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Am Rande des Abgrunds: Thriller (German Edition)

Am Rande des Abgrunds: Thriller (German Edition)

Titel: Am Rande des Abgrunds: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire McGowan
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nicht besonders ähnlich. Die Kleine guckte aus großen braunen Augen ängstlich hinter ihrer Brille hervor. Gott sei Dank war der Gipsverband inzwischen ab. Keisha hatte das Ding kaum ansehen können. Sie blieb im Türrahmen stehen und schaute zu ihrer Tochter hinüber.
    Sandra glaubte offensichtlich, gut mit Kindern umgehen zu können. Wahrscheinlich hatte sie auch dazu einen Kurs besucht. Sie hielt Ruby ihr schwabbeliges Gesicht hin. »Hallo, Schätzchen. Ist das deine Puppe? Die ist aber hübsch!« Ruby duckte sich, und man konnte sehen, wie sie sich in sich selbst zurückzog. Sie war schüchtern, und wer wollte es ihr verdenken, nach dem, was ihr eigener Vater ihr angetan hatte? Ruby guckte von der Sozialarbeiterin zu Keisha hinüber. Dann schob sie sich an Mercy heran, die billige Puppe fest an sich gedrückt, und versteckte sich hinter der Körperfülle ihrer Oma.
    »Na, du bist ja ’ne ganz Schüchterne.« Sandra lachte, aber Keisha merkte, dass sie gekränkt war. Sie konnte das nachempfinden: Sie hatte selbst auch eine Weile gebraucht, bis sie nicht mehr erwartete, dass Ruby, so wie früher, von sich aus zu ihr kam und sie umarmte. Sie schob sich die Hände unter die Arme, um nicht in Versuchung zu kommen, sie nach der Kleinen auszustrecken.
    »Komm, mein kleiner Schatz, jetzt geht’s nach Haus.« Keishas Mum nahm ihre Enkelin in die Arme und hob sie hoch, und es stimmte, das musste Keisha zugeben. Wenn man die beiden so sah, dachte man – obwohl sie beide ziemlich hellhäutig waren: Alles klar, schwarze Oma, schwarze Enkelin. So sah es aus. Und das war das Problem. Damit hatte der ganze Ärger angefangen.
    »Und dann gibt’s was Süßes. Fruchtgummis? Oder lieber ein Eis am Stiel?« Schnaufend ließ Mercy das Mädchen wieder zu Boden. Ruby verzog grübelnd das Gesicht, und einen Moment lang wünschte Keisha, dass sie selbst es wäre, die jetzt mit ihrer Mum nach Hause gehen würde – das Gefühl der Geborgenheit, Zeichentrickfilme zu schauen und dabei Süßigkeiten zu naschen. Oder dass sogar sie selbst es wäre, die Ruby Süßigkeiten kaufte und dann zu ihr sagte: Aber hinterher putzt du dir schön die Zähne .
    Sie hätte gern irgendetwas zu ihrer Tochter gesagt. Es war das erste Mal seit Wochen, dass sie sie sah; Chris wollte nicht, dass sie sie besuchen ging. Sie hätte gern etwas gesagt. Aber was? Es gab nichts zu sagen. Verdammte Scheiße . Sie wartete, bis Mercy samt Enkelin weit genug den Flur hinabgewatschelt war, und machte sich dann in entgegengesetzter Richtung aus dem Staub.
    Charlotte
    »Na, Charlotte, viel um die Ohren? Jetzt ist es nicht mehr lange hin, nicht wahr?«
    Charlotte beherrschte es inzwischen perfekt, ein Fenster auf ihrem Rechner zu minimieren, gleichzeitig ihrem Chef ein strahlendes Lächeln zu schenken und ein Dokument über das Branding eines neuen Reiswaffel-Snacks aufzurufen. »Acht Tage noch.«
    »Dann sieht man sich nach Feierabend also eher nicht mehr in der Bar?« Er beugte sich über die Trennwand und kam ihr dabei so nah, dass sie seinem Aftershave ausgeliefert war.
    Sie setzte eine bedauernde Miene auf. »Leider nicht, nein. Wir haben noch irre viel zu organisieren. Du weißt ja, wie das ist.«
    Er fuchtelte mit seinem leeren Kaffeebecher herum. »Darf ich dir denn wenigstens noch eine Tasse von unserer Dröhnung kredenzen, bevor du uns verlässt?«
    »Lass mich das machen, Simon. Du hast wirklich schon genug zu tun«, erwiderte sie, da sie wusste, dass er genau das hören wollte.
    Während sie an der kleinen Spüle den Wasserkessel füllte, warf sie einen Blick auf die Uhr. 16.06 Uhr. Bald würde sie hier raus sein, und dann begann eines der zusehends seltenen freien Wochenenden mit Dan. Dass sie etwas vorhätten, war gelogen gewesen. Den ganzen letzten Monat war Dan abends um neun ins Bett gefallen, ausgelaugt von einem Vierzehn-Stunden-Tag, während sie noch lange aufgeblieben war und sich in Hochzeitsmagazine und Briefpapier-Designs vertieft hatte. Sie hatten in letzter Zeit aneinander vorbeigelebt. Doch heute Abend würde es anders sein. Sie würden zu Hause einen richtig romantischen Abend verbringen. Sie würden reden und einfach nur zusammen sein. Dafür würde sie sorgen.
    Als sie Simon seinen Kaffee brachte, beugte er sich gerade über die Neue. Wie hieß sie noch? Tory. Er drückte seinen Unterleib an die Rückenlehne ihres Bürostuhls und zeigte ihr etwas auf dem Bildschirm. Charlotte erinnerte sich an diesen Körperteil Simons lebhafter, als ihr lieb

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