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Am Rande wohnen die Wilden

Am Rande wohnen die Wilden

Titel: Am Rande wohnen die Wilden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
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hatte, entfernte er sich endgültig.
    Faunian interessierten die Leute von Morn zwei, die, obwohl Mornen wie alle anderen auch, doch anders waren, als man es hier gewöhnt war. Sie wiesen bestimmte Eigenheiten auf, die man der größeren Nähe des Zentralgestirns zuschrieb. Ihr Planet bezog so viel Energie von der erkaltenden Sonne, daß er keiner künstlichen Wärmequelle bedurfte, und hätte jemand den Vorschlag gemacht, ihren Planeten damit auszurüsten, sie hätten ihn wahrscheinlich entrüstet abgelehnt. Ebenso weigerten sie sich hartnäckig, die Rudimente freilebender Flora, die auf Morn zwei noch existierten, zu beseitigen.
    Als Faunian und Cosita näher traten, bot sich ihnen ein eigenartiges Schauspiel. Ein Mann, ein wenig größer als die Umstehenden, mit einem dunklen Overall bekleidet, hatte zur allgemeinen Verblüffung einen der Speiseautomaten ergriffen und ihn mit einer Hand scheinbar mühelos hochgehoben. Die an eine derartig heftige Behandlung nicht gewöhnte Maschine protestierte gegen diese Vergewaltigung, indem sie ihren Inhalt auf den Boden spuckte, wo die kleinen bunten Pasteten lustig durcheinanderpurzelten.
    Obwohl Faunian die Kraft des Mannes einen Augenblick lang bewunderte, der Dunkle hatte mindestens das Gewicht eines fünfjährigen Kindes gehoben, so lehnte er eine derart unsinnige Handlungsweise unbedingt ab. »Das ist doch...«, protestierte er, brach aber sofort ab, als der andere sich umwandte und ihn anblickte.
    Der Dunkle stellte den Automaten zu Boden und kam auf Faunian und Cosita zu. »Ich bin Bojan!« sagte er mit ungewöhnlich tiefer Stimme, die zu seinem Äußeren paßte, und musterte sie aufmerksam. »Und du bist Faunian!« stellte er genauso kurz fest und berührte Faunian an der Schulter. Fragend blickte er auf Cosita, bis ein Lächeln über sein Gesicht ging und er auch ihre Schulter berührte. »Cosita!« rief er.
    Er blickte zurück zu seiner Gruppe und forderte sie über den Emitter auf, näher zu treten. 
    Es dauerte nur einige Augenblicke, und Cosita hatte unter den Leuten von Morn zwei eine Frau gefunden, die ihr besonders sympathisch war. Tekla war ebenfalls übernormal groß und dunkel gekleidet, wie Bojan auch. Ihr Gang war kräftig und ausgreifend, ohne daß er so bodenverhaftet wirkte wie der ihres Begleiters.
     
    Abends trafen sie sich unter dem Kuppeldach des großen Saals. Die Emissionsvorhänge waren aus Anlaß des Festes abgeschaltet worden. Eine enorme Gedankenvielfalt schwirrte durch den hohen Raum. Sie nahmen an einem der Tische Platz, unmittelbar dort, wo die Kuppel auf dem Boden auflag. Die zweite Sonne stand tief, ihre Strahlen trafen das klare Material des Daches senkrecht und wärmten erheblich. Automatisch trübte sich die Haut des Kuppeldaches, um die Strahlen von der empfindlichen Haut der Gesichter fernzuhalten, wurde aber sofort wieder durchsichtig. Faunian lächelte Cosita, die diesen schnellen Wechsel veranlaßt hatte, zu. Auch er hatte einen ähnlichen Gedanken gehabt, hatte gewünscht, daß die Sonne, ihre Sonne, die Haut wärmen möge.
    Nach kurzer Zeit stellten sie fest, daß sich Tekla und Bojan unbehaglich zu fühlen begannen. Die hellen, heißen Strahlen waren ihnen unangenehm. An keine hellstrahlende Sonne gewöhnt, störte sie die Übertemperatur, die bereits drei Prozent über dem Optimum lag, erheblich. Faunian kam jedoch nicht mehr dazu, die Trübung der Scheibe zu veranlassen, der Automat, der über ihr Wohlbefinden wachte, kam ihnen zuvor.
    Sie bestellten ein leichtes Abendessen und schwiegen dann. Faunian fühlte sich verpflichtet, ein Gespräch in Gang zu bringen, aber Bojan hob die Hand. Sein Gesicht nahm einen Ausdruck an, als lausche er.
    Faunian blickte sich im Gemeinschaftsraum um. Der Saal war gut besetzt. Das kam nicht allzuoft vor, das Leben auf Morn kannte keine definierte Nachtruhe, und der Strom der Gäste verteilte sich über den ganzen Tag. Die Mornen gingen zur Ruhe, wenn es ihnen ihre Konstitution gebot, und sie gingen ihrer Arbeit nach, wenn sie sich dazu angeregt fühlten. Tag und Nacht war lediglich ein Wechsel zwischen dem Licht der Sonnen und dem Licht der Sterne, es war kein biologisches Problem. 
    Überall an den Tischen lagen oder saßen frohgestimmte Gruppen von Mornen und unterhielten sich. Faunian tat es Bojan nach und versuchte sich in die Gedankenvielfalt der Besucher hineinzuhören. Zu jeder anderen Zeit hätte der Gedankenwirrwarr seine Nerven arg strapaziert, aber heute war er in

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