Am Mittwoch wird der Rabbi nass
Aptakers Mietvertrag zu sein», erläuterte Kaplan. «Darüber hat sich der Rabbi vor allem aufgeregt. Wenn Sie Aptaker den Mietvertrag verlängern würden …»
«Nein.»
«Nein?»
«Nein, ich habe meine Pläne mit dem Laden. Hören Sie, Chet, Sie müssen jetzt jedes einzelne Mitglied anrufen und wahrhaft überzeugende Argumente vorbringen.»
«Dazu ist keine Zeit mehr, Bill.»
«Was soll das heißen, keine Zeit? Sie haben heute Abend und morgen …»
«Es ist Sabbat. Am Sabbat mache ich keine Geschäfte», gab Kaplan ziemlich steif zurück. «Ich könnte jetzt ein paar Anrufe machen und auch noch einige am Samstagabend …»
«Wenn Sie sich die Richtigen aussuchen, könnte das eine Menge helfen.»
«Na schön, Billy. Ich werde tun, was ich kann. Und keine Sorge. Wir werden gewinnen.»
Tapfere Worte, doch je mehr Safferstein darüber nachdachte, desto bestimmter wurde sein Gefühl, dass Kaplan, was den Ausgang der Abstimmung betraf, doch gar nicht so sicher war. Er stand auf und wanderte hin und her, versuchte die Situation abzuschätzen. Er fühlte sich eingeengt. Er öffnete die Tür, nahm seinen Hut vom Haken und teilte seiner Empfangsdame mit, er gehe nach Hause.
Sie warf einen Blick auf die Uhr. «Fühlen Sie sich nicht wohl, Mr. Safferstein?»
«Nein, nein, alles in Ordnung. Nur ein bisschen Kopfschmerzen.»
«Wollen Sie nicht lieber den Regenmantel mitnehmen? Er hängt im Schrank. Vielleicht haben Sie sich was geholt.»
«Nein, ich fühle mich durchaus wohl.» Trotzdem ging Safferstein noch einmal in sein Büro zurück und schlüpfte in den Regenmantel. Automatisch schob er die Hände in die Taschen und fühlte in der einen etwas Hartes. Er zog einen dicken Umschlag hervor und starrte ihn sekundenlang an. Dann erinnerte er sich wieder: Es war der Umschlag mit den Pillen, jenen, die er ursprünglich für Mona geholt hatte. Neugierig trat er an den Schreibtisch, schraubte die Flasche auf und schüttelte ein paar Pillen auf die Platte. Dann griff er zum Telefon und rief Dr. Muntz an.
«Bill Safferstein. Erinnern Sie sich noch, dass neulich bei Chet Kaplan irgendjemand meinen Mantel mit seinem verwechselt hat? An dem Abend, als das Unwetter war? Also, am nächsten Tag habe ich mir eine Nachfüllung auf das Rezept von Ihnen geholt …»
«Im Town-Line Drugstore?»
«Natürlich, dort. Die hatten ja das Rezept. Also, soeben habe ich die ursprünglichen Pillen gefunden. Wissen Sie, ich hatte den Mantel von Chet zurückbekommen, und die Pillen steckten noch in der Tasche. Weswegen ich Sie nun anrufe: Diese Pillen sehen anders aus als die, die ich Mona gegeben habe. Ich meine, sie unterscheiden sich von der Nachfüllung. Sie haben zwar dieselbe Größe und Form, aber eine andere Farbe. Darum wollte ich Sie fragen, könnte das daher kommen, dass sie in meiner Manteltasche steckten und feucht geworden sind, oder …»
«Dazu müsste ich sie mir ansehen, Billy», antwortete Dr. Muntz. «Ich habe hier noch ungefähr eine halbe Stunde zu tun. Von wo aus rufen Sie an?»
«Von meinem Büro, aber ich bin praktisch schon auf dem Heimweg.»
«Dann werde ich zu Ihnen kommen, sobald ich hier fertig bin. Ich möchte mir die Pillen wirklich gern ansehen.»
Als Dr. Muntz aufgelegt hatte, lächelte er breit und ging ins Büro seines Kollegen Dr. Kantrovitz hinüber. «Ich glaube, ich habe die Lösung für das Problem unseres jungen Freundes Dan Cohen», sagte er Hände reibend. Dann berichtete er von dem Anruf, den er gerade von Safferstein bekommen hatte.
«Ich verstehe nicht, Al. Wieso soll das Dan helfen?»
«Aber überlegen Sie doch mal!», sagte Dr. Muntz. «Dies ist schon wieder ein Fehler, der dem Town-Line Drugstore bei einer Rezeptanfertigung unterlaufen ist. Aber diesmal kann ich etwas unternehmen, denn Mona Safferstein, die diesmal betroffen wurde, ist meine Patientin.»
«Und was wollen Sie unternehmen?», erkundigte sich Kantrovitz.
«Das weiß ich noch nicht genau. Hauptsache, ich kann jetzt etwas unternehmen. Marcus Aptaker ist ein netter Mann, und ich schade ihm nicht gern. Aber wenn ich die Wahl habe, ihm zu schaden oder zuzusehen, wie man Dan Cohen schadet, dann gilt meine Loyalität ausschließlich Dan.»
46
Die Vorstandssitzung begann kurz nach der normalen Wochentags-Morgenandacht, die an Sonntagen um neun statt wie sonst um sieben Uhr begann. In den wenigen Minuten zwischen dem Schluss der Andacht und dem Beginn der Sitzung standen die Mitglieder plaudernd, scherzend und diskutierend auf
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