Am Mittwoch wird der Rabbi nass
du gewesen?» Aptakers Besorgnis verwandelte sich umgehend in flammenden Zorn.
«Konntest du dir denn nicht denken, dass wir uns Sorgen um dich machen?», schluchzte die Mutter. «Wo bist du gewesen?»
«Ich … Bei einem Mädchen.»
«In Revere, möchte ich wetten!», brüllte der Vater. Er wandte sich an seine Frau. «Bei einer von diesen Flittchen, mit denen er sich immer rumgetrieben hat. Du wolltest wissen, wen er hier kennt, bei wem er sein könnte. Ich werd’s dir sagen. Bei einer von diesen reizenden jungen Damen in Revere, die man gar nicht persönlich kennen lernen muss, da war er. Er ist ja religiös geworden. Geht in die Synagoge. Will nicht essen, was du kochst, weil es nicht heilig genug für ihn ist. Und dann ist er erst einen Tag zu Hause und jagt schon hinter den Huren her.»
Akiva verlor die Selbstbeherrschung. «So kannst du mit mir nicht reden!», schrie er. «Das brauche ich mir nicht gefallen zu lassen.»
«Solange du unter meinem Dach lebst …»
«Verdammt nochmal, dann verlasse ich eben dein Dach!» Und stürzte hinaus. Beinahe sofort kam er zurück – mit seinem Koffer in der Hand. Er warf den Hausschlüssel, den sie ihm gegeben hatten, auf den Tisch. «Da! Ich verschwinde.» Er ging zur Tür.
«Bitte, Arnold! Ich bitte dich!», flehte die Mutter. «Wohin willst du?»
«Zurück nach Philly. Ich hätte gar nicht erst kommen sollen.» Er knallte die Tür hinter sich zu.
Fassungslos starrte Mrs. Aptaker ihren Mann an, der finster zu Boden blickte. «O Mark, du hättest nicht …»
«Lass ihn doch gehen! Wer braucht den schon?»
«Nein!» Sie riss die Tür auf und lief auf die Veranda. Sie rief hinter ihm her, aber er fuhr bereits die Einfahrt hinab und bog in die Straße ein.
Während Akiva durch die Nacht fuhr, nahm er im Geist verschiedene Passagiere mit: zuerst seine Mutter, der gegenüber er ein schlechtes Gewissen hatte. «Ich wusste, dass es nicht klappen würde, Ma. Deswegen bin ich ja auch nicht früher gekommen. Dad ist wirklich nicht so übel, aber wir passen einfach nicht zusammen, unsere Vibrationen harmonieren nicht. Das ist nicht seine Schuld, und es ist nicht meine Schuld. Es ist eben einfach so.»
Dann Reb Mendel, mit dem er eher scherzhaft sprach. «Ich glaube, rebbe , diesmal hat es mit der tieferen Einsicht nicht so ganz hingehauen. Ein kleiner Fettfleck auf der Feldstecherlinse vielleicht?»
Und Leah, mit der er sehr ernsthaft redete. «Es ist vermutlich am besten so, Liebes. In ein paar Tagen hätte ich ohnehin fort müssen. Gewiss, wenn du nach Philly kommen könntest und dir dort einen Job suchen, oder auch nach Washington, wo ich dich jedes Wochenende besuchen könnte …»
Seine Tagträume wurden von dem unverwechselbaren Klang einer Polizei-Trillerpfeife zerrissen. Da sein Wagen der einzige auf der Straße war, wusste er, dass das Pfeifen ihm galt. Resigniert bremste er und hielt. Im Rückspiegel beobachtete er, wie ein Polizist vom Motorrad stieg und gemächlich auf ihn zukam. Er schaltete die Deckenbeleuchtung ein und begann im Handschuhfach nach den Wagenpapieren zu kramen.
Der Polizist bückte sich und warf einen Blick in den Wagen. «Hübsches Tempo, was Sie da draufhaben, Mister, nicht wahr? Wo brennt’s denn?»
«Hören Sie, Officer, ich muss nach Philly … He, sind Sie nicht Purvis? Joe Purvis?»
«Ja. Kennen Sie mich?» Der Polizist musterte ihn eingehend. «Sie sind doch nicht …»
«Arnold Aptaker.»
«Na, so was! Wie geht’s denn? Wieso der Bart?»
«Ach, weißt du, ich wollte das nur mal ausprobieren. Spart ‘ne Menge Rasierklingen.»
«Na, so was! Warst du zu Hause? Ich habe dich gar nicht gesehen.»
«Ich habe nur ein paar Tage meine Eltern besucht. Ich bin jetzt in Philly. Wie lange bist du denn schon bei der Polizei? Ich dachte, du wärst Zimmermann.»
«Ich war Zimmermann, bis vor ein paar Jahren. Magere Zeiten, im Winter, deswegen hab ich das Polizistenexamen abgelegt. Hin und wieder, wenn ich keinen Dienst habe, mache ich für alte Kunden immer noch Zimmermannsarbeiten.»
«Du hast doch einen Bruder, nicht wahr?», fragte Akiva, der bestrebt war, das Gespräch möglichst freundschaftlich zu gestalten.
«Caleb? Ja, der war eine Klasse unter uns.»
«Stimmt. Er war in meiner Englisch-Klasse. Was macht er denn? Ist der auch bei der Polizei?»
«Nein. Der ist beim Courier , Verkaufsleiter. Er schreibt alle Crossers an, die von hier weggezogen sind, nach Florida, zum Beispiel. Die fragt er, ob sie das Blatt nicht
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