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Am Mittwoch wird der Rabbi nass

Am Mittwoch wird der Rabbi nass

Titel: Am Mittwoch wird der Rabbi nass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Kemelman
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Lächeln.
    Lanigan warf ihm unter den buschigen Brauen hervor einen kurzen, scharfen Blick zu und stieß ein verlegenes Lachen aus. «Na ja, ich habe da tatsächlich etwas.»
    Der Rabbi nickte ihm ermutigend zu.
    «Möchten Sie mit David allein sprechen?», erkundigte sich Miriam.
    «Aber nein! Keineswegs. Bitte, bleiben Sie.» Chief Lanigan lehnte sich bequem zurück. «Ich bin bei Dr. Daniel Cohen Patient, seit er vor ungefähr einem Jahr hierher kam – nun ja, weil ich ihn mag. Außerdem ist er ein praktischer Arzt, und zwar so ziemlich der einzige in der Stadt, und ich lege Wert auf einen Hausarzt. Alle anderen sind Spezialisten. Deswegen konsultiere ich ihn stets, wenn mir was fehlt, und Amy macht es genauso wie ich. Wenn einem von uns einmal etwas Ernstes zustoßen sollte und er das Gefühl hätte, er sei dem Fall nicht gewachsen, würde er bestimmt nicht zögern, einen Spezialisten hinzuzuziehen.»
    Miriam nickte zustimmend.
    «Heute war ich zur Untersuchung bei ihm. Nichts Besonderes, nur eine Routinekontrolle. Das mache ich jedes Jahr, weil ich es für besser halte.»
    «Das solltest du auch mal tun, David», sagte Miriam automatisch.
    «Ich sitze also da in seinem Sprechzimmer, als das Telefon klingelt», erzählte der Polizeichef weiter. «Es ist die Zentrale, und das Mädchen sagt, sie hat einen in der Leitung, der ihn unbedingt sofort sprechen will. Er sagt, stellen Sie durch, und dann höre ich sofort, weil der Mann aus vollem Hals schreit: ‹Sie haben vielleicht Nerven, mir eine Rechnung ins Haus zu schicken!› Na ja, das war mir doch ziemlich peinlich, und wenn ich nicht in der Unterwäsche dagesessen hätte, wäre ich rausgegangen, damit er in Ruhe telefonieren kann. Aber ich konnte nicht gut in den Flur rausgehen, weil da die anderen Patienten warteten, deswegen blieb ich und hörte den Anrufer genauso deutlich, wie Dr. Cohen ihn hörte. Es war Joe Kestler, und der war stinkwütend, weil er gerade die Arztrechnung bekommen hatte. Sehen Sie, die vier Ärzte haben zwar jeder eine eigene Praxis und ein eigenes Sprechzimmer, aber sie haben einen gemeinsamen Buchhalter und eine gemeinsame Sprechstundenhilfe und MTA. Es ist eine Gemeinschaftspraxis, aber eher wie eine Klinik. Und die Klinik verschickt die Rechnungen.»
    «Ja, ich weiß, wie das gehandhabt wird», sagte der Rabbi.
    «So was gibt es ziemlich häufig, heutzutage. Na ja, Kestler hatte also seine Monatsrechnung bekommen und war empört, denn er meinte, die Behandlung durch Dr. Cohen habe zum Tod seines Vaters geführt. Wahrscheinlich setzte er voraus, das Ableben seines Vaters lösche automatisch alle Schulden der Familie beim Arzt. Er sagte weiter, er werde ihn wegen falscher Behandlung verklagen – ‹auf jeden Cent, den Sie besitzen›, drückte er es aus –, und er habe stichhaltige Beweise, denn Rabbi Small sei zugegen gewesen, als er ihm die Pille gegeben habe …»
    «Ich verstehe. So bin ich ins Spiel gekommen.»
    Lanigan nickte. «Ganz recht. Also, ich habe nichts zu Dr. Cohen gesagt, als er auflegte. Man merkte ihm an, dass er verlegen war. Aber ich dachte, ich sollte mir die Sache doch mal näher ansehen.» Er lachte entschuldigend. «Im Grunde ist es ja keine Angelegenheit für die Polizei, weil sie uns nicht gemeldet worden ist. Wenn Kestler Dr. Cohen wegen falscher Behandlung verklagen will, so ist das eine Zivilklage und sein gutes Recht. Andererseits wird Kestler nach allem, was ich da am Telefon gehört habe, und da ich ihn ja ein bisschen kenne, bestimmt sein großes Maul aufreißen, und das kann einen Arzt ruinieren, vor allem einen Mann wie Cohen, der sehr schüchtern ist und, da er neu in dieser Gegend ist, sich noch keine Anhängerschaft gesichert hat.»
    «Ich verstehe.»
    «Die Polizei ist aber auch noch in einer anderen Hinsicht in die Sache verwickelt», fuhr Lanigan fort. «Es war der Beamte aus dem Streifenwagen, der das Medikament ablieferte …»
    «Ja, stimmt. Ich habe gesehen, wie der Wagen vorfuhr. Wie kam es dazu?»
    «Na ja, Dr. Cohen hatte das Rezept an den Drugstore durchtelefoniert, und einer von den Kunden, ein Mr. Safferstein …» Er sah den Rabbi fragend an.
    «Ja, den kenne ich. Ein netter Kerl.»
    «Ja. Also, dieser Safferstein erbot sich, das Medikament abzugeben, weil im Drugstore niemand Zeit hatte und Kestlers Haus an seinem Heimweg lag. Aber dann ging der Sturm los, und Safferstein hielt unter einer Straßenlaterne, weil es so stark regnete. Der Streifenwagen entdeckte ihn und hielt

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