Am Montag flog der Rabbi ab
für dich getan. Die ganze Stadt hält den Sabbat ein. Wenn ich auch nicht in die Synagoge gegangen bin, so war es doch der beste Sabbat, an den ich mich erinnern kann.»
Sie sah ihn seltsam an. «Schon komisch, wenn ein Rabbi so was sagt.»
«Ja, das glaube ich auch. Aber so ist mir eben zumute.»
16
Der Assistent, dunkelhäutig, schüchtern, schlich sich ins Büro seines Chefs, Police Inspector Ish-Kosher. Er räusperte sich. Ish-Kosher, ein freundlicher, vierschrötiger Mann in akkurater Uniform, blickte hoch und sagte liebenswürdig: «Ja, Aaron?»
«Draußen ist ein Mann. Einer von der Bürgermiliz. Er ging Streife in der Gegend, Sie wissen schon, Alfont Street …»
«Hat er was gesehen? Weiß er was? Reden Sie schon, Mann.» Der Inspector fingerte an der kleinen Jarmulke , die mit einer Haarklemme festgehalten wurde. Er trug sie weniger als Zeichen der Frömmigkeit, sondern vielmehr seiner Partei zuliebe, der religiöse Orthodoxie wichtig war. Außerdem wurde dadurch die kahle Stelle am Hinterkopf verdeckt.
«Na ja …»
Ish-Kosher seufzte. Sein Assistent war ein typischer Vertreter der Sephardim, fand er. Sehr gut in den unteren Chargen, als Streifen- oder Verkehrspolizisten, wurden sie leicht starr, unbeweglich, unentschlossen, wenn ihnen mehr Verantwortlichkeit und Selbständigkeit abverlangt wurde. Aber natürlich musste man weitermachen mit ihnen und Geduld haben. In ein paar Jahren würden viel mehr von ihnen im Präsidium sein; im Außendienst waren sie bereits in der Mehrzahl. «Setzen Sie sich, Aaron», sagte er freundlich. «Also – worum geht’s?»
«Na ja, ich wusste nicht recht, ob ich Sie damit belästigen sollte oder nicht. Es ist wirklich nichts Besonderes, außer dass die Zeit stimmt. Außerdem haben wir weiter nicht viel.»
«Dann bringen Sie ihn rein. Wir reden mit ihm. Wie Sie schon sagen, haben wir ja nichts weiter.»
«Es sind zwei, aber der eine führt das große Wort.»
«Dann bringen Sie sie eben beide rein. Haben wir nicht genug Stühle?»
Beide Männer waren in den Vierzigern. Aus ihrer Kleidung und der gesamten Erscheinung schloss Ish-Kosher, dass es sich um kleine Geschäftsleute handelte, Ladenbesitzer vielleicht. Shmuel, der Wortführer, wirkte etwas gepflegter als sein Begleiter. Sein Anzug war gebügelt und die Schuhe blank. Moshe trug ebenfalls einen dunklen Straßenanzug, aber dazu einen fleckigen Pullover. Arbeitet im Freien, dachte Ish-Kosher; vielleicht gehört ihm ein Stand.
«Wir haben Wachdienst», erklärte Shmuel.
«Nachtschicht», fügte Moshe hinzu.
«Redst du, Moshe, oder ich?», fragte Shmuel.
«Du.»
«Gemacht. Also, wir haben nachts Wachdienst», begann Shmuel erneut, «und es war vielleicht ein paar Minuten vor elf. Wir waren ziemlich am Ende von der Alfont Street. Die Explosion war in Nummer achtundneunzig, wir waren ein paar Häuser weiter unten – na, sagen wir bei sechsundachtzig. Wir blieben stehen, um uns ’ne Zigarette anzustecken …»
«Du hast die Zigarette angesteckt», unterbrach Moshe.
«Na schön, hab ich also die Zigarette angesteckt. Hast du Angst, der Inspector meldet das? Und da kam ein Mann und fragte sehr freundlich, wirklich sehr höflich, ob wir wüssten, wo die Victory Street ist.»
«Sprach er Hebräisch?», erkundigte sich Ish-Kosher.
«Ja, aber er war kein Israeli. Ein Ausländer, Amerikaner, glaub ich.»
«Gut, erzählen Sie weiter.»
«Sie wissen doch, wie die Victory Street verläuft. Also frag ich ihn, zu welcher Nummer er will. Isses ’ne hohe Hausnummer, muss er nämlich entgegengesetzt zurückgehen, und isses ’ne niedrige, liegt sie in der Richtung, wie wir gingen, die Alfont Street runter und drüben auf der rechten Seite.» Er veranschaulichte die Beschreibung durch Handbewegungen.
«Er sagte, Nummer fünf», teilte Moshe mit.
«Das wollt ich dem Inspector eben erzählen», entrüstete sich Shmuel.
«Gut, er wollte also nach Victory Street Nummer fünf», sagte Ish-Kosher. «Und was passierte dann?»
«Nichts», verkündete Shmuel triumphierend.
«Nichts?» Ish-Kosher starrte die beiden an und blickte dann fragend auf seinen Assistenten.
Shmuel hob die Hand. Entweder wollte er den Inspector beschwichtigen oder damit andeuten, dass noch mehr kam. «Dann hab ich in der Zeitung gelesen, dass so ’ne Bombe ’ne Stunde später hochgeht, nachdem man sie in Gang gesetzt hat. Na, und sie ging ausgerechnet um Mitternacht hoch, und der Mann hat uns so gegen elf angesprochen. Und so red ich eben
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