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Am Mittwoch wird der Rabbi nass

Am Mittwoch wird der Rabbi nass

Titel: Am Mittwoch wird der Rabbi nass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Kemelman
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fragte Miriam: «Glaubst du wirklich, er ist zufällig vorbeigekommen, weil er gerade hier in der Gegend war, David?»
    «Bestimmt nicht, wenn er sich die Mühe gemacht hat, von der Quittung des Sergeants eine Kopie anzufertigen. Und das lässt vermuten, dass Lanigan misstrauisch ist, was den Tod von Kestler betrifft.»
    «Ich verstehe nicht …»
    «Mein Wagen hat in der Einfahrt gestanden, seit ich heute Morgen gegen halb acht von der Morgenandacht nach Hause gekommen bin. Also gut. Lanigan fährt zu Dr. Cohen in die Praxis nach Lynn. Nehmen wir an, er war der erste Patient, dann wäre er gegen neun Uhr bestellt gewesen. Warum ist er nicht auf dem Rückweg zu uns gekommen? Stattdessen ist er erst zum Polizeirevier gefahren und dann hergekommen.»
    «Woher weißt du das? Vielleicht war er erst später zur Untersuchung bestellt. Vielleicht kam er jetzt gerade aus der Praxis und hat wirklich nur hereingeschaut, weil er deinen Wagen sah.»
    «Dann hätte er keine Kopie der Quittung bei sich gehabt», erwiderte der Rabbi triumphierend. «Nein, irgendetwas beschäftigt Lanigan. Und zwar nicht nur die Vermutung, dass Kestler bösen Klatsch über Dr. Cohen in die Welt setzt. Die ganze Fragerei, warum der alte Kestler am nächsten Tag schon beerdigt worden ist, lässt darauf schließen, dass er irgendwo Unrat wittert.»
    «Du meinst, er glaubt, dass der Alte ermordet wurde?»
    Der Rabbi schürzte die Lippen und überlegte. «Lanigan ist sein Leben lang Polizist gewesen. Wenn man einen Beruf so lange ausübt, entwickelt man einen sechsten Sinn im Hinblick auf die Dinge, die damit zusammenhängen. Eine Alarmglocke fängt an zu schrillen. Gestern zum Beispiel erzählte mir Kaplan von der Beerdigung und Joe Kestlers Verhalten. Als Anwalt sagte ihm sein sechster Sinn, dass Kestler vorhabe, Klage wegen falscher Behandlung einzureichen. Irgendetwas, was er sagte, hat die Alarmglocke bei ihm ausgelöst. Nun, und ich habe das Gefühl, Lanigan hat auch eine Alarmglocke gehört.»

18
    Am Freitagmittag rief Chester Kaplan bei Safferstein an. «Der Mann, der Ihren Mantel mitgenommen hat, Billy, hat ihn mir eben zurückgebracht. Ein Bursche namens Cy Pelow. Ich habe mir erlaubt, die Taschen zu durchsuchen und habe den Umschlag mit dem Pillenfläschchen gefunden. Sie werden sich freuen, Billy: Auf dem Umschlag stand Ihr Name, und das Flaschenetikett trug ebenfalls Ihren Namen, oder vielmehr den Ihrer Frau. Sie haben sich also umsonst Sorgen gemacht.»
    «Vielen Dank, Chet, das ist wirklich eine gute Nachricht. An und für sich hatte ich mir ja schon gedacht, dass ich dem Polizisten den richtigen Umschlag gegeben habe, denn wenn der falsche Name draufgestanden hätte, dann hätte er das bestimmt bemerkt. Außerdem bin ich gestern Vormittag in den Drugstore gegangen, um für Mona eine Nachfüllung zu besorgen. Dabei sah ich, dass der Name des Patienten auch auf die Flasche geschrieben wird, daher vermutete ich, selbst wenn die Kestlers sich den Umschlag nicht angesehen hätten, müssten sie es bestimmt gemerkt haben, wenn der falsche Name auf der Flasche gestanden hätte. Ich war meiner Sache ziemlich sicher, aber ein bisschen unruhig war ich doch immer noch. Ich bin Ihnen wirklich dankbar, dass Sie mich angerufen haben. Es ist eine große Erleichterung zu wissen, dass ich absolut nichts mit Kestlers Tod zu tun gehabt habe.»
    «Selbstverständlich», gab Kaplan zurück. «Ich bin froh, dass ich zufällig zu Hause war, als der Mantel abgeliefert wurde. Edie hätte bestimmt nicht daran gedacht, in den Taschen nachzusehen. Und ich war eigentlich nur zu Hause, weil wir aufs Land zu der Klausur fahren wollen. Wie wär’s, haben Sie nicht Lust mitzukommen? Ich könnte mir vorstellen, dass Sie genau in der richtigen Stimmung dafür sind.»
    «Tja, ich weiß nicht, Chet. Jetzt, wo Mona krank ist, glaube ich, lieber nicht.»
    «Das kann ich verstehen. Richten Sie ihr Grüße aus.»
    «Mache ich gern. Übrigens, ich hatte neulich abends gar keine Gelegenheit, Sie zu fragen. Wie sieht’s denn aus mit dieser Klausurangelegenheit?»
    «Großartig, Billy, großartig. Wir haben die überwiegende Mehrheit. Zwar sind nicht alle unbedingt daran interessiert, dass die Synagoge eine Klausur erwirbt, wissen Sie, obwohl das heute große Mode ist. Aber selbst diejenigen, denen das nicht ganz passt, sind am Erwerb eines Grundstücks interessiert, auf dem sie am Wochenende Camping machen und wo ihre Kinder in den großen Ferien an einem Sommerlager teilnehmen

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