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Am Rande wohnen die Wilden

Am Rande wohnen die Wilden

Titel: Am Rande wohnen die Wilden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
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konnte er bei ihr einen ähnlichen Gedanken wie bei Bojan feststellen.
    Auf einen Gedankenimpuls reagierend, schob sich eine der Kabinen aus der Warteröhre und öffnete die seitliche Einstiegluke. Es war eine Viererkabine mit bequemen Liegesitzen.
    Faunian programmierte das Fahrtziel mit Hilfe eines universellen Kodeschlüssels, der den Fahrtsensoren aufgeprägt wurde. Die Kabine beschleunigte ruckfrei, die tragenden Antigravfelder schluckten die Beschleunigungskräfte nahezu vollständig. Er setzte sich neben Tekla und stellte fest, daß sie ihn selbst noch in fast liegender Stellung um eine halbe Haupteslänge überragte, obwohl auch er nicht gerade klein war. Noch größer war der Unterschied zwischen Bojan und Cosita.
    Bei ihrer Ankunft im Raumflughafen stellten sie fest, daß sie durchaus nicht die einzigen waren, die hier den Gravex verließen. Offensichtlich hatte es sich herumgesprochen, daß der Raumer heute zum erstenmal auf seinen eigenen Gravitationsfeldern aufschweben sollte, und es schien eine Menge Mornen zu geben, die sich dieses Schauspiel nicht entgehen lassen wollten. Auf den Zugängen zum Hangar herrschte ein regelrechtes Gewimmel. Sie hatten Mühe, sich einen Weg zu bahnen, wobei ihnen die mächtige stumpf silbrige Kugel, die alle Gebäude in ihrer Nähe bei weitem überragte, die einzuschlagende Richtung anzeigte.
    Die vielen Schaulustigen wurden lediglich von einer dünnen Kette, die einen Warnkode ausstrahlte, in sicherer Entfernung vom Raumer gehalten, der bereits in mehr als Manneshöhe über dem Boden schwebte. Als die Besucher die Kosmonauten erkannten, öffnete sich ihnen eine Gasse, durch die sie den Hangar erreichen konnten. 
    Selbst Faunian war erstaunt über die Herzlichkeit, die ihnen entgegenschlug. Von allen Seiten versuchte man, ihre Hände, ihre Schultern zu berühren, und er beobachtete, wie Bojan einen Augenblick stutzte, sich dann aber auf der Welle der Begeisterung treiben ließ.
    Als sie die Außenfläche der Raumkugel bereits wie eine riesige gewölbte Schale über sich hatten, begannen sie das Tragfeld zu spüren. Die geheimnisvolle Kraft, die die Expedition in den Kosmos hinausschleudern würde, hob sie sacht an und ließ sie an der Außenhaut emporsteigen. Hin und wieder überholten sie einen der kleinen Automaten, die die letzten Außenarbeiten verrichteten, und erreichten schließlich einen der in der Nähe des Zenites liegenden Einstiege. Faunian legte die flache Hand in die Nähe der kaum sichtbaren Naht und wartete, bis der Öffnungsmechanismus seinem Kode gehorchte.
    »Die Luke spricht ausschließlich auf den persönlichen Kode der zur Expedition zählenden Kosmonauten an«, erklärte er und blickte auf Bojan. Er erwartete eine Frage nach dem Sinn dieser Sicherheitsmaßnahme, die das unbeabsichtigte oder unbefugte Eindringen fremden Lebens in den Raumer verhindern sollte, aber der schweigsame Riese schaltete seinen Gürtel ein und verschwand in einem der Verbindungsgänge, die das Schiff in allen Richtungen durchzogen. Der Gang hatte die Form einer Röhre, deren Wände weich gepolstert waren. Faunian betastete die Wandung und machte eine Bewegung des Unmutes.
    »Immer noch keine Gaskissen«, murmelte er verstimmt. »Dabei hatten sie genügend Zeit, meinen Vorschlag einzuarbeiten.«
    »Wozu, Faunian?« Es schien offensichtlich, daß Cosita seine Meinung nicht teilte. »Für die wenigen Augenblicke, in denen wir uns hier aufhalten? Das wäre übertrieben und unrationell.«
    Aber Faunian gab nicht so leicht nach. »Wir haben einen derartigen Energieüberschuß, daß wir uns diese kleine Verschwendung durchaus leisten könnten. Immerhin wäre es ein technischer Fortschritt.«
    »Im Grunde genommen treibt unsere Entwicklung zu nichts anderem als zu absoluter Rationalität«, erklärte Bojan. »Das ist ein Grundgesetz unserer Entwicklung überhaupt. Nutzen und Aufwand haben in einem vertretbaren Verhältnis zu stehen.« Er winkte ab. »Aber wozu ereifere ich mich? Du weißt das alles genausogut wie ich.« 
    Faunian war erstaunt über die lange Rede, die Bojan gehalten hatte, mehr aber noch über die Zurechtweisung, die sie enthielt. Er versuchte sich nicht zu rechtfertigen, zumal er spürte, daß sich sein Gegenüber bereits wieder mit ganz anderen Gedanken befaßte. Die Polsterung der Gänge schien er nicht für wichtig zu halten.
    Sie durchschritten den Tunnel, blickten in die Kabinen, die während der Expedition ihre Heimat sein würden, und tauschten hin und

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