Am Mittwoch wird der Rabbi nass
Medikament, das Dan verschrieben hat, und …»
«Wer war’s denn?»
«Der alte Kestler.»
«Großer Gott!» Der Aufschrei kam von Safferstein.
Alle wandten sich zu ihm um. Sein Gesicht war aschgrau.
«Was ist los, Billy?», fragte Kaplan.
«Das war möglicherweise meine Schuld. Vielleicht habe ich die Pillen vertauscht.»
«Was reden Sie da?»
Bill erklärte, dass er sich bereit erklärt hatte, das Medikament bei den Kestlers abzugeben. «Ich hatte also zwei Umschläge, einen mit dem Medikament, das Al Mona verschrieben hatte, und einen für Kestler. Vielleicht habe ich Kestler den für Mona gegeben.»
«Wie ist das, Al?», wollte Kaplan wissen. «Hätte das, was du Mona verschrieben hast, Kestler schaden können?»
«Es war Penicillin», antwortete Dr. Muntz. «Wenn Kestler allergisch dagegen war …» Er brach ab, als sei ihm eine Idee gekommen. «Haben Sie Mona die für Kestler bestimmten Pillen gegeben?»
«Nein, ich bin wegen des Wetters direkt hierher gekommen.»
«Dann müssen Sie den zweiten Umschlag ja noch haben», erklärte Muntz. «Sie brauchen also nur nachzusehen, ob die Pillen, die Sie noch haben, Kestlers oder Monas sind.»
«Ja, genau – das ist richtig! Sie stecken in meiner Manteltasche.» Safferstein eilte in die Halle, wo Kaplan seinen Mantel in den Schrank gehängt hatte. Die anderen folgten. Er nahm einen Mantel heraus und schob die Hand in eine Tasche. «Sie sind fort», sagte er entsetzt. «Die Pillen sind fort!»
«Sehen Sie in den anderen Taschen nach.»
«Ich weiß genau, dass ich sie in diese Tasche gesteckt habe.» Aber er begann trotzdem zu suchen. Er zog ein Paar Handschuhe heraus und starrte sie verwundert an. «Das sind nicht meine. He, das ist ja gar nicht mein Mantel! Irgendjemand muss meinen Mantel verwechselt haben.»
14
Marcus Aptaker warf sich unruhig herum, dann wurde er wach. Er rieb sich die Augen und gähnte ausgiebig. Seine Frau saß im Bademantel im Schaukelstuhl und sah zum Fenster hinaus.
«Was ist los? Kannst du nicht schlafen?»
«Es ist Viertel vor zwei», sagte sie, «und Arnold ist immer noch nicht da.»
«Na und? Er ist inzwischen erwachsen.»
«Aber das Unwetter … Er hat vielleicht … Im Radio haben sie gesagt, dass viele Bäume entwurzelt worden sind. Telefon- und Lichtmasten sollen umgefallen sein.»
«Großer Gott, warum malst du dir solche Sachen aus?» Aber er stand auf und zog ebenfalls den Bademantel an. «Warte, ich mache dir ein bisschen Milch heiß. Dann wirst du sicher schlafen können.»
Sie folgte ihm in die Küche. «Ich will keine heiße Milch. Ich finde, wir sollten die Polizei anrufen.»
Er starrte sie an. «Warum?»
«Na ja, du könntest fragen, ob …»
«Hör zu, Rose, wenn es einen Unfall gegeben hat … Falls du dir deswegen Gedanken machst, glaube mir, dann wird man uns Bescheid geben.»
«Aber wo kann er denn nur sein?»
«Woher soll ich das wissen? Wahrscheinlich besucht er einen Freund, und sie haben die Zeit vergessen.»
«Wen sollte er denn hier besuchen? Was für Freunde hat er hier noch?»
«Keine Ahnung. Ich weiß nur, dass er ein paar Mal telefoniert hat.»
«Ich finde, wir sollten doch die Polizei anrufen», sagte seine Frau hartnäckig.
«Ich denke gar nicht daran. Was soll ich denn sagen? Dass es beinahe zwei Uhr morgens ist und dass mein achtundzwanzigjähriger Sohn noch nicht nach Hause gekommen ist? Die würden mir was husten. Wahrscheinlich hat er einen Platten und wird schon bald wieder hier sein.»
«Warum hat er dann nicht angerufen? Er muss doch wissen, dass wir uns Sorgen machen und uns fragen, ob ihm bei diesem Wetter nicht was zugestoßen ist!»
«Woher soll ich, verdammt nochmal, wissen, weshalb er uns nicht angerufen hat? Vielleicht hatte er keinen Dirne.»
Brummelnd ging Marcus Aptaker ins Wohnzimmer. Seine Frau folgte ihm. Er stellte im Fernseher das Nachtprogramm an und starrte auf den Bildschirm, ohne wirklich etwas zu sehen.
«Warum gehst du nicht zu Bett?», drängte sie ihn. «Du musst morgen früh aufstehen.»
«Ich bin nicht müde.» Er war ebenso beunruhigt wie sie, aber er konnte seine Besorgnis nicht aussprechen, weil das die ihre nur noch gesteigert hätte.
Um drei Uhr kam Akiva heim. Er war glücklich. Er war euphorisch. Er war unsicher. «Himmel, das Haus ist ja beleuchtet wie ‘n ganzer Weihnachtsbaum!», sagte er munter. «Geht ihr eigentlich nie zu Bett?»
«Ach, Arnold! Wir haben uns so um dich gesorgt!», jammerte die Mutter.
«Wo, zum Teufel, bist
Weitere Kostenlose Bücher