Am Horizont die Freiheit
spendeten, wünschten, dass wir für die Vergebung ihrer Sünden beteten, damit sie einen Platz im Himmel und Segen auf Erden erreichen. Diese Besitzungen, die sich jahrhundertelang angesammelt haben, gehören der Gemeinschaft, nicht dem Prior. Ihr und Eure Vorgänger, Ihr habt sie Euch angeeignet und sie nach Eurem Gutdünken verwaltet, und nun feilscht Ihr mit uns um das Essen.«
»Es ist meine Pflicht und mein Vorrecht, diese Besitzungen zum Wohl des Klosters zu verwalten. Das tue ich gewissenhaft und zum Vorteil der Mönche«, antwortete der Prior. »Und Ihr wisst genau, dass man gerade für den Unterhalt der Mönche viele derartige Besitzungen verkauft hat. Und was übrig bleibt, bringt wenig ein.«
»Nun, wenn Ihr so arm seid, warum wollt Ihr dann unbedingt die Bauarbeiten im oberen Stockwerk des Kreuzgangs beenden? Warum verkauft Ihr nicht Euren Palast und lebt hier mit uns in einer Zelle zusammen?«
»Die Würde des Klosters und meine eigene als Vertreter des Ordens verlangen einen gewissen Aufwand«, erklärte der Prior.
»Das Kloster? Die Gemeinschaft? Ha! Wir kümmern Euch wenig. Ihr wollt ein großer Herr sein, darauf kommt es Euch an. Man sagt, dass Ihr sogar eine Frau aushaltet.«
»Brüder!«, griff auf einmal Bruder Jaume laut ein.
Die beiden starrten ihn überrascht an. Sie hatten ganz vergessen, dass er im Saal war.
»Brüder, um Gottes Liebe und Barmherzigkeit willen«, flehte Bruder Jaume, faltete die Hände und senkte demütig die Stimme. »Wir haben hier zwei Kinder, die uns die Vorsehung anvertraut hat. Wir müssen sie beschützen. Sonst wird uns der Herrgott bestrafen.«
Der Ton des Mönchs und seine Anrufung des Höchsten Wesens schienen die Gemüter zu beruhigen. Alle starrten den gutmütig aussehenden Mönch an.
»Bruder Antoni, nehmt die Kinder auf, so wie wir es beschlossen haben, nämlich unter der Bedingung, dass sie im Garten arbeiten. Bartomeu hat gesagt, er werde eine Arbeit für den Größeren finden, so dass er für seinen Unterhalt bezahlen wird. Und Ihr, Prior Gualbes, gebt uns zwei zusätzliche Portionen von Eurem Anteil. So erfüllt Ihr Gott und den Menschen gegenüber Eure Pflicht. Was würden die Gläubigen sagen, wenn wir zwei Waisenkinder im Stich lassen würden, die uns Euer herrschaftliches Gut in Palafrugell schickt? Und wenn es Eure Oberen vom Heiligen Grab in Perugia erfahren? Was würde unser König Ferdinand sagen, wenn er es erführe?«
»Einverstanden«, antwortete der Prior eilig. »Allerdings nur, bis sie vierzehn Jahre alt sind.«
»So soll es sein«, sagte Bruder Antoni. »Aber Gualbes soll sich mit den Lieferungen nicht verspäten, wie er es gewöhnlich macht.«
»Kinder, küsst dem Prior die Hand«, sagte Bruder Jaume hastig. Er wollte den Ort so schnell wie möglich verlassen.
»Lernt zu gehorchen, zu Eurem Besten«, warnte sie Gualbes, womit er sich verabschiedete.
»Die beiden sind immer wie Hund und Katze«, schnaubte Bruder Jaume, während sie hinausgingen. »Dieser Streit ging nicht um euch, meine Kinder. Das hatte etwas mit ihnen zu tun.«
Er brachte sie in den Garten und setzte sie an den Rand des Wasserbeckens. Von dort aus konnten sie den Esel am Schöpfrad und die Baumpflanzung sehen.
»Jetzt erzählt mir, was in Palafrugell geschehen ist«, bat er sie. »Mich interessiert nicht, was Bruder Dionís in seinem Brief schreibt. Ich kenne ihn schon. Ich möchte es aus eurem Mund erfahren.«
Langsam und bekümmert schilderte Joan sein Leben vor dem Überfall, das Unglück und die darauffolgenden Ereignisse. Gabriel griff manchmal ein, um eine Einzelheit zu erläutern. Beide vertrauten diesem dickbäuchigen Mönch. Er nickte zustimmend, verzog das Gesicht und ließ hin und wieder einen mitfühlenden Ausruf hören.
»Danke. Jetzt weiß ich alles«, sagte er schließlich. »Hier wird es euch eine Zeitlang gutgehen. Aber ihr wisst ja, dass man gehorchen und die Regeln befolgen muss. Ihr habt die beiden gehört. Die wirtschaftliche Lage ist nicht gut, und es ist eine mühselige Aufgabe, die Vorratskammer zu versorgen. Vor zwei Jahren war der Streit zwischen der Gemeinschaft und dem Prior so ernst, dass er und der Subprior sich in die Haare geraten sind. Die Stadträte und die Oberen des Ordens vom Heiligen Grab, die im italienischen Perugia residieren, mussten eingreifen. Am Ende haben wir ein Dokument der Eintracht unterschrieben und Frieden geschlossen.«
Joan schüttelte ungläubig den Kopf. Obwohl er kaum Lebenserfahrung hatte, wusste
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