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Am Mittwoch wird der Rabbi nass

Am Mittwoch wird der Rabbi nass

Titel: Am Mittwoch wird der Rabbi nass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Kemelman
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haben; wir nennen so etwas ein Muskelrelaxans. Aber Sie müssen aufpassen beim Autofahren, wenn Sie die Dinger nehmen. Die machen müde.»
    «Brauche ich ein Rezept? Dann würde ich nämlich …»
    «Nein, Sie brauchen kein Rezept. Wie viele wollen Sie?»
    «Tja, ich weiß nicht. Ein Dutzend vielleicht?», meinte der Chief.
    «Selbstverständlich. Sie können jederzeit mehr haben, wenn Sie wollen.» Er ging nach hinten in die Rezeptur, und Lanigan folgte ihm.
    «Himmel, wie halten Sie bloß all diese vielen Medikamente auseinander?»
    «Ach, das ist nicht weiter schwierig, wenn man ein bestimmtes System hat.» Er lachte. «Der alte Brundage hat vermutlich alles instinktiv gemacht.» Er nahm die Plastikröhrchen und ein Etikett heraus. «Ich kann nur die Bezeichnung des Medikaments auf das Etikett schreiben», erklärte er. «Den Namen des Arztes und die Dosierung können Sie selbst drauf schreiben, wenn Sie das wollen. Ich darf das nicht ohne Rezept.»
    «Ach, das macht nichts», sagte Lanigan obenhin. «Fertigen Sie eine Menge Rezepte an?»
    «So ungefähr fünfzig, sechzig pro Tag»
    «Sie füllen die Pillen aus den großen Flaschen in die kleinen um, nicht wahr?»
    Timilty hätte am liebsten überheblich erwidert, so etwas erforderte große Verantwortung, aber er sagte sich, Lanigan sei ein wichtiger Mann in der Stadt. Also zwinkerte er ihm zu und antwortete grinsend: «Ja, so ungefähr.»
    «Richtig zusammenmixen tun Sie wohl überhaupt nichts mehr.»
    «O doch! Flüssige Medikamente, Salben, Suppositorien, manchmal sogar auch noch Pillen. Einige alte Leute hier haben ihre Spezialrezepte für Pillen, und die mixe ich dann zusammen und fülle sie in Plastikkapseln. Als ich mit der Pharmazie anfing, hatten die großen Chemiewerke das bereits alles organisiert.»
    «Haben Sie je einen Fehler gemacht?»
    Timilty schüttelte ernst den Kopf. «Nicht bei Arzneimitteln. Das tut kein Apotheker. Sonst hätte er seine Lizenz nicht mehr.»
    «Aber einige Apotheker …»
    Timilty schüttelte hartnäckig den Kopf. «Ich laufe nicht rum und werfe der Konkurrenz Knüppel zwischen die Beine, aber ein Apotheker kann es sich einfach nicht leisten, bei einem Rezept einen Fehler zu machen. Manchmal verschreibt der Arzt das Präparat einer bestimmten Firma, sagen wir Squibb, und davon hat man gerade nichts mehr. Nun hat man vielleicht das entsprechende Präparat von, sagen wir, Parke-Davis. Also, ich kenne Apotheker, die dann das Parke-Davis-Medikament geben. Das ist eigentlich kein richtiger Fehler. Aber es ist unethisch. Und einige Ärzte sehen darüber hinweg, während andere ein Mordstheater machen. Mein Grundsatz ist, immer zunächst den Arzt anrufen und ihn fragen, ob wir das andere Präparat geben dürfen. Sonst händige ich es nicht aus.»
    «Dann geben Sie dem Kunden das Rezept zurück und erklären ihm, Sie hätten das Medikament nicht?»
    Abermals blinzelte ihm Timilty zu. «Normalerweise sagen wir ihm, es werde ein Weilchen dauern, und bieten ihm an, ihm das Medikament zu liefern.»
    «Aha.» Lanigan grinste. «Mir ist das auch schon mal passiert. Und ich fragte mich, als ich die Pillen bekam, was denn so Besonderes dran sei, warum es so lange gedauert habe, da sie doch offensichtlich maschinell hergestellt worden waren. Ich meine, der Apotheker hatte sie doch nicht selbst gedreht.»
    «Das ist Geschäft. Ein guter Geschäftsmann versucht seine Kunden zu halten.»
    «Ja, vermutlich. Aber sehen Sie mal, es gibt doch sicher Apotheker, die zuverlässiger sind als andere.»
    «Nicht beim Anfertigen eines Rezepts», antwortete der Apotheker. «Jedenfalls nicht, wenn sie ihre Lizenz noch haben.»
    «Aber wie konkurriert ihr denn miteinander?»
    «Auf den Sektoren Preis, Geschäftslage, Persönlichkeit. Genau wie bei den Lebensmittelgeschäften. Die Campbell-Suppen sind in dem einen Laden bestimmt die gleichen wie in dem anderen. Der eine Laden aber ist billiger oder näher oder sauberer. Also gehen Sie in den.»
    «Oder man bekommt da ein bisschen mehr als in dem anderen», ergänzte Lanigan.
    «Wie meinen Sie das?»
    «Na ja, nehmen wir an, ich komme mit einem Rezept für Pillen. Der eine Apotheker füllt einfach die Flasche, während der andere vielleicht sehr viel mehr Watte mit reintut.»
    Timilty schüttelte entschieden den Kopf. «Der Arzt bestimmt auf dem Rezept genau, wie viel er von dem Medikament braucht, und genau so viel gebe ich dem Patienten. Wir haben eine ganze Menge Präparate, von denen der Arzt nur ganz genau

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