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Am Rande des Abgrunds: Thriller (German Edition)

Am Rande des Abgrunds: Thriller (German Edition)

Titel: Am Rande des Abgrunds: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire McGowan
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es war beschämend, wie sie da saß, mit ihren Billigparfüms und armseligen Lollis. Wer hatte schon Lust auf einen Lutscher, wenn ringsherum der Boden vollgepisst war? Clubs wie der hier kotzten sie an – übermüdete schwarze Frauen auf den Toiletten, und seine Getränke kriegte man auf einer Cocktailserviette, so dass man sich verpflichtet fühlte, das Geld, das man zurückbekam, als Trinkgeld liegen zu lassen.
    Keisha kannte gern den genauen Preis der Dinge, in Pfund und Pence, ohne Trinkgelder und Mehrwertsteuer und den ganzen Scheiß. Einfach nur einmal Haare schneiden, ein Getränk, einmal pinkeln gehen, verdammt noch mal. Es ging ihr total gegen den Strich, wenn Chris irgendwelchen Türstehern oder Kellnerinnen aus der hohlen Hand heraus Zehnpfundscheine zusteckte. Hier, für dich, Kumpel, Schätzchen, Süße . Seit sie Ruby hatte, sah sie in diesen Zehnern nur noch Windeln oder Schuhe, die ihr Kind nicht bekam.
    Und dann legte diese reiche Schlampe, die ihr schon draußen in der Schlange aufgefallen war, einfach so einen Fünfer hin und ließ Keisha damit wie einen Geizkragen aussehen. Aber die würde schon noch mal von ihrem hohen Ross runtermüssen. Man konnte nicht ewig so rumlaufen, mit so schönem, wogendem Haar und Kohle ohne Ende in einer Geldbörse, die ein echtes Designerteil war und nicht von irgendeinem Marktstand stammte. Davon war Keisha überzeugt: Die Dinge entwickelten sich gern auch mal in eine ganz andere Richtung als erwartet.
    Sie war so aufgebracht, dass sie sich für eine Weile in eine Kabine setzte, um sich zu beruhigen. Sie fragte sich, ob der Weiße draußen wohl immer noch so einen Terz machte. Sie musste auf sich aufpassen. Chris war in einer seltsamen Stimmung, und sie auch. Das waren so die Momente, wo ungute Dinge geschahen. Das hatte sie inzwischen gelernt.
    Charlotte
    Dass etwas nicht stimmte, merkte Charlotte zuerst daran, dass die Musik verstummte. Sie blieb mitten auf der Tanzfläche stehen, wie jemand, der bei der Reise nach Jerusalem auf dem falschen Fuß erwischt wurde – schnell, lauf! –, geblendet von den vielen Lichtern.
    Dan war es, der brüllte. Als sie ihn kennengelernt hatte, war er nie laut geworden, nicht mal, wenn Aktienkurse einbrachen und er bei der Arbeit deshalb Millionenverluste machte, und auch nicht, als sie seinen Alfa Romeo gegen einen Torpfosten gesetzt hatte.
    »Die ist nicht gekündigt, verdammt noch mal!«, schrie er. »Das ist ein Spesenkonto mit zwanzigtausend Kreditrahmen, mein Freund ! Eure Geräte hier spinnen!«
    Dan war drüben im sogenannten »VIP-Bereich« des Clubs, der nicht viel hermachte, und stritt sich mit einem kleinen, gepflegt aussehenden Schwarzen, der einen glänzenden Anzug trug und an dessen Ohrläppchen Diamanten funkelten. Oder zumindest Strass. Dort waren auch noch ein weiterer Weißer – der aber gerade schnellen Schritts von der Gruppe fortging und ihnen dabei den Rücken zuwandte – und eine kleine Schwarze mit glattem falschen Haar und falschem Busen, die Dan ins Gesicht kreischte: »Was fällt dir ein, so mit ihm zu reden!« Eine weitere junge Schwarze, groß und hübsch, mit Afrolook und in einem Silberkleid, weinte.
    Dan brüllte noch einmal – was der Schwarze zu ihm sagte, konnte Charlotte nicht hören. »Dann versuch’s halt noch mal! Da sind noch etliche Tausend drauf!«
    Da fiel es ihr plötzlich wieder ein: Dan, zwei Monate zuvor, in einem Restaurant. Sie hatten ewig warten müssen, der Kellner war unhöflich gewesen und das Essen kalt. Dann das Scheppern, das zerbrochene Glas. Hinterher wirkte Dan vor allem verblüfft, als verstünde er nicht, was passiert war. Ist mir weggerutscht . Ja, das Glas musste ihm aus der Hand gerutscht sein.
    »Vielleicht wurde die Karte gesperrt«, sagte sie recht laut, doch sie stand zu weit weg, und mit ihrer belegten Stimme hätte man sie ohnehin nicht verstanden. Dan hatte eine Firmenkreditkarte, die er aber auch ständig privat nutzte, um Vielfliegermeilen zu sammeln, und diese Umsätze wurden dann von seinem Gehalt abgezogen. Er hielt ein Bier in der Hand, und Charlotte nahm an, dass er es mit der Karte hatte bezahlen wollen.
    Über die stillgelegte Tanzfläche hinweg, auf der die Leute sich umblickten und zu murren anfingen, sah Charlotte den Schwarzen lächeln. Es wirkte, als sagte er: »Gehen wir doch in mein Büro, um diese Angelegenheit zu klären.« Und wie sie später erfuhr, als alles, was in den nächsten zehn Minuten geschah, vor Gericht immer und immer

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