Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Am Rande des Abgrunds: Thriller (German Edition)

Am Rande des Abgrunds: Thriller (German Edition)

Titel: Am Rande des Abgrunds: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire McGowan
Vom Netzwerk:
klar, dass der Mann Ronald Johnson sein musste, der ihm im Kingston Town aus dem Weg gegangen war.
    Er streckte ihm die Hand entgegen. »DC Hegarty. Sie müssen der Bruder von Miss Johnson sein.«
    Rachel schniefte. »Sag du’s ihm, Ron. Ich kann das nicht.«
    Ronald stand auf, und Hegarty trat einen Schritt zurück. Selbst eins fünfundachtzig groß, war er nicht allzu oft in der Verlegenheit, zu jemandem hochsehen zu müssen. »Unsere Rachel möchte gern einige Dinge geraderücken.«
    »Geht es um ihre Aussage?«
    Er nickte. »Sie hat da vielleicht ein bisschen was durcheinandergebracht.«
    »Gut. Gehen wir doch in mein Büro.«
    »Da ist noch was.« Ronald streckte eine Hand aus, und darauf lag ein kleines schwarzes Kästchen. Es sah aus wie eine externe Festplatte. »Unser Anthony hatte offenbar einige Geheimnisse«, sagte der Bruder des Toten.
    Doch nun wurde der Prozess fortgesetzt. Hegarty hatte weitergegeben, was er von Ronald Johnson erfahren hatte, und die Festplatte seines verstorbenen Bruders wurde analysiert. Rachel Johnson hatte ihre Aussage zurückgezogen, und Kylie hatte beantragt, das Verfahren für ungültig zu erklären, doch bisher hatte sich die Staatsanwaltschaft nicht darauf eingelassen. Womöglich mussten sie bis zum Berufungsverfahren warten, um die neuen Beweise vorlegen zu können, sagte Kylie, und das konnte Jahre dauern.
    An diesem Tag herrschte – dank all der Zeitungsartikel über die Bank und die Ermittlungspannen der Polizei – ein sogar noch größerer Publikumsandrang. Hegarty hatte regelrecht Mühe gehabt, ins Gebäude vorzudringen. Er sah Anthony Johnsons Mutter und daneben die frisch geschminkte Rachel. Sie warf ihm einen Blick zu und nahm den Arm ihrer Mutter, und Ronald ragte hinter beiden empor. Da waren auch Stockbridges Eltern, die gerade mit Charlotte sprachen. Er spürte die allgemeine Anspannung und versteckte sich vorerst wieder in der Cafeteria. Kylie war auch dort, machte sich in einer Ecke Notizen auf einem wirren Haufen Papier.
    »Hallo.« Sie nahm die Brille ab, rieb sich die Augen und wies mit einem Nicken in Richtung Tür. »Ach du je. Probleme?«
    »Nein.«
    Sie sah ihn freundlich an. »Sie war nie wirklich frei, nicht wahr?«
    »Ich weiß.« Er sah zur Tür hinüber, wo Charlotte zuvor aufgetaucht war. »Also. Sind Sie bereit?«
    »Und wie.«
    Hegarty war hin- und hergerissen. Entweder verlor er Charlotte endgültig, oder er schickte einen womöglich unschuldigen Mann hinter Gitter. Er hatte den einzigen großen Fall seiner bisherigen Laufbahn verbockt. Eine Beförderung war nicht in Aussicht. Ihm stand noch ein weiteres Jahr bevor, in dem er nachts um drei Haftbefehle vollstrecken würde, während ihm irgendwelche Weiber Bohnendosen an den Kopf warfen. »Na ja, Sie haben es versucht.«
    Kylie schenkte ihm ein erschöpftes Lächeln. »Noch nicht aufgeben, mein Lieber. Ich hab eventuell noch ein Ass im Ärmel dieser Robe hier.«
    »Was? Aber es ist doch aussichtslos, oder?«
    »Vielleicht. Vielleicht auch nicht.« Kylie stellte sich neben ihn und stopfte ihre Unterlagen in eine schäbige Ledertasche. »Hey, wenn das hier vorbei ist, haben wir beruflich nichts mehr miteinander zu tun.«
    »Stimmt.«
    »Gott sei Dank«, sagte sie und lachte. Er stimmte in das Lachen ein.
    Und dann tat Kylie etwas, das er nie im Leben erwartet hätte. Sie stellte sich in ihren flachen Schuhen auf die Zehenspitzen und küsste ihn aufs Kinn, so hoch, wie sie nur kam. Es war ein ganz zarter Kuss, wie vielleicht von einer Schwester. »Immer locker bleiben, Matty.«
    »Wie haben Sie gerade zu mir gesagt?«
    »Matty? Oh, so habe ich meinen Bruder immer genannt. Er hieß ja auch Matthew.«
    Dann ging sie hinaus und zwinkerte ihm dabei kurz auf ihre nervige Art zu. Hegarty stand da. Sie hatte nach Gras und Gänseblümchen geduftet. Nach Unschuld – in jedem nur denkbaren Sinne.
    »Gehen Sie rein?«, fragte ein Justizangestellter, ein runzliger kleiner Mann in Uniform, mit einem Schlüsselbund in der Hand.
    »Ja.« Hegarty sammelte sich und betrat den Saal.
    »Bitte erheben Sie sich«, sagte der Gerichtsdiener, und dann kam der Richter ein letztes Mal herein. Er ordnete seine Papiere und blickte einmal in die Runde. »Ich habe einen Antrag der Verteidigung erhalten, einen letzten Zeugen zuzulassen. Die Anklage hat sich dagegen ausgesprochen, aber ich bin überzeugt, dass diese Zeugenaussage entscheidende Informationen zum Fall beitragen wird, und daher habe ich dem stattgegeben. Ruhe

Weitere Kostenlose Bücher