Am Horizont die Freiheit
gewünscht, dass Ramón sein Sohn wäre! Doch immer, wenn er ihn ansah, betrachteten ihn die Augen Riccardos.
In Annas Wagen wurden die wenigen Hausgeräte befördert, die sie mitnahmen. Allerdings bestand beinahe die ganze Ladung aus Büchern, und auch der zweite Wagen war ausschließlich dafür bestimmt. Anna dachte, in Rom werde es leicht sein, die notwendigen Haushaltsgegenstände zu finden, aber nicht diese Bücher. Darum waren sie am wichtigsten. Joan musste ihr recht geben. Er hatte für die Reise lediglich Kugeln, Schießpulver und zwei gute Arkebusen erworben, die er im Wagen stets schussbereit bei sich hatte.
Auf dem Weg nach Rom war Anna glücklich. Sie sah, dass Joan auf seinem Fuchs immer nahe beim Wagen blieb. Groß und stattlich, wie er war, lächelte er ihr zu, mit seiner kräftigen, etwas plattgedrückten Nase, die ihn nicht hässlich, sondern noch männlicher erscheinen ließ, und mit seinen braunen Augen, die sie liebkosten, wenn er sie anblickte. Sie wusste, dass er sie und ihren Sohn beschützte. Wenn er bei ihnen war, konnte ihnen nichts geschehen.
Sie ließ Neapel und diese schrecklichen Tage der Niedergeschlagenheit, der Schuldgefühle und Gewissensbisse hinter sich und sehnte sich danach, die Wohnung in Besitz zu nehmen, die Joan über seiner Buchhandlung eingerichtet hatte. Ganz nahe bei ihr, unter ihrer Sitzbank, verwahrte sie
Das Buch der Liebe von Roland für Angelica
. Davon wollte sie sich nie trennen.
ENDE
Geschichtlicher Anhang
Historische Persönlichkeiten
G ründliche Forschungen haben es mir ermöglicht, die zeitgenössischen Orte und Sitten sowie die damalige Denkweise nachzuempfinden. Die historischen Ereignisse und auch die Namen und Biographien hochgestellter Persönlichkeiten, wie zum Beispiel Könige, Statthalter, Päpste und Generäle, die in dieser Geschichte auftreten, entsprechen den zeitgenössischen Chroniken.
Im Folgenden findet der interessierte Leser einige zusätzliche Angaben über Personen, die in dieser Geschichte von besonderer Bedeutung sind. Die Reihenfolge, in der sie in dieser Übersicht angeführt werden, stimmt mit der überein, in der sie im Roman erscheinen.
Bartomeu Sastre: Er war ein Kaufmann der damaligen Zeit, über den einige Dokumente erhalten sind. Eines enthält den Verkauf einer lateinischen Handschrift an Mosén Pere Carbonell, einen bekannten und begeisterten Bücherliebhaber, für fünf Pfund und zwei Sueldos.
Schon damals gab es schriftliche Vertreterverträge, die es manchen Bakkalaurei oder Studenten gestatteten, Bücher für eine Provision zu verkaufen. Die Kenntnis des Lateinischen war für einen Buchhändler unentbehrlich.
Cristòfol de Gualbes: Der zu einer adligen Familie gehörende Cristòfol de Gualbes wurde 1462 zum Prior des Santa-Anna-Klosters ernannt und starb 1507 . Die Würde des Priors von Santa Anna brachte auch Titel und Feudalrechte mit sich, wie die des Herrn von Miralles und Palafrugell. Er wohnte in einem Haus außerhalb des Klosters.
Häufig waren, wie im Roman beschrieben, die wirtschaftlich begründeten Konflikte zwischen dem Prior und der Gemeinschaft, die aus dem Subprior Antoni Miralles und den Mönchen Jaume Sauró, Llorenç Camnadel, Miquel Gilabert, Francesc Amiguet, Nicolau Valls, Melchor Coma und Jaume Segur bestand.
Der Prior musste Brot, Wein, Speck, Öl, Salz, Brennholz und Knoblauch an die Gemeinschaft liefern. Das bezahlte er aus den Einnahmen, die das Vermögen des Klosters erbrachte und mit denen er nach Gutdünken umging. Um die Versorgung der Mönche zu schmälern, berief er sich auf wirtschaftliche Gründe. Die Mönche vervollständigten ihre Nahrung mit den Erzeugnissen des Gartens und mit den Almosen. Die größten Almosen wurden an den Todestagen von Angehörigen gespendet; dann fasteten die Mönche und beteten für das Seelenheil der Verstorbenen.
Der Streit zwischen dem Prior und der Gemeinschaft nahm solche Ausmaße an, dass der Bischof und sogar die Stadträte vermitteln mussten. Am 12 . Oktober 1482 wurde ein Vergleichsvertrag zwischen Prior Gualbes und allen oben erwähnten Mönchen unterzeichnet. Doch der Konflikt flaute nicht ab, und mehrere Jahre später wurde ein weiteres Vergleichsdokument zwischen dem Prior und Subprior Antoni Miralles als Vertreter der Gemeinschaft unterzeichnet.
Die wichtigsten Klostergebäude, die Kirche, der Kapitelsaal und der Kreuzgang, sind heute erhalten, nur nicht das sogenannte Novizenhaus. Dieses enthielt die
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