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Am Mittwoch wird der Rabbi nass

Am Mittwoch wird der Rabbi nass

Titel: Am Mittwoch wird der Rabbi nass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Kemelman
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davon?»
    Kaplan grinste. «Als Anwalt würde ich sagen, Joe Kestler bereitete den Boden für eine Klage wegen falscher ärztlicher Behandlung vor.»

16
    Obwohl die Telefon-Instandsetzungstrupps die ganze Nacht hindurch arbeiteten, hörte Dr. Cohen erst am nächsten Morgen von Dr. DiFrancesca, dass sein Patient gestorben war.
    Cohen schüttelte betrübt den Kopf. «Tja, das ist traurig. Er war krank und alt, aber ich hätte nicht gedacht, dass er in Lebensgefahr schwebte. Vielleicht hätte ich ihn doch ins Krankenhaus holen sollen.»
    «Hinterher ist man immer klüger, Dan», antwortete Dr. DiFrancesca. Er war blond, blauäugig und gewachsen wie ein Footballspieler. Obwohl er nur etwa zwei Jahre älter war als Cohen, besaß er das selbstverständliche, sichere Auftreten eines Mannes, der seinen Platz im Leben gefunden hat. «Vielleicht war es eine Reaktion auf das Medikament», ergänzte er. «Für mich sah es jedenfalls so aus.»
    «Wirklich? Aber ich habe ihm vor ein paar Monaten dasselbe Medikament gegeben, und da hat er es gut vertragen. Was für Symptome hatte er?»
    «Ach, die üblichen: Entzündung, Blutandrang, Schwierigkeiten bei der Atmung. Durchaus möglich, dass er eine Unverträglichkeit entwickelt hat.»
    «Diese Gefahr besteht doch immer, nicht? Woher soll man das vorher wissen? Damals konnte er Penicillin nicht vertragen, deshalb setzte ich ihn auf Tetracyclin, und alles ging gut.»
    «Was haben Sie gegeben, Dan?»
    «Limpidine 250 . Pierce and Proctor. Dasselbe wie gestern Abend. Ich habe guten Erfolg damit gehabt.»
    «Nun, diesmal war es kein Erfolg.» DiFrancesca zögerte. «Äh … Der Sohn war ziemlich aufgebracht und hat ein ganz schönes Theater gemacht.»
    «Das war ja wohl zu erwarten.»
    «Nein, ich meine wegen der Behandlung, Dan. Er behauptete, sein Vater hätte sich durchaus wohl gefühlt, bis er das Medikament eingenommen hätte.»
    «Das stimmt nicht, John, glauben Sie mir! Er hatte Fieber und starke Beschwerden.»
    «Es würde mich nicht überraschen, wenn er Klage wegen falscher Behandlung gegen Sie erheben würde», sagte DiFrancesca.
    «Wie kommen Sie darauf?», erkundigte sich Cohen rasch.
    «Nun, zum Teil, weil ich diesen Typ kenne. Kestler gehört zu den Menschen, die sich automatisch nach jemandem umsehen, den sie verklagen können, wenn was passiert.»
    Cohen nickte grimmig. «Ich verstehe. Aber das kommt nicht von ungefähr. Das hat er von seinem Vater.»
    «Er behauptete immer wieder, sein Vater habe sich wohl gefühlt, bis er die Pillen geschluckt hatte, die ihm von Ihnen verschrieben worden waren.»
    «Wenn er sich so wohl fühlte, warum haben sie mich dann gerufen? Wozu brauchte er dann einen Arzt?»
    «Gewiss, aber …»
    «Hören Sie, John, der Mann war achtzig oder darüber. Er hatte 39 Grad Fieber. Er hatte Schwierigkeiten beim Urinieren, und wenn er Harn ließ, klagte er über starkes Brennen. Das klingt doch typisch wie eine bakterielle Infektion, stimmt’s? Na schön, es hätte eine Virusinfektion sein können, dann hätte das Medikament nicht geholfen, aber es hätte auch nicht geschadet. Jetzt passen Sie auf: Vor ungefähr sechs Monaten hatte er praktisch die gleichen Symptome. Ich gab ihm dasselbe Medikament, und er wurde gesund. Also gab ich ihm natürlich – dieselbe Person, dieselben Beschwerden – dasselbe Medikament. Ein gutes, konservatives Medikament. Neunundneunzig Prozent aller Ärzte hätten ihn genauso behandelt. Vielleicht hätten sie ein anderes Tetracyclin verschrieben, im Wesentlichen aber sind die sich ja alle gleich. Wo gibt es also einen Grund für eine Klage wegen falscher Behandlung?»
    «Mich brauchen Sie nicht zu überzeugen, Dan. Aber Sie wissen ja, wie es ist: Einen Winkeladvokaten, der Klage erhebt, findet er allemal. Ich habe versucht, vernünftig mit ihm zu reden, habe ihm erklärt, bei einem Mann in diesem Alter könne immer etwas passieren, aber die Sorte …» Er schüttelte den Kopf. «Deshalb habe ich vorgeschlagen, der Polizei-Sergeant, der mit dem Krankenwagen kam, solle die Pillen in Verwahrung nehmen und sie dem offiziellen Bericht beifügen.»
    Cohen nickte. «Gut gemacht. Und wenn er mich tatsächlich verklagt, bin ich schließlich ausreichend versichert.»
    DiFrancesca zögerte. «Es könnte leider etwas kritischer werden, Dan. Erstens ist dieser Kestler ein Mensch, der ewig den Mund aufreißen muss. Damit könnte er Ihnen ziemlich schaden.»
    «Ich verstehe.»
    «Und außerdem ist Al Muntz verärgert. Er rief mich

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