Miquel Corella anblickte: »Sobald wir es erreicht haben, dass die Buchhandlung und ihre Buchbinderei funktionieren, will ich die Druckerei einrichten.«
    »Gehst du nicht zu schnell vor?«, fragte Miquel, denn er wusste, dass so etwas ein langfristiger Plan war.
    »Wir dürfen keine Zeit verlieren«, antwortete Joan, während er die drei anblickte. »Für jedes Buch, das Savonarola verbrennt, will ich zehn drucken. Kann ich auf Eure Hilfe rechnen, meine Herren?«
    Er erhielt ein begeistertes Nicken.

110
    G iorgio und Niccolò schlossen sich Joans Unternehmen begeistert an. Dieser bereute es nicht, dass er die Florentiner eingestellt hatte. Für Joan war die Buchhandlung nicht nur die Verwirklichung seines Jugendtraums. Sie war seine Rache gegen all jene, die das Wissen und die Bücher verfolgten, ganz gleich, ob es sich um die Inquisition in Spanien oder um Savonarolas »Weinende« in Florenz handelte.
    Er schrieb: »Im Namen der Freiheit und der Fackel des Wissens und gegen alle Inquisitionen werden wir erreichen, dass die Bücher überleben.«
    Joans Traum sollte sich schon bald erfüllen. Doch er hatte Anna verloren. Und seine Mutter und seine Schwester lebten weiter als Sklavinnen an einem unbekannten Ort. Immer, wenn er die Azcona ansah, erinnerte er sich an das Versprechen, das er seinem Vater gegeben hatte. Er hatte das nötige Geld, um seine Suche zu beginnen, doch es gehörte nicht ihm, es war ein Darlehen für die Buchhandlung. Er konnte kaum schlafen. Dieses Dilemma peinigte ihn.
    »Entweder meine Familie oder die Buchhandlung«, schrieb er in sein Buch. Vielleicht würde er in einem Jahr Gewinne eingenommen haben, mit denen er seine Suche beginnen könnte, ohne das Vertrauen seiner Freunde zu missbrauchen.
    Schließlich beschloss er, Miquel Corella einzuweihen.
    »Fahr sofort nach Genua«, sagte Miquel. »Im November sind Schiffsreisen gefährlich. Außerdem ist jetzt die politische Lage günstig. Wer weiß, was in ein paar Monaten geschieht und ob auf diesen Krieg noch einer folgt. Wenn du die Gelegenheit verpasst, musst du vielleicht Jahre warten, bevor du losfahren kannst. Mach dich auf den Weg, selbst wenn du die Frauen nicht findest. Sonst gibt dir dein Gewissen keine Ruhe. Die Familie kommt an erster Stelle.«
    »Das wünsche ich mir von ganzem Herzen, aber mein Geld reicht nur für die Buchhandlung«, antwortete Joan. »Ich komme in Versuchung, es zu nehmen und unser Projekt zu ruinieren, selbst wenn es sehr unwahrscheinlich ist, dass ich sie entdecke.«
    »Mach dir keine Sorgen wegen des Geldes«, antwortete der Valencianer. »Ich leihe es dir.«
    Joan traten Tränen in die Augen. Er wusste nicht, wie er Miquel danken sollte. Er umarmte ihn.
    Dann schickte er Gabriel einen Brief und teilte ihm mit, dass er zwar wenig Hoffnung habe, ihre Mutter und Schwester zu finden, aber in Genua versuchen werde, ihren Aufenthaltsort zu ermitteln. Er würde es sich nie verzeihen, wenn er es nicht versuchte. Er werde in wenigen Tagen abfahren.
    Niccolò erbot sich, ihn zu begleiten, und das nahm Joan sehr gern an. Mit der Zeit waren sie gute Freunde geworden. Der Florentiner war ein hellsichtiger Beobachter und ein guter Geschäftsmann, und mit seinen geistreichen Kommentaren brachte er ihn stets zum Lachen. Er hatte kurzes Haar und rasierte sich immer sorgfältig. Seine feinen Gesichtszüge zeigten ein ironisches Lächeln und einen scharfsinnigen Blick. Er hatte nicht nur eine Ausbildung als Diplomat, sondern auch als Militär. Er führte geschickt den Degen, und Joan dachte, dass er ihm auf dieser unsicheren Reise, bei der er eine große Geldsumme bei sich haben würde, sehr nützlich sein konnte.
    Er überließ Giorgio die Umbauten in dem Haus an der Ecke des Largo dei Librai, und dieser sollte Miquel Corella über alles berichten. Seine Reise würde die Eröffnung der Buchhandlung sicherlich etwas verzögern. Aber darauf kam es ihm nicht an.
     
     
    Vom Bug ihres Schiffes aus sahen Joan und Niccolò, wie Genua vor ihnen auftauchte, von dessen Hafen es

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