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Am Horizont die Freiheit

Am Horizont die Freiheit

Titel: Am Horizont die Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorge Molist
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um Hilfe.
    »Warum glaubst du, dass die Piraten, die dein Dorf überfallen haben, Mauren waren?«, erkundigte sich der Generalmagister bei Joan.
    Der Junge zuckte die Achseln.
    »Nun ja«, antwortete er, »alle sagten, dass es Sarazenen waren. Die Galeere trug grüne Wimpel, und der Administrator, der sie gesehen hat, erklärte, es seien Mauren gewesen.«
    »Das ist sonderbar«, meinte der Mercedarier nachdenklich. »Seit längerer Zeit hatten die Sarazenen unsere Küsten nicht angegriffen. Wann, sagst du, war der Überfall?«
    »Ende September.«
    »In dieser Jahreszeit stellen die Galeeren ihre Fahrten ein. Sie sind nicht für die Stürme im Herbst und Winter eingerichtet«, erklärte der Mönch weiter. »Und dein Heimatort ist von ihren Stützpunkten weit entfernt. Außerdem seid ihr in der Region, wo die Tramontana weht, und sie fürchten sich sehr vor diesem Wind. Das ist merkwürdig.«
    »Du hast mir erzählt, dass du ganz nahe an die Piraten herankamst«, griff Bartomeu ein. »Hast du sie reden gehört?«
    Joan dachte nach.
    »Wenn sie geredet haben, so war es nicht in unserer Sprache. Ich erinnere mich nicht, dass ich etwas verstanden habe«, antwortete er.
    »Wahrscheinlicher ist, dass es provenzalische oder genuesische Korsaren und keine Mauren waren«, erklärte der Mercedarier nachdrücklich. »Vor drei Jahren haben die Provenzalen das Gebiet am Kap Creus verwüstet, und vor zwei Jahren, als der Krieg mit Genua begann, hat der Genuese Batista die Orte im Küstengebiet von Barcelona überfallen. Sie haben sogar eine Galeere gekapert, die Admiral Bernat de Vilamarí geschickt hatte, um sie aufzuhalten. Aber das war im Juli, und jetzt reden wir von Ende September. Das ist keine Zeit für Galeeren. Außerdem liegt dein Dorf gewiss mehr als eine Fahrtwoche von Genua entfernt. Ich würde wetten, dass es die Provenzalen waren. Und wenn sie es waren, können wir Mercedarier nichts tun.«
    »Warum nicht?«, fragte Joan.
    »Weil es unsere Aufgabe ist, eher die Seele als den Leib zu retten. Wir kaufen christliche Gefangene frei oder tauschen sie gegen sarazenische Gefangene aus. Wir bemühen uns, zuerst die schwächsten zurückzuholen, damit sie nicht in Versuchung geraten, den Herrgott zu verleugnen. Wir retten ihre Seelen.«
    »Und Ihr würdet nichts unternehmen, wenn die Piraten aus Marseille stammen?«
    »Nein. Das können wir nicht. Das ist eine Sache unter Christen, und es besteht keine Gefahr, dass sich die Gefangenen von ihrem Glauben lossagen. Trotzdem darf ein Christ keinen anderen versklaven.«
    »Dann dürften die Provenzalen, wenn sie Christen wie wir sind, nicht die Leute aus meinem Dorf versklaven, nicht wahr?«
    »Sie dürfen es nicht, aber sie dürfen auch nicht rauben«, antwortete der Mönch. »Und doch rauben sie. Wenn man jemanden versklavt, raubt man ihm den Besitz, der nach der Seele am wertvollsten ist: die Freiheit.«
    »Warum hat der Administrator von Palafrugell dann behauptet, dass es Sarazenen seien?«, erkundigte sich Bartomeu. »Er kann doch sicher zwischen einem Mauren und einem Provenzalen unterscheiden.«
    »Vielleicht hat er sich geirrt.«
    »Trotzdem bitten wir Euch, Bruder Antoni, dass Ihr Euch aus Barmherzigkeit erkundigt, ob die Familie dieser Kinder in Nordafrika ist«, sagte Bartomeu.
    »Ich werde Euch nicht die Barmherzigkeit verweigern, doch ich denke, dass eine solche Bemühung vergebens ist«, antwortete der Mönch. »In dieser Geschichte gibt es andere sonderbare Umstände. Zum Beispiel: Wenn sie Sarazenen waren, warum hat uns dann der Administrator von Palafrugell nicht schon längst gebeten, seine Gefangenen zu suchen?«
    Joan zuckte die Achseln. Das waren entschieden zu viele Fragen.
     
     
    Es war ein regnerischer und nebliger Morgen in den ersten Februartagen, als die Glocken der Kathedrale außerhalb der üblichen Zeit erklangen. Kurze Zeit später schlossen sich die Glocken der Santa-María-del-Pi-Kirche und dann die von Sant Just an. Joan hörte auch die Glocken von Santa Anna, und bald fielen die in allen übrigen Kirchtürmen der Stadt ein, um die Tragödie zu verkünden.
    Alle, die im Haus der Corrós waren, liefen auf die Straße, um zu erfahren, was vor sich ging, und im Sprühregen fragten sich Nachbarn und Handwerker gegenseitig, bis die Nachricht zu ihnen gelangte.
    »Die
remensas
von Pere Joan Sala haben Granollers angegriffen! Sie haben den Ort eingenommen!«
    Joan überraschte es, wie erregt die Stimmung war. Als die königlichen Truppen einen Monat

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