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Am Horizont die Freiheit

Am Horizont die Freiheit

Titel: Am Horizont die Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorge Molist
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Feigenbäume und Weinstöcke trugen Früchte. Die grünen Farbtöne, von denen einige schon ins Gelb übergingen, schimmerten in der Sonne, und der Ort wirkte friedlich. Als sich der Novize entfernt hatte, um seine Notdurft zu verrichten, wandte sich Gabriel plötzlich mit einer Frage an Joan: »Warum hast du ihn getreten?«
    »Weil er dich wegen der Sache mit den Glocken ausgelacht hat.«
    »Das hat mir nichts ausgemacht.«
    Joan blickte seinen kleinen Bruder erstaunt an. In seinen Worten hatte ein zaghafter Vorwurf gelegen.
    »Und weil ich ihn nicht mag«, setzte Joan hinzu. »Außerdem habe ich ihm gar nicht weh getan.«
    Gabriel starrte ihn mit einem sonderbaren Ausdruck an und sagte nichts.
    Sie setzten den Spaziergang fort, und Pere zeigte ihnen einen Brunnen mit einem Schöpfrad und einem Esel, der es antrieb. Die Anlage füllte einen großen Wasserbehälter. Darin wurde das Wasser gespeichert, das man zum Bewässern und für Menschen und Tiere benötigte. Im Garten liefen Hühner, Kapaune und ein paar Hähne umher. Diese Tiere lieferten den größten Teil des Fleisches für die Mönche.
    Nach dem Mittagessen zogen sich die Mönche in ihre Zellen zurück, um auszuruhen, und der Novize, Joan und Gabriel liefen fröhlich aufgelegt zur Zelle des Novizen.
    »Wohin geht ihr?«, herrschte sie eine zornige Stimme an, als sie hineintreten wollten.
    »Wir wollen Mittagsruhe halten«, antwortete der Novize eingeschüchtert.
    »Wer hat gesagt, dass die beiden in deiner Zelle schlafen dürfen?« Es war der Subprior.
    »Bruder Jaume.« Die Stimme des Novizen wurde noch leiser.
    »Nun, sie können gleich ihre Sachen nehmen.« Der Mönch fuhr den Novizen an, ohne sich um die Anwesenheit der beiden Brüder zu kümmern. »Wir Mönche schlafen allein, und du auch.«
    »Aber Bruder Jaume …«, stotterte Pere.
    »Sie sollen gehorchen!«, unterbrach er ihn heftig. »Um Bruder Jaume kümmere ich mich.«
    Er verschwand in Richtung des Kreuzgangs.
    Pere starrte entmutigt zu Boden, und nach einer Weile sagte er: »Das tut mir leid. Es hat mir gefallen, nachts Gesellschaft zu haben.«
    »Mach dir keine Sorgen«, antwortete Gabriel und ergriff seine Hand. »Wir sehen uns ja tagsüber.«
    Kurz danach kam Bruder Jaume und stieß zwischen den Zähnen hervor: »Ihr habt ja schon gehört, es gibt eine Änderung. Holt eure Bündel und die Strohsäcke heraus.«
    »Sie sind voller Flöhe!«, beklagte sich Joan.
    »Sieh einer den jungen Herrn an!«, schnaubte der Mönch und stemmte die Arme in die Seiten.
    »Pere sagt, man könne nichts tun, aber meine Mutter wusste, wie man sie loswird.«
    »Wie denn?«
    Joan zuckte die Achseln.
    »Aber ich weiß, wie!« Der Mönch war äußerst aufgebracht.
    Die drei Jungen mussten die Strohsäcke und ihre Kleidung nehmen und zum Waschplatz bringen, der hinter dem Kapitelsaal und der Kirche am nördlichen Ende lag. Dort wies er sie an, das Stroh aus den Säcken zu holen, es in einer Ecke aufzuhäufen und zu verbrennen. Danach mussten sie ihre Wäsche ins Wasser tauchen; sie sollten sie die ganze Nacht dort lassen, und sie sollten sich baden und sich mit einem Schwamm abreiben. Bruder Jaume gab ihnen saubere Sachen und sagte: »Morgen reibt ihr die Wäsche mit Seife ein, und nicht nur eure, sondern auch die Kutten der Mönche. Dann trocknet ihr sie in der Sonne. Der Koch zeigt euch, wie. Und jetzt kommt. Ich bringe euch zu eurem Schlafraum.«
    Es war ein kleiner Lagerraum bei den Ställen. Der Geruch und das Schnauben der Pferde gelangten dorthin, aber das kümmerte die Brüder nicht.
    Als der Mönch die drei allein ließ, sagte der Novize: »Er wird mit den Flöhen nicht fertig.« Er lächelte.
    »Wieso weißt du das?«, fragte Joan.
    »Pass auf.« Er klatschte sich kräftig an ein Bein.
    Danach rieb er behutsam mit einer Hand an derselben Stelle. Er benutzte auch seine zweite Hand, um etwas zu fangen, das er ihnen zwischen den Fingern zeigte. Es war ein sehr kleines, glänzendes Tierchen mit Füßen.
    »Der hier ist beinahe schwarz«, sagte er. »Es gibt auch goldgelbe. Und die einzige Möglichkeit, ihnen den Garaus zu machen, ist die hier.«
    Er nahm den Floh geschickt zwischen seine Daumennägel und drückte. Es knackte. Ein kleiner Blutstropfen bespritzte ihm die Fingernägel. Nachdem er seine Beute triumphierend vorgezeigt hatte, wischte er sich die Reste an seiner Tunika ab. Das stimmte die Brüder höchst zufrieden, und sie sahen einander lächelnd an. Joan dachte, dass er den Novizen allmählich

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