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Am Mittwoch wird der Rabbi nass

Am Mittwoch wird der Rabbi nass

Titel: Am Mittwoch wird der Rabbi nass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Kemelman
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schlicht.
    «Warum sind Sie hier, Akiva?»
    Der junge Mann schüttelte den Kopf, schien aber nicht im Geringsten verärgert zu sein. Ja, er lächelte sogar.
    «Sie sehen jetzt aber völlig anders aus, als ich es mir nach Ihrem Anruf vorgestellt habe», bemerkte der Rabbi.
    «Als ich anrief, war ich wirklich ausgeflippt», erläuterte Akiva. «Ich wusste einfach nicht, was los war. Es war wie ein Albtraum, als fiele alles über mich her. Und dann bekam ich Kontakt mit meinem rebbe. »
    «Wie meinen Sie das, Sie bekamen Kontakt mit ihm?»
    «Ich rief nach ihm, und er erschien. Ich sah ihn so deutlich, wie ich Sie vor mir sehe. Er befahl mir zu beten, dann würde alles gut werden. Also betete ich, und jetzt fühle ich mich großartig.»
    «Na, das ist gut. Und jetzt erzählen Sie mir mal genau, was man hier von Ihnen will. Am Telefon sagten Sie …»
    Akiva schüttelte den Kopf. «Ich weiß nicht, was sie von mir wollen. Der Chief hat mich holen lassen, und wir haben uns unterhalten.»
    «Glaubt er vielleicht, dass Sie etwas wissen oder etwas getan haben?»
    «Das will er nicht sagen. Er hat mich gefragt, warum ich nach dem großen Unwetter nach Hause gefahren bin. Und er hat mich nach einem Mann namens Kestler gefragt. Er muss mich mit jemandem verwechseln. Aber nur keine Angst, Rabbi; alles wird gut werden.»
    «Weil Ihr rebbe das gesagt hat?», fragte Rabbi Small säuerlich.
    «Ganz recht.»
    Sie unterhielten sich noch eine Weile. Der Rabbi erfuhr nichts Neues von Akiva, doch als er begriff, was geschehen war, wurde er böse. Schließlich erhob er sich und ging zu Lanigan ins Büro.
    «Das passt aber gar nicht zu Ihnen, Chief», sagte er vorwurfsvoll.
    «Setzen Sie sich, David. Also, was passt nicht zu mir?»
    «Dieses Fischen im Trüben. Wenn Sie was gegen Arnold Aptaker vorzubringen haben, dann sagen Sie es ihm, damit er Ihnen alles erklären kann. Wenn Sie Beweise für ein Verbrechen zu haben glauben, verhaften Sie ihn, damit er sich verteidigen kann. Aber ihn einfach aufzufordern zu reden, in der Hoffnung, er werde etwas Inkriminierendes sagen, das ist nicht fair, und ich glaube sogar, dass es nicht mal legal ist.»
    «Ich habe ihn nicht verhaftet, und ich halte ihn nicht fest. Glauben Sie mir, David, ich versuche ihm nur zu helfen.»
    «Aber er weiß nicht, was Sie ihm vorwerfen.»
    «Oh, ich glaube, er weiß ganz genau, was er getan hat», antwortete Lanigan zuversichtlich. «Es besteht natürlich eine gewisse Chance, eine Chance eins zu hundert, dass es sich um einen Zufall oder einen begreiflichen Irrtum handelt. Nun gut, soll er offen mit mir sein, dann werde ich mir Mühe geben, es so zu sehen wie er.»
    «Ja, warum sagen Sie ihm dann nicht ehrlich, warum …»
    «Damit er sich Ausreden zurechtlegen kann?», fragte der Chief. «O nein. Wenn er unschuldig ist, wenn er es ohne böse Absicht getan hat, wenn …» Unvermittelt brach er ab und musterte seinen Besucher mit einem Blick unter den buschigen Brauen hervor. «Wollen Sie sagen, er hat keine Ahnung, worauf ich hinauswollte? Nicht die Geringste?»
    Der Rabbi schüttelte den Kopf. «Handelt es sich um einen Verkehrsunfall letztes Mal, als er hier war? Hat es was mit Kestler zu tun?»
    Lanigan starrte ihn an. «Denkt er das? Hat er Ihnen das gesagt?» Er grinste breit. «Der nimmt Sie hoch, Rabbi.»
    «Na schön, dann holen Sie mich wieder runter.»
    «Es hat allerdings mit Kestler zu tun, mit dem alten, der gestorben ist», sagte Lanigan. «Wissen Sie noch, wie ich zu Ihnen gekommen bin, weil Joe, der Sohn, behauptet hatte, er sei an der Medizin gestorben? Nun, er hatte tatsächlich Recht. Aber das war nicht Dr. Cohens Schuld. Er hatte ein Medikament namens Limpidine verschrieben.» Er zog eine Schublade heraus und entnahm ihr eine Flasche. «Hier ist es. So steht’s jedenfalls auf dem Etikett, nicht wahr? Aber drinnen in der Flasche ist nicht Limpidine, sondern Penicillin, wogegen der Alte allergisch war, darum hatte Cohen ihm auch Limpidine verschrieben. Der Fehler wurde im Drugstore von einem Apotheker gemacht.»
    Lanigan lehnte sich zurück und wartete, bis sein Besucher die Information verdaut hatte. «Nun gut, Fehler kommen vor», fuhr er dann fort. «Als ich aber herumfragte, hörte ich, dass ein derartiger Fehler so gut wie unmöglich ist. Er ist ebenso unwahrscheinlich wie die Möglichkeit, dass eine Hausfrau beim Kuchenbacken Salz statt Zucker verwendet. Und warum kann sie einen solchen Fehler nicht machen? Weil Zucker und Salz sich zwar

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