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Am Horizont die Freiheit

Am Horizont die Freiheit

Titel: Am Horizont die Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorge Molist
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meisten fielen weit von ihm entfernt auf den Boden. Bald begriff er, welchen Vorteil ihm das verschaffte. Er konnte einen Stein werfen, während der des anderen noch heranflog und er ihm lediglich ausweichen musste. Sein Feind hingegen musste sich mit dem Schild decken, wenn sein Geschoss bei ihm einschlug. Bald warf Joan zwei Steine für jeden einzelnen seines Feindes. Dieser wurde nervös, vernachlässigte schließlich seine Deckung und bekam einen Stein an der Schulter ab.
    Trotz des allgemeinen Geschreis hörte Joan ein ängstliches Stöhnen, und er sah, wie sich sein Widersacher hinter dem Schild zusammenkrümmte. Bald traf er ihn mit einem Stein am Knie, und der Verwundete gab hinkend den Kampf auf. Damit konnte er den nächsten Feind angreifen, der mit Lluís kämpfte. Zu zweit zwangen sie ihn zum Rückzug, und nach einer Weile erreichten die Blauen eine zahlenmäßige Überlegenheit über die noch kämpfenden Gelben.
    »Greift an!«, rief Felip, als er sah, dass die Zahl seiner Gegner beträchtlich abgenommen hatte.
    Er schwang seinen Knüppel und stürzte sich auf die anderen. Ihm folgte die Bande, die aus vollem Hals brüllte. Die Gelben erkannten, dass sie unterlegen waren, und flüchteten eilig.
    »Holt euch die Fahne«, befahl Felip.
    Alle jagten den Fahnenträger, bis dieser schließlich die Fahne aufgab. Felip hob sie hoch und schwenkte sie in der Luft, was seine Leute bejubelten. Eine Überprüfung ergab einen blutenden Kopf und mehrere Quetschwunden an verschiedenen Körperteilen, aber nichts Ernstes. Sie hatten einen Erfolg errungen, und alle waren glücklich.
    »Du kannst gut zielen,
remensa
«, sagte er zu Joan.
     
     
    Joan beobachtete weiter seinen Bruder. Bald stellte er fest, dass dieser Bruder Nicolau, der für den Garten verantwortlich war, immer wieder furchtsam anblickte. Der rundliche und kahlköpfige Mann war über die Fünfundfünfzig hinaus, hatte helle Augen und lächelte stets salbungsvoll. Das beunruhigte Joan. Er konnte Gabriel am Nachmittag und in der Nacht beaufsichtigen, jedoch nicht am Morgen, wenn der Kleine für den Gärtner arbeitete.
    »Hast du etwas?«, fragte er Gabriel schließlich. »Sag mir, wenn jemand mit dir etwas macht, was dich stört.«
    »Nein, ich habe nichts«, antwortete er und schüttelte nachdrücklich den Kopf.
    »Sag es mir, Gabriel. Ich bin dein Bruder. Ich liebe dich und werde dir helfen.«
    Der Kleine blickte ihn sehr ernst an. Dann schüttelte er erneut den Kopf.
    Joan lief zum Novizen und fragte ihn geradeheraus: »Was ist mit Bruder Nicolau? Was macht er mit euch?«
    Der andere wollte zuerst nicht antworten, doch als Joan weiter drängte, ließ er ihn schwören, es für sich zu behalten und mit niemandem darüber zu reden. Bruder Nicolau habe ihm gedroht, dass ihn der Subprior aus dem Kloster werfe, wenn er rede. Joan erfuhr, dass der Mönch den Novizen berühre und seine Hand lenke, damit auch er ihn berühre.
    »Und mit meinem Bruder macht er das Gleiche?«
    Der Novize zuckte die Achseln und sagte, das wisse er nicht, aber möglich sei es.
    »Und der Subprior? Was macht der Subprior dagegen?«
    »Nichts«, antwortete Pere. »Lass mich endlich in Ruhe!«
    Joans Sorge verstärkte sich und wurde zu Angst. Er begann, heimlich zu spionieren. Eines Nachmittags sah er, wie der Mönch Gabriels Hintern begrapschte, der mit einem Satz hochsprang und wegrannte.
    Joan erstarrte. Trotz seiner Vorahnungen hatte er sich nicht überlegt, wie er sich in einer solchen Situation verhalten sollte. Beinahe wäre er zu ihm gerannt, um ihn zu verprügeln, doch der Mönch entfernte sich, und Joan blieb wütend und verwirrt zurück.
    Was konnte er nur tun? Den Mönch anzeigen? So etwas wagte er nicht, wo doch der Novize angedeutet hatte, dass der Subprior eingeweiht sei. Sie würden alles leugnen, ihn einen Lügner nennen, und sein Wort würde gegen das der Mönche stehen. Schließlich hingen er und sein Bruder vom Santa-Anna-Kloster ab. Außerdem schämte und fürchtete sich Gabriel dermaßen, dass er sich nicht einmal traute,
ihm
etwas zu erzählen. Joan konnte nicht erwarten, dass er jemanden anderes beschuldigen würde.
    Joans ganzer Groll auf die Sarazenen und den Administrator von Palafrugell konzentrierte sich nun auf diesen Mönch, der seinem Bruder das Leben verbitterte.
    Kurze Zeit dachte er daran, sich an Bartomeu zu wenden, doch da Gabriel nicht reden wollte, fürchtete er, dass ihm der Kaufmann schwerlich glauben würde.
    Er gelobte sich, Gabriel von diesem

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