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Am Mittwoch wird der Rabbi nass

Am Mittwoch wird der Rabbi nass

Titel: Am Mittwoch wird der Rabbi nass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Kemelman
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wenn er etwas tut, nehme ich Mrs. Kaplans Einladung an.»

45
    «Da ist die Unfallversicherung, und das sind die Feuerversicherungen für die Objekte am Kimberly Place. Und hier ist die Aufstellung der Prämien», erklärte der Versicherungsvertreter mit verlegenem Lächeln. «Spart mir eine Briefmarke.»
    «Ist es Ihnen lieber, wenn ich gleich zahle, Murray?», erkundigte sich Safferstein.
    «Nun ja …»
    Safferstein griff nach dem Scheckbuch.
    «Geld kann ich natürlich immer gebrauchen», erklärte Murray Isaacs. Das war das Angenehme an den Abschlüssen mit Bill Safferstein. Jeder andere hätte ihn wenigstens bis zum Monatsersten warten lassen.
    Safferstein schob ihm den Scheck über den Schreibtisch zu. «Werden Sie Sonntag an der Vorstandssitzung teilnehmen?»
    «Aber sicher», antwortete Isaacs. «Ich komme bestimmt. Meine Frau wollte, dass wir zum Wochenende nach New York fahren und meine Tochter besuchen. Aber ich hab ihr gesagt, kommt nicht infrage, ich muss zu der Vorstandssitzung.»
    Safferstein faltete die Hände hinter dem Kopf und lehnte sich zurück. «Irgendwas Besonderes zu erwarten, bei dieser Sitzung?»
    Isaacs starrte ihn an. «Wir stimmen doch über den Antrag des Rabbi auf Neuabstimmung über den Verkauf des Goralsky-Blocks ab. Wussten Sie das nicht?»
    «O doch, natürlich. Aber bestehen da irgendwelche Zweifel?»
    «Nun, man sollte sich nie allzu sicher fühlen, sage ich immer, und jede Stimme hilft.»
    «Aber der Beschluss war einstimmig …»
    «Ja, aber das war, bevor der Rabbi mit seinen Argumenten ankam.»
    «Und Sie meinen, das könnte etwas am Ergebnis ändern? Ich fand eigentlich nicht, dass er so überzeugend war», entgegnete Safferstein lässig.
    «Das ist wirklich komisch mit dem Rabbi. Er ist ein so ruhiger Mensch, wissen Sie, wird niemals laut. Selbst bei seinen Predigten redet er eher wie ein Professor vor seinen Studenten. Darum macht es großen Eindruck, wenn er sich wirklich einmal aufregt. Man merkt, dass diese Sache viel für ihn bedeutet.»
    «Ja, aber …»
    «Und vergessen Sie nicht, Billy – nicht alle Vorstandsmitglieder, die für den Antrag gestimmt haben, waren von der Idee begeistert. Ich meine, alle waren für den Verkauf des Goralsky-Blocks, aber nicht alle waren scharf darauf, das Geld zum Erwerb des Grundstücks in Petersville zu verwenden. Da aber beides in einem Antrag zusammengefasst worden war, machten sie mit.»
    «Man könnte ihn also jederzeit in zwei getrennte Anträge aufteilen, nicht wahr?»
    «Nun ja, gewiss, aber einige von den Mitgliedern haben gesagt, dass der Vorstand vielleicht überstürzt gehandelt hat, dass, wenn es gegen das jüdische Gesetz verstößt, wie der Rabbi sagt … Na ja, Sie wissen schon. Und dann sind da diejenigen, die nicht bei der Sitzung anwesend waren, und die ehemaligen Präsidenten. Wenn der Rabbi mit denen Kontakt aufnimmt … Verstehen Sie mich?»
    «Wie sieht es Ihrer Ansicht nach denn jetzt aus, Murray?»
    «Oh, wir werden natürlich gewinnen. Daran besteht keinerlei Zweifel.»
    Aber Bill Safferstein entdeckte doch Zweifel unter diesen tapferen Behauptungen, und nachdem der Versicherungsvertreter gegangen war, blieb er einige Minuten deprimiert sitzen und starrte zum Fenster hinaus in den grauen Nachmittagshimmel. Dann griff er zum Telefon und wählte Kaplans Nummer.
    «Murray Isaacs ist ein Idiot», erklärte Chester Kaplan knapp. «Sicher, einige werden anders stimmen, aber ich mache mir keine Sorgen.»
    «Er sagte, der Rabbi hätte Eindruck bei der Sitzung gemacht.»
    Kaplan lachte. «Ja, ein paar Minuten lang hatte er sie wirklich am Bändel. Aber wissen Sie, was dann passiert ist? Die Schulglocke hat geläutet, und alles verlief im Sande. Wissen Sie, Bill, Rabbi ist Rabbi. Es ist seine Aufgabe, auf kleine moralische Sünden hinzuweisen. Aber die Vorstandsmitglieder sind praktisch denkende Männer. Und jetzt haben sie Zeit zum Nachdenken gehabt. Ich bin überzeugt, dass sie am Sonntag richtig abstimmen werden.»
    «Haben Sie in der Richtung schon was unternommen?», erkundigte sich Safferstein.
    «Wie meinen Sie das?»
    «Haben Sie mit jedem einzelnen Vorstandsmitglied gesprochen? Haben Sie für uns geworben?»
    «Aber sicher, Bill, die Werbung läuft die ganze Zeit. Ich bin ständig in Verbindung mit den Mitgliedern. Aber ich werde Ihnen jetzt verraten, wie wir alles endgültig in die Hand kriegen und einen einstimmigen Beschluss erreichen können.»
    «Und das wäre?»
    «Also, der dickste Haken scheint

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