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Am Mittwoch wird der Rabbi nass

Am Mittwoch wird der Rabbi nass

Titel: Am Mittwoch wird der Rabbi nass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Kemelman
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hat.»
    «Aber ja! Es war ein echtes Erlebnis.»
    Als er heimkam, ging Kaplan geradewegs in sein Arbeitszimmer, wo er auf dem Briefpapier der Synagoge ein Schreiben an Marcus Aptaker, Town-Line Drugstore, tippte. Er informierte ihn mit diesem Brief, dass der Synagogenvorstand sich einstimmig dafür entschieden habe, den Goralsky-Block mit den angrenzenden Grundstücken an William Safferstein, 258 Minerva Road, Barnard’s Crossing, zu verkaufen. Er möge seine Bitte um Verlängerung des Mietvertrages doch an den genannten Käufer richten.

23
    «Tu’s nicht, David», riet Miriam eindringlich. «Kaplan hat dich reingelegt. Jetzt gib ihm nicht auch noch die Genugtuung, ihm zu zeigen, dass du gekränkt bist.»
    «Aber ich kann’s doch nicht einfach übersehen», antwortete der Rabbi, nahm aber trotzdem die Hand vom Telefonhörer.
    «Du weißt doch gar nicht, was geschehen ist. Du weißt nur das, was eine Frau dir erzählt hat über das, was der Vorstand auf der Sitzung beschließen wollte. Du weißt nicht, ob es wirklich dazu gekommen ist. Warum wartest du nicht, bis man dich offiziell informiert?»
    Ihr Mann setzte sich; und da er für ihre Worte empfänglich zu sein schien, fuhr sie fort: «Du glaubst, sie haben beschlossen, dieses Camp oben in Petersville zu kaufen. Und wenn schon! Dazu haben sie doch das Recht, oder nicht? Deine Erlaubnis brauchen sie nicht. Du bist bei den Vorstandssitzungen nur als Gast geladen. Du bist nicht in den Vorstand gewählt.»
    Er nickte. «Nein, natürlich nicht. Und wenn sie da oben aus ganz normalen Gründen ein Stück Land kaufen wollten …»
    «Zum Beispiel?»
    «Na ja, als Geldanlage. Ich hätte vielleicht Bedenken, ob das klug wäre, als Rabbi dieser Gemeinde würde mich das aber nicht interessieren. Aufgrund der Bemerkungen, die Kaplan jedoch in den letzten zwei Monaten fallen gelassen hat, bin ich ziemlich sicher, dass sie das Camp als Klausur erwerben wollen. Und das geht mich allerdings einiges an.»
    «Nun ja, vielleicht, da es eine religiöse Frage ist …»
    Er sah Miriam erstaunt an. «Es ist mehr als das. Es ist nicht einfach eine Angelegenheit, bei der sie mich nach meiner Ansicht hätten fragen müssen, wie … wie etwa bei der Frage, ob sie neue Thorarollen kaufen sollen. Nein, dieser Einfall mit der Klausur beinhaltet eine Kehrtwendung auf dem Weg, den die Synagoge nimmt. Angenommen, sie überlegen, ob sie die Bar Mizwa im Alter von dreizehn Jahren abschaffen und dafür eine Konfirmation mit fünfzehn oder sechzehn Jahren einführen sollen, wie es bei vielen Reform-Synagogen geschieht. Oder angenommen, sie beschließen, eine neue Sitzordnung einzuführen, bei der die Frauen, wie in den orthodoxen Synagogen, von den Männern getrennt sitzen. Das sind Dinge, bei denen es nicht nur um meine Meinung oder meinen Rat geht, sondern Fragen dieser Art deuten auf einen grundlegenden Wandel innerhalb der Synagoge hin, und dazu brauchen sie meine Zustimmung.»
    «Und wenn sie sich weigern?»
    «Dann werde ich natürlich zurücktreten», antwortete er schlicht. «Ich werde sagen, ich bin ein konservativer Rabbi und habe als solcher eine Stellung bei einer konservativen Gemeinde angenommen. Wenn ihr jetzt also zu einer Reform-Gemeinde oder zu einer orthodoxen Gemeinde werden wollt – nun, das ist euer gutes Recht, aber dann habe ich hier nichts mehr zu suchen.»
    Miriam war beunruhigt. «Wäre das nicht eine Überreaktion, David?», fragte sie. «Wenn ein paar Mitglieder deiner Gemeinde in den Wald gehen und für sich allein beten wollen …»
    «Es sind nicht nur ein paar Mitglieder. Es sind der Präsident und der Vorstand der Synagoge, die angeblich im Namen der gesamten Gemeinde handeln und dabei das Geld der Gemeinde ausgeben. Und sie gehen auch nicht nur in den Wald, um zu beten. Sie richten eine Zweigstelle der Synagoge ein und engagieren diesen Rabbi, von dessen Einstellung ich nicht das Geringste weiß, um sich von ihm führen zu lassen.» Er stand auf und ging zum Telefon.
    Miriam unternahm noch einen Versuch. «Ja, aber wäre es nicht schon aus taktischen Gründen besser, wenn der Vorstand dich über das informierte, was bei der Sitzung beschlossen wurde? Ich meine, wäre es nicht besser, wenn sie zu dir kommen statt du zu ihnen? Nach allem, was du weißt, hat Kaplan möglicherweise vor, dich heute Nachmittag anzurufen oder sogar selbst herzukommen, um dir alles zu erklären.»
    Er überlegte. «Mag sein, aber ich bezweifle es. Vermutlich meint er, dass er mich heute

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